Kolumne > Yesterday's News - On Thursdays, we're Teddybear doctors von: Sabine Stenzenberger
Last Week Tonight With John Oliver
Der Zuseher von heute ist darauf getrimmt, dass alles schnell gehen muss. Fast Food? Kein Problem. Schnelles Internet? Nur her damit. Der neueste Tratsch und Klatsch direkt aufs Smartphone? Läuft wie geschmiert.
Doch wie sieht es denn eigentlich mit Nachrichten aus? Die Einführung des „News Flash“ für eine Aufnahme der aktuellen Geschehnisse aus aller Welt zwischendurch ließ viele der älteren Zuseher verzweifeln. Zu junge Moderatoren. Zu detailarm. Zu schnell.
Vonseiten der Fernsehsender wurde schon längst erkannt, dass man an das jugendlichere Publikum anders herantreten muss. Informativ muss es schon sein, doch vor allem schnell muss es gehen.
In den USA gibt es nun ein ganz anderes News-Format. Shows, die über die aktuellen Ereignisse aus Politik, Religion und Society informieren, dies jedoch in einer mokierenden Art und Weise tun. Shows von Moderatoren wie Bill Maher, Stephen Colbert, Jon Stewart und zuletzt - John Oliver.
Last Week Tonight With John Oliver ist eine noch sehr junge Show – Erstausstrahlung war im Frühjahr 2014 – doch darf sich schon jetzt dafür rühmen, absolut abhängig zu machen. Dieses Format schafft es, seriöse Themen auf lebendige Art der breiten Masse vorzuführen. Nicht zuletzt beruht dieser Erfolg an John Olivers britischem Charme und dunklen Humor.
Themengebiete wie die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich, die Totesstrafe und die Tatsache, dass die USA die höchste Inhaftierungsrate der Welt hat, werden unter die Lupe genommen und mit Humor aufgearbeitet, ohne dabei ihren Wert oder ihre Seriosität zu verlieren.
Zu letzterem Thema modelte John Oliver eine musikalische Einlage mit den Figuren der Sesamstraße um. Der Moderator erklärt dem Publikum „We now need adorable singing puppets to explain prison to children - in the same way they explain the number seven or what the moon is. And at least Sesame Street is actually talking about prison. The rest of us are much happier completely ignoring it. Perhaps it is so easy not to care about prisoners. They are by definition convicted criminals.“
“If you don’t know a prisoner though or you don’t think you are ever likely to become one, then their safety and health are not gonna be high on your list of priorities. You don’t need to know anything about the conditions that they live in. But you know who should know? Maybe the director of federal prisons. And yet, watch him almost comically struggle to recall a basic detail about one of the most mentally excruciating things prisoners can be subjected to – solitary confinement.”
Und gezeigt wird ein Video einer Befragung dieses „Director of Federal Prisons“, in dem dieser nicht einmal die Maße einer dieser Einzelhaftszellen kennt.
Und das Drama geht noch weiter, als Oliver durch Ausschnitte von Nachrichten über die Zustände in örtlichen Justizanstalten zeigt und man herausfinden muss, dass die Kost, die dort ausgegeben wird, gelinde gesagt unterdurchschnittlicher Qualität ist. Wenn Sätze fallen wie „maggots were found“, kann dies – nett ausgedrückt – nichts Gutes bedeuten. Und selbst hier schafft es John Oliver, aus einem tristen Thema komödiantisch das Beste heraus zu holen, ohne dabei vom Weg abzukommen. „The only time when you are happy to hear the words ‚maggots were found’, is when you are a maggot whose family has been lost at sea.”
Ein rund 20-minütiges Segment um das Thema “Gefängnis” so zu füllen, dass man am Weg keinen Zuschauer verliert, ist etwas, das nicht vielen Moderatoren gelingen würde. Und doch schafft Oliver das Unschaffbare – er bereitet es so auf, dass man es auch versteht und mehr erfahren will.
Es ist sehr schwierig, Menschen für Dinge zu begeistern, die diese nicht persönlich betreffen, wie Oliver erwähnt, und doch gelingt ihm mit „Last Week Tonight“ genau das.
Politisch inkorrekt oder nicht – Oliver lässt sich den Mund nicht verbieten und schafft sich damit keine Freunde. Shows wie „Last Week Tonight With John Oliver“, „Real Time With Maher“ und andere (Gott segne HBO) zeigen auf satirische Art, was in der Welt falsch läuft und man kann nicht anders, als ihnen beizupflichten.
ss
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Zum Titelbild: '67 Chevy Impala (Automarke 'Chevrolet'), Dean Winchesters Auto und ein Markenzeichen der Serie Supernatural