24.05.2010 |
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Pures Schauspiel der Gefühle
Ist der Tanz eine hundertprozentige Sportart?
Tanz, insbesondere der lateinamerikanischer Tanz, wurde bereits seit dem letzten Jahrhundert zu einem beliebten Augenschmaus und lockt mit seiner feurigen Stimmung viele Zuschauer zu öffentlichen Tanzveranstaltungen. Dabei macht die Faszination des Tanzes auch das aus, was in den Köpfen der Zuschauer passiert: Woran denken die Tänzer, wenn sie so sinnlich und mit viel Gefühl ihre Schritte ausführen? Wie nah stehen sich die Tanzpartner? Sind sie auch im Leben oder nur auf der Bühne ein Paar? Stimmt das Gerücht, dass die männlichen Tänzer zu einem Großteil homosexuell sind? Wie erklärt sich das Phänomen des lateinamerikanischen Tanzes?
Am Samstag, dem 22. Mai, versammelten sich vor allem Verwandte, Kollegen und Freunde, um ihre Lieblinge bei der Landesmeisterschaft Latein in der Brigittenauer Stadthalle mit kräftigen Applaus und unterstützenden Zurufen anzufeuern. Einen gravierenden Mangel konnte man besonders für das junge Publikum beobachten: Das Event dauerte volle sechs Stunden und wurde lediglich durch die eher monotonen Ankündigungen des Moderators unterbrochen.
Den Kampf um den Titel "Wiener Landesbester" bzw. "Wiener Landesmeister" haben heuer 37 Teilnehmer angenommen, die größten Pokale wurden an jeweils sechs Teilnehmer aus folgenden Klassen verliehen: Allg. Klasse Latein Breitensport, Allg. Klasse Latein D, Allg. Klasse Latein C , Allg. Klasse Latein B, Allg. Klasse Latein A , Allg. Klasse Latein S.
Jeder, der schon mal, egal ob im Fernsehen oder auch live, professionellen Tanz mitverfolgen konnte, hat sich ohne Zweifel vom knisternden und rauschenden Takt der Gefühle zwischen den Partnern verzaubern lassen. Viele glauben, Tanz sei wie Sex, ja, man könne nach der Art und Weise, wie ein Mann mit einer Frau tanzt, bewerten, wie er im Bett sei. Schnell verflüchtigen sich diese Gerüchte, wenn man die Teilnehmer der Landesmeisterschaft Latein 2010 auf das Thema der Sexualität beim Tanz anspricht.
Dass die Partner zusammenpassen und die Chemie zwischen den beiden stimmen muss, ist eine der Grundvoraussetzungen bei der Paarbildung. Außerdem sollte man dem Partner vertrauen können, denn das gegenseitige Unterstützen gehört unmittelbar zu einem gelungenen Tanz. Feuriger Rumba, die alle Sinne umfassende Samba und der machtvolle Pasodoble spielen sich am Parkett in für den Zuschauer als unglaublich heiß erscheinenden Szenen ab. Dem Publikum stockt der Atem und man spürt ernsthaft das Knistern zwischen den Paaren. Und woran denken die Tänzer dabei? Daran, dass man alles richtig machen sollte, dass man den Partner nicht enttäuscht und Verantwortung für zwei hat. Manche denken daran, schnell den Tanz zu Ende zu bringen und sich beruhigt wieder auf die Eintanzfläche begeben zu können, andere denken nur an den Spaß beim Tanzen. Und was ist dann mit den Gefühlen? Nur wenig entsteht durch die Musik. Kein Gedanke oder Empfinden dem Partner gegenüber wird zugelassen. Auch ernsthafte Gefühle und Emotionen haben keinen Platz „Das hier ist ein wahres Schauspiel!“, so einer der Teilnehmer.
Auch ein Streit unmittelbar vor dem Auftritt, was natürlich noch keinem der Paare passiert ist, würde den Gefühlsfluss auf der Tanzfläche nicht beeinflussen. „The show must go on.“
In den niedrigen Klassen darf nur in der geschlossenen Position getanzt werden, es muss also immer mindestens einen Berührungspunkt mit der Hand geben. Im Gegensatz dazu dürfen die höheren Klassen eine offene Position und somit viel mehr tänzerische Freiheit in Anspruch nehmen.
In den sechs Kategorien präsentierten die Tänzer ihre technischen Talente und wurden mit Pokalen, Medaillen, Urkunden und Sachspenden geehrt. Für die heiße Stimmung während der Entscheidungsfindung durch die Jury sorgten die Wiener Vereine mit ihren Gruppentänzen.
(vs)