Kennen Sie ihn auch? Sind Sie ihm auch verfallen, dem Wahn nach dem Schönheitsideal? Dann bedenken Sie: Schön ist immer das, was man als schön bezeichnet.
Die weibliche Brust ist seit Jahrtausenden Thema in Kunst, Kultur, Religion, Alltag… Sie steht für Weiblichkeit und Erotik, und ist nicht zuletzt das, worauf die Männer gerne mal als erstes schauen (auch wenn sie es nicht zugeben). Immerhin sind aber mehr als die Hälfte der deutschen Frauen mit der Größe und/oder der Form ihrer Brüste unzufrieden. Um ihren Wunschvorstellungen näher zu kommen, wenden sich rund 16% der Frauen an plastische Chirurgen. Dass sie dabei die Natürlichkeit ihrer Brüste einbüßen, stellen sie hinten an. Obwohl heutzutage die Perfektion der Implantate sehr hoch ist, so dass diese durch eine besondere Form die Brüste sehr natürlich nachbilden, stellt sich die Frage, ob sich ein künstlicher Busen auch natürlich anfühlt. Und dazu kommt dann noch eine weitere Frage: Lässt man sich so schnell die eigene Brust verändern, wenn man sich Gedanken über deren eigentliche Funktion und Rolle macht?
Die Frauenbrüste sind die sekundären weiblichen Geschlechtsorgane. Unabhängig davon, ob diese groß oder klein sind, egal welche Form und Straffheit sie haben, spürt jede Frau beim Liebesspiel diese erogene Zone intensiv. Die wichtigste Funktion der Brüste ist aber natürlich das Stillen. Ein Kind auf der Brust zu haben und das Gefühl der Wärme und Nähe mit ihm zu verspüren, ist mit keinen anderen Empfindungen zu vergleichen. Kein Wunder also, dass in der religiösen Malerei die Jungfrau Maria besonders oft als stillende Mutter dargestellt wird.
Interessant ist, dass die Frauen mit zunehmendem Alter immer weniger mit ihren Brüste zufrieden. Vermutlich hängt dies mit der Tatsache zusammen, dass mit den Jahren der Busen an Straffheit und Elastizität und daher an Form verliert. Um das eigene Selbstbewusstsein zu steigern und Wunschvorstellungen zu erfüllen, greifen die Frauen zu allen möglichen Tricks. Dies ist jedoch keineswegs ein Phänomen der Neuzeit: Im 19.Jahrhundert versuchten die Damen ihre Weiblichkeit mithilfe von Wachsbrüsten oder Kügelchen aus Strumfhosenresten, mit denen man den BH ausfüllte, „aufzupeppen“. Heute macht es uns die Dessous-Industrie in dieser Hinsicht leichter, denn die meistens BHs haben die nötigen Einlagen und passenden Formen für jede Brust. Auch das Korsett hat im Laufe der Zeit unterschiedliche Ziele verfolgt. Einerseits diente es der Betonung der „weiblichen Rundungen“, wobei die enge Schnürung zu häufigen Ohnmachtsanfällen bei den Damen führte, andererseits versuchte man mithilfe von Bandagen, die Brustentwicklung bei Mädchen zu hemmen. Jede dieser Handlungen folgte vor allem der gerade vorherrschenden Mode. Rücksicht auf die Natur und die Gesundheit zu nehmen, war ausgeschlossen.
Tatsächlich besteht aber die große Kunst darin, sich so anzunehmen, wie man ist. Doch für einige Frauen ist dies besonders schwer, denn oft besteht das größte Leiden in Hohn und Spott, den Frauen mit Brüsten, die „anders“ sind, erdulden müssen, was wiederum das Selbstwertgefühl der Betroffenen extrem mindern kann. Hypoplasie, zum Beispiel, ist die medizinische Bezeichnung für die Unterentwicklung der weiblichen Brüste und entsteht meistens durch Störungen im Hormonhaushalt. In diesem Fall ist ein chirurgischer Eingriff am Ende tatsächlich die einzige Möglichkeit, sowohl die ästhetische, wie die psychische Situation zu ändern. In solchen Fällen werden die Operationen von den Krankenkassen unterstützt.
Doch abgesehen von medizinisch nachvollziehbaren Fällen, ist die Unzufriedenheit fast ausschließlich auf den Einfluss der Mode zurückzuführen. Dabei ist, über die Zeit betrachtet, in der der Busen nun schon derart verehrt wird, der schönsten Busen einfach nur der, der natürlich und harmonisch zu einer Frau passt.
(vs)