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Ladies Lounge 2: Straight to the point - Alles bestens auf der Venus
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Wieder einer dieser Tage: Man wird nach seiner Meinung gefragt und überlegt, wie man antworten soll… Das bringt mich gleich zu einer Frage: Wie oft am Tag sind wir wirklich ehrlich? Durchgehend? Na mal sehen… Versuchen Sie die folgenden Fragen EHRLICH zu beantworten…
Wie oft schon haben wir unsere Meinung verschwiegen, um einen Streit zu vermeiden? Wie oft haben wir jemanden bestätigt, obwohl wir anderer Meinung waren? Wie oft haben wir uns selbst eingeredet, es sei eh alles okay, obwohl es das nicht war?
Drücken wir auf Play und sehen mal, was uns heute so erwartet.
Heute machen wir mal einen Cocktail, der von manchen Leuten gerne Wahrheitsserum genannt wird. Ich mag diese Beschreibung ja nicht so gern, das klingt ja doch etwas zu hart…
Wir brauchen dazu folgende Zutaten:
300 ml Ehrlichkeit
1000ml Überwindung
Eine Prise Rückgrat für die nötige Würze
Je nach Charakter können Sie Eis oder Zucker beifügen.
Manche versuchen, die doch etwas würzige Basis mit einer schleimigen Substanz wie Arschkriecherei auszugleichen, davon würde ich jedoch abraten, da so das Ergebnis verfälscht werden kann.
Mixen Sie die Zutaten zusammen und lassen Sie sich von der Wirkung überwältigen:
Ein Pärchen, kurz davor auf eine Veranstaltung zu gehen: Sie probiert ein weiteres Kleid an, stellt sich vor ihn hin, stemmt die Hände in die Hüften und sagt: „Und?“ Er sitzt mit dem Kopf auf die Hände gestützt auf dem Bett, blickt bei der Frage auf und sagt „toll“. Sie darauf: „Was? Nur toll? Was war an den anderen besser?“
Stop.
Tja diese Diskussion könnte sich noch Stunden weiter ziehen. Doch wir können ja vorspulen und gespannt dem Ende entgegenblicken, bei dem sich beide Partner anbrüllen und mit den Türen schlagen… Oder wir probieren einfach unseren Cocktail aus…
Play.
Wie gerne würde er wohl sagen, dass es ihm egal ist, welches Kleid sie anzieht, er sieht da keinen Unterschied? Wie gerne würde sie wohl sagen, dass sie sich nicht entscheiden kann, weil sie in jedem Kleid umwerfend aussieht (ihrer Meinung nach) oder dass sie sich in jedem Kleid zu dick vorkommt, etc.?
Aber das ist nicht der Punkt. Es geht um Ehrlichkeit, und warum es uns so schwer fällt, diese auszusprechen. Es gibt tausende Situationen, in denen wir unseren Mund einfach nicht aufkriegen, ja, er scheint fast verklebt zu sein, während wir in anderen Situationen nicht wissen, wann es wirklich absolut endgültig, ja, ehrlich jetzt reicht… Und warum? Weil wir niemanden verletzen wollen…
Das Blöde am Ganzen ist nur: Wenn wir die Wahrheit nicht aussprechen und sie im Nachhinein doch rauskommt, was sie in den meisten Fällen tut, verletzen wir die betreffenden Personen nur noch mehr, als wenn wir es gleich zu Anfang sagen. Wozu also? Das ist doch wirklich bescheuert. Mal ehrlich, schauen Sie keine Filme? Das endet IMMER in einem Fiasko…
Also mal sehen…
Ist es schwer, der Freundin zu sagen, dass sie in dem neuen echt sauteuren Kleid einfach beschissen aussieht? Ja, ist es (und es ist vielleicht auch nicht gerade die idealste Wortwahl), aber wem, wenn nicht unseren Freunden, sollten wir unsere ehrliche Meinung sagen?
Ist es schwer, dem Partner zu sagen, dass er im Bett eine Niete ist? Ja, ist es, aber wenn wir es ihm nicht sagen, wie soll es dann je besser werden?
Ist es schwer, dem Chef zu sagen, dass man längst eine Gehaltserhöhung verdient hätte? Ja, ist es (und sollte auch nur dann gesagt werden, wenn es den Tatsachen entspricht und nicht den Wunschfantasien, die man sich in Form von Tagträumen aufbaut), aber zu seinem Können sollte man stehen. Zwar muss man nicht unbedingt die Straße entlang stolzieren und die Nase so hoch tragen, dass man den Boden unter den Füßen nicht sieht, aber sich dessen bewusst sein ist schon okay.
Stop.
Nein, Moment. Schon okay? Es ist sogar sehr okay. Ich würde sogar sagen: überaus okay… Na gut, weiter.
Play.
Wir sollten uns ein Beispiel an Kindern nehmen. Die sagen einem alles direkt ins Gesicht. Sie haben keine Scheu davor, uns zu sagen, dass wir fett, schirch, doof, oa sind, bis zu dem Punkt, wo wir Erwachsenen anfangen, ihnen einzutrichtern, dass man so was ja nicht sagt.
Aber noch gibt es keinen Grund zur Verzweiflung! (puh) Das Tolle an uns Menschen ist ja, dass uns die Entscheidung in so vielen Dingen selber obliegt. Und so auch hier.
Also zurück zu unserem Beispiel, wenn also die betreffenden Personen den Cocktail zu sich nehmen und endlich die Wahrheit sagen, kommt es vermutlich zum Fiasko. Warum das jetzt? Weil wir Menschen uns blöderweise echt schwer damit tun, die Wahrheit zu akzeptieren.
Also, wir haben die Wahl zwischen der verlogenen scheinbar glücklichen und der ehrlichen Variante. Eines kann ich ihnen versichern. Bei der Variante Nummer Zwei ist die Wahrscheinlichkeit eines Magenkrampfes geringer. Ist ja auch klar, ständig die Meinung runterzuschlucken ist schwer verdaulich.
Und wenn es darum geht, dass uns andere ihre Meinung sagen, sollten wir anstatt aufbrausend zurückzufeuern, einfach zuerst mal nachdenken, ob da was Wahres dran sein könnte. Und somit hätten wir die Basis einer guten Beziehung zu uns selbst, unserer Umwelt und den Menschen, die uns wichtig sind.
Stop.
Hört sich alles nicht so schlecht an. Also probieren Sie mal das heutige Rezept aus. Ich könnte mir vorstellen, dass es Ihnen schmeckt. Und vielleicht schaffen Sie es auch eines Tages, ganz ohne Cocktail die Wahrheit zu sagen…
Cheers,
Ksenija
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