22.11.2010 |
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Die Lust, sich zu zeigen
Ist Exhibitionismus eine kranke Art, seine sexuellen Wünsche zu verwirklichen, oder ist es die Angst vor körperlicher Vertrautheit?
Immer öfter passiert es Frauen, dass sie selbst am hellichten Tag und auf offener Straße von Exhibitionisten belästigt werden. Alleine in diesem Jahr gab es in einer kleinen Stadt wie Graz bisher 50 Anzeigen, das sind doppelt so viele wie noch vor zwei Jahren. Viele Frauen trauen sich aber nicht, zur Polizei zu gehen, weshalb die Dunkelziffer weit höher liegen dürfte. Die Öffentlichkeit ist durch diese Zahlen alarmiert.
Was ist Exhibitionismus?
Exhibitionismus ist eine psychische Störung, bei der die Betroffenen sexuelle Befriedigung durch Zeigen ihrer Geschlechtsorgane erfahren. Meistens sind es Männer, die ihnen unbekannte Frauen auflauern und sich zeigen. Der Anfang dieser Störung ist kaum feststellbar, doch Psychotherapien wirken in der Regel gut. Oft sind die Täter zugleich Opfer, sie leiden unter ihrem Drang, sich zeigen zu müssen. Im Alltag sind diese Männer oft schüchtern, benehmen sich zurückhaltend, leiden an Minderwertigkeitskomplexen. Das Zeigen ihrer Geschlechtsorgane befreit sie für den kurzen Moment der Tat von diesen Komplexen.
Was machen die Exhibitionisten und welche Orte bevorzugen sie?
Exhibitionisten geht es nicht um Körperkontakt. Es ist vor allem das durch die Aufmerksamkeit und das Erschrecken der Frau plötzlich hochschnellende Adrenalin im Körper, das in Kombination mit Masturbation zum Orgasmus führt. Um ein schnelles Herzeigen des Glieds zu ermöglichen, tragen Exhibitionisten meistens nur Schuhe und einen langen Mantel, den sie schnell auf und zu machen können. Ihre Opfer sind meistens Frauen, die alleine unterwegs sind, das Alter spielt in der Regel keine Rolle. Sie suchen sich vor allem öffentliche Plätze aus, wo nicht viel los ist, etwa Parks, es kommt aber auch vor, dass sie sich öffentliche Verkehrsmittel aussuchen. Jede Tageszeit ist möglich.
Wie sollen Sie reagieren?
Lassen Sie sich nicht einschüchtern! Exhibitionisten suchen nicht den Körperkontakt, sie wollen, dass ihre Opfer erschrecken, Angst bekommen, schreien. Bleiben Sie ruhig, keine Panik. Je weniger Sie sich beeindruckt zeigen, desto weniger Befriedigung hat der Täter. Zeigen Sie ihm, dass sie stark sind. Ignorieren Sie ihn. Sich etwa über die Größe seines Glieds lächerlich zu machen, sollte man unterlassen, da es den Täter provozieren und ihn zu Handgreiflichkeiten reizen könnte.
Schweigen Sie nicht. Falls es nötig ist, gehen Sie zur Polizei oder schreiben Sie eine Anzeige. Auch wenn Sie sich selber nicht besonders betroffen fühlen, bedenken Sie, dass das nächste Opfer ein Kind sein könnte, wo ein solches Geschehnis durchaus Folgen für die seelische Verfassung haben kann. Exihibitionismus ist als eine Form der sexuellen Belästigung strafbar. Exhibitionisten sind krank und nur eine Psychotherapie kann ihnen helfen.
(sk)
Fotos: Alessandro Vernet, Koritol