Wo gesellschaftliche Normen der Geilheit weichen
Jeder Mensch hat gewisse sexuelle Fantasien - doch kaum einer lebt sie aus. Geformt durch die Gesellschaft und ihre Normen, tut der Mensch, was er tun soll. Seine persönlichen Wünsche und Bedürfnisse stellt er dabei meist in den Hintergrund. Doch in keinem Bereich sind Menschen so altruistisch veranlagt wie beim Sex. Ein Besuch im Swingerclub könnte jedoch so manches Leben verändern.
Ausgerechnet bei der natürlichsten Sache der Welt ist der Mensch nicht imstande, zu sagen, was er denkt. Was er eigentlich sagen will, schluckt er hinunter, denn was könnte das Gegenüber, oder jene, die davon hören, nur über ihn denken? Nicht auszumalen wären die Folgen, wenn Menschen, die man mag, liebt oder hasst, wüssten, welche sexuelle Begierden man hegt. Denn gesellschaftlich definiert ist: Über Sex spricht man nicht. Nein, man schweigt das Thema tot. Man tut nichts, das anrüchig oder vulgär sein könnte. Man verdrängt die Gedanken an das, was sein könnte und gibt sich mit dem zufrieden, was der Norm entspricht- und bleibt so unbefriedigt. Will man diese Grenzen, diesen gesellschaftlichen Eingriff in persönliche Belange, sprengen, so ist ein Besuch im Swingerclub die ideale Wahl. Denn dort gilt: Alles kann passieren, nichts muss passieren.
Natürlich gibt es viele Geschichten über Swinger-Clubs, die Neulingen auf dem Gebiet oder verklemmten Leuten, allein die Vorstellung über einen Besuch in so einem Club zu einer Horror-Vision machen. Doch fasst man den nötigen Mut zusammen, erlebt man etwas Einzigartiges. Der Anblick nackter Haut schon beim Eintritt ins Geschehen ist für so manche der erste Schock. Was darauf folgt, ist ein Schwall sexueller Energie, die in der Luft schwebt. Die Geilheit aller hier Versammelten ist praktisch spürbar - und nach einigen Sekunden, nach denen man sich an die unbekannte Situation gewöhnt hat, fühlt man sich leicht, unbeschwert und frei. Sobald die Tür ins Schloss fällt, bleiben gesellschaftliche Normen, die Erwartungshaltung von Familie und Freunden und die Angst vor dem Unbekannten und Verbotenen außen vor. Wer hier anderes außer Unterwäsche, Dessous oder entsprechende Kostüme trägt, ist anders.
In den mehr oder weniger "privaten" Kammern, die sich je nach Thematik unterscheiden, können sich Paare oder Gruppen ihren Gelüsten hingeben. Versteckt bleibt hier nichts, da auf verschiedene Weisen die Schienen für Voyeurismus, Exhibitionismus und Candaulismus gelegt werden. Wer nicht mitmachen will, nicht zusehen will, muss auch nicht. Aber warum sollte man hingehen, wenn es nicht dem eigenen sexuellen Verlangen entspricht oder man zu feige ist, etwas Neues auszuprobieren? Weil schon alleine die Anwesenheit in einem Club eine Inspiration für Körper und Seele darstellt, eine Befreiung aus der Gesellschaft und ihren Wunschvorstellungen, eine Möglichkeit sich selbst und seine Wünsche zu entdecken- in einer kleinen "Welt" in der keine Grenzen für Schönheit, Lust und Verlangen existieren. Wenn man den Club verlässt, sieht man die Welt und sich selbst mit anderen Augen.
(kh)