Die zu wenig beachtete Essstörung
Die Bezeichnung Binge Eating Disorder beschreibt „Fressattacken“, die mindestens 2 Mal pro Woche über einen Zeitraum von 6 Monaten oder länger auftreten. In kurzer Zeit werden große Mengen an fettem und kohlenhydratreichem Essen im wahrsten Sinne des Wortes in sich hineingestopft.
Von Binge-Eating sind nicht nur Frauen, sondern auch zu 35% Männer betroffen.
Die Essattacken laufen ähnlich wie bei Bulimiekern ab, jedoch ohne anschließendes Erbrechen.
Betroffene können die Menge nicht kontrollieren und nicht mit dem Essen aufhören, sind sich jedoch im Gegensatz zu Betroffenen anderer Essstörungen bewusst, dass ihr Verhalten nicht "normal" ist.
Das Essen ist eine Methode um mit Einsamkeit, Trauer, Wut und Angst fertig zu werden. Essen ist Belohnung oder Bestrafung, es ist der Problemlöser der immer da ist, über die Folgen davon, wird im Rauschzustand der Essattacke nicht nachgedacht. Die Ursache ist ein innerer Hunger, der mit Essen eigentlich nicht gestillt werden kann, da er eine psychische Ursache hat, aber Essen ist der Ersatz dafür. Essen ist überlebensnotwendig, nicht Nährstoff- und Energiebedingt, aber Betroffene berichten von einem Gefühl, dass ohne Essen nichts mehr funktionieren würde. Es ist eben der Problemlöser und die Belohnung.
Nach einer solchen Essattacke fühlen die Personen Scham und Ekel vor sich selbst und werden von Schuldgefühlen geplagt. Dadurch ziehen sie sich immer mehr zurück und leben die Attacken heimlich aus, wenn sie es nicht in der Lage sind, sie zu unterdrücken. Sie schaffen es auch ganz gut, ihr Problem vor Freunden und Verwandten zu verstecken.
Das Essen von großen kalorienhältigen Mengen schlägt sich natürlich nieder, je nachdem, wie häufig Heißhungerattacken vorkommen.
Entgegen der weit verbreiteten Meinung, müssen Leute mit Binge Eating Disorder nicht zwingend übergewichtig sein, für die meisten trifft es aber zu. Bei Übergewichtigen kommt noch dazu, dass sie in der Öffentlichkeit gehänselt werden und sich dadurch noch mehr ins Essen flüchten.
Ähnlich wie es Alkoholikern mit dem Alkohol geht, geht es Esssüchtigen mit dem Essen. Es ist schwer vom Binge-Eating loszukommen, doch mit professioneller Hilfe von außen und Selbsthilfegruppen schaffbar.
mg
Foto: donkeyrock, sxc