Wenn die Emotionalität in den Hintergrund rückt
Wer kennt sie nicht, diese Momente, in denen man am liebsten heulend am Boden zusammen brechen würde und sich selbst zwingt, es nicht zu tun? Es wird eine gewisse „Stärke“ von einem verlangt. Wenn man die Emotionen ausbrechen lässt, wird man nur schief angeschaut. Im Sinne der Gesellschaft werden wir zu gefühllosen Robotern erzogen. Das Problem dabei: Die Emotionen sind trotzdem da.
Emotional handeln – ein Tabu
Egal ob in der Straßenbahn oder am Arbeitsplatz, die Erwartungshaltung der Gesellschaft ist ganz klar: Cool bleiben. Und warum? Weil man bei Tränen-, Wut- und Freudenausbrüchen nicht so leicht wegschauen kann. Ein falscher Schritt, und alle Blicke sind auf einen gerichtet, was für die meisten Menschen unangenehm ist. Im Gegenzug dazu hat sich ein Paralleltrend gebildet, in dem Leute, meist Jugendliche, genau dies ausnutzen, um Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Durch lautes Musik Hören an öffentlichen Orten oder auffälliges Benehmen versuchen sie, Aufmerksamkeit zu bekommen, die ihnen wohl an anderer Stelle entsagt wurde.
Die Erwartungshaltung der Gesellschaft läuft Hand in Hand mit dem Zusammenleben auf zu kleinem Raum, mit dem wir heutzutage konfrontiert sind. So dauert es einige Zeit, bis man an einen Ort gelangen kann, wo man völlig für sich ist und seine Gefühle rauslassen kann. Dies geschieht jedoch viel zu selten und hat gesundheitliche Folgen. Durch das Zurückhalten von Emotionen setzen wir unsere Psyche und infolgedessen unseren Körper unter einen enormen Druck. Das geht so lange „gut“, bis es letztendlich ausbricht.
Durch diese psychische Belastung können Depressionen, Nervenzusammenbrüche bis zu Angstzuständen und in Verbindung damit körperliche Folgen, angefangen von Kopfschmerzen und Schwächezuständen bis zu Magengeschwüren und schweren Krankheiten, entstehen. Es ist also keineswegs gesund, seine Gefühle runterzuschlucken.
Einen Mittelweg zwischen Rationalität und Emotionalität zu finden, ist die Kunst. Die Balance zwischen einem sich nicht blamieren Wollen, was wohl kaum der vernünftigen Seite entspricht, und einem emotionalen Handeln, ist das A und O. Und wo diese genau liegt, kann jeder nur für sich entscheiden. Nur muss man immer bedenken, dass es eben auch eine Entscheidung zwischen der Meinung anderer Leute und der eigenen Gesundheit ist.
(kh)