Und da es sein Werk auch als Hörbuch zu erwerben gibt, freut es uns, seinem schottischen Akzent entspannt zu lauschen. Denn der ist in der Tat sehr charmant.
Der Autodidakt, der mit 16, also so schnell es ihm legal möglich war, die Schule verlies, moderiert seit rund acht Jahren seine eigene Show. Auch wenn er bei weitem nicht so beliebt und weit weniger bekannt ist als Jimmy Kimmel, David Latterman, Conan O’Brien, Jay Leno und Co. (vor allem in unseren Breitengraden!), kann ihm in puncto Spontanität und Einfallsreichtum niemand von denen das Wasser reichen, die das US Late-Night-Fernsehen dominieren.
It’s a great day for America!
Mr. Ferguson ist bescheiden, doch unverfroren in seinen Witzen über andere, und lässt es sich darüber hinaus auch nicht nehmen, sich selbst genauso aufs Korn zu nehmen. Sein unverblümter Humor kommt bei den weiblichen Gästen weitaus besser an als bei seinen männlichen – und so wird täglich heftig geflirtet. Der sich selbst als „creepy guy in the basement“ (siehe Anmerkung am Ende des Textes), oder auch „creepy foreigner“ bezeichnende Entertainer gewann schon mindestens genauso viele Frauenherzen wie er Männer abstieß.
Zur Bemerkung Fergusons, seine Show von einem Keller aus moderieren zu müssen: Die Late Late Show kämpft mit Budgetproblemen wegen starker Konkurrenz der Kabelsender – darum befindet sich, wie Ferguson dem Publikum täglich verärgert/sich-lustig-machend mitteilt, das Studio auch im „basement“, also im Keller des CBS Studios in Los Angeles. Abgesehen davon würde man ihm nicht genug Beachtung schenken, die zur Verfügung stehenden Geldmittel würden für Drew Careys "The Price is Right" (deutsches Pendant dazu: "Der Preis ist heiß") verwendet werden, zu dem die Zuschauer weitaus lieber schalten würden als zur Late Late Show Fergusons.
Ferguson schreckt nicht davor zurück, seine bissigen Witze auch an sich selbst und seine Show zu richten: “If you’re watching right now, you obviously don’t have cable.“ Kabelfernsehen hin oder her – ich würde jeden Conan O'Brien der Welt gegen den Schotten Craig Ferguson eintauschen. Der Komiker kann sein Talent nämlich hinunterspielen so viel er will, die Late Late Show mit Craig Ferguson ist an Authentizität und Originalität wohl kaum zu überbieten.
Es ist im Prinzip ganz einfach – der Showmaster amüsiert sich sichtlich bei dem, was er tut und das färbt auf das Publikum ab. Selbst wenn, oder gerade weil, er keinen Plan hat. Dies zeigt sich schon alleine bei den unzähligen Lachkrampfanfällen, die es Ferguson oft nicht leicht machen, seine Show weiter zu moderieren. Zitat: „I made myself laugh – and that’s half the battle.“ Lachen Sie nur weiter, Mr. Ferguson, das steckt an!
Und dass man im Fernsehen nicht fluchen darf, interessiert Mr. Ferguson auch recht wenig. Ja, Craig Ferguson liebt es zu fluchen und tut dies auch. Ohne schlechtes Gewissen versteht sich, ganz zum Leidwesen der CBS-Zensoren, die mit dem Pixeln der Mundpartie Craigs voll beschäftigt sind. Es ist also auch anzuraten, sich den schottischen Stand-up Comedian einmal live anzusehen, wo es keine Zensur dieser Art gibt.
So wie seine Autobiografie kommen auch seine Monologe am Anfang der Show und nicht zuletzt die Interaktion mit seinen Gästen von Herzen. Und vor dem Interviewen der prominenten Gäste werden die Notizkarten, mit vorgefertigten Fragen zerrissen und dann kann es mit dem Stellen unangebrachter Fragen losgehen. Und an Doppeldeutigkeiten und Anspielungen sexueller Art wird bei Ferguson bei Gott nicht gespart.
"This guy could flirt the pants off everything" lautet das Urteil eines Rezensenten der Late Late Show und Craig Ferguson, und wenn man sich Best Of Videos auf Youtube ("Best of Craig Ferguson Moments with Ladies Compilation"), welche mittlerweise schon 14 Folgen à 10-15 Minuten umfassen, ansieht, in denen Ferguson seinen Charme spielen lässt, weiß man auch, warum. Kein anderer Showhost geht so offen auf die Damen zu wie er, auch, wenn das ganze schlussendlich dann etwas "creepy" ausfällt. Aber das macht nichts, denn Craig Ferguson weiß um seinen Eindruck, den er bei anderen macht und nicht nur das, er zählt sogar darauf und macht das Beste für sich daraus - nämlich Comedy.
Craig Ferguson, die Cinderella der Fernsehwelt
Denkt Craig Ferguson eigentllich nach, bevor er spricht? Oftmals wohl nicht, denn man merkt, wenn ein Kommentar über seine Zunge kommt, der lieber in seinen Gedanken geblieben wäre - wenn der amerikanische Schotte nämlich ungläubig seinen Kopf über die eigene gerade getätigte Aussage schütteln muss und dabei beschämt lächelt oder den Kopf senkt. Creepy foreigner, bad-lit basement, low-budget, crappy show.
In der sogenannten "Roof Leak Episode" vom 5. Februar 2009, an einem verregneten Tag in Los Angeles, tröpfelte es durch ein Loch in der Decke des Studios. CBS habe für die Reparaturen des Daches kein Geld übrig, denn es mangle dem Sender an Interesse an Fergusons Show. Dies veranlasste den Entertainer dazu, die gesamte Folge auf diesen Umstand hin auszurichten und sich in einer Tour darüber zu beschweren, wie Aschenputtel von der restlichen Welt des Late-Night-Formats unterjocht zu werden und aufräumen zu müssen, während die anderen sich "am Ball" amüsieren dürften: "Have a great time at the ball, ugly sisters, I'll be here, cleaning!" Craig Ferguson, die Cinderella der Fernsehwelt.
Der Promi-Gast der Episode, Gary Shandling, war auf der Stelle ganz angetan von Ferguson, der sich, da er sich "um das Wohlergehen des Schauspielers sorge", denn dieser könne durch die Lacke am Boden stürzen und sich verletzen, kurzerhand einen Mob schnappte und damit den Boden trocken wischte. So etwas habe Shandling noch nie gesehen, dass ein Moderator einer Late-Night Show auch nur irgendetwas zur Reinigung des Studios beitragen würde.
Craig Ferguson ist charmant, zynisch und urkomisch und dazu noch ein Jedermann, der den kleinen Zuschauer versteht und ihm Hoffnung gibt. Hoffnung, dass alles möglich ist, wenn man es wirklich will. Der aus einfachen Verhältnissen stammende Glaswegian (engl. Ausdruck für jemanden, der aus Glasgow stammt) hat sich von ganz unten hochgearbeitet und weiß, wie hart es in der Welt des Showbiz zugeht. Es begann mit einem Traum - dem Traum eines einfach Jungen aus Glasgow, eines Tages Astronaut zu werden. Da ihm aber klar wurde, dass Schottland "wohl in nächster Zeit kein Raumfahrtprogramm entwickeln werde", gab sich der junge Craig Ferguson damit zufrieden, sich bei der US-amerikanischen Raumfahrtbehörde NASA als Astronaut zu versuchen. Ziemlich schnell wurde ihm bewusst, dass es ganz so leicht nicht werden würde - aber der Traum, in die vereinigten Staaten von Amerika auszuwandern, blieb - und wurde zum Schluss Wirklichkeit.
Quality Entertainment
Die ständigen sich wiederholenden Phrasen ("catchphrases"), die uns in Fergusons Show begegnen, sind entgegen Fergusons Meinung, er würde jeden Tag nur "the same old crap" machen, alles andere als langweilig. Die täglichen Wiederholungen bestimmter Sätze und Floskeln haben Wiedererkennungswert und vermitteln ein gewisses Gefühl der Zugehörigkeit bei jedem aufmerksamen oder regulären Zuschauer.
Jedes Mal, wenn der Comedian ein Bild des Sängers Paul McCartney verlangt, und stattdessen ein Foto der Schauspielerin Angela Lansbury gezeigt wird, resultiert das jedes Mal in Amüsement. Oldy but goldy. Was dieser Witz, den Craig schon seit Jahren (!) konsequent durchzieht, mit sich bringt, ist, dass man immer, wenn man Paul McCartney sieht, automatisch an Angela Lansbury denken muss. Die beiden sehen sich tatsächlich sehr sehr ähnlich.
Aber ich kann McCartney Fans beruhigen: Craig spricht von sich selbst oft als "middle-aged lesbian", meint also, dass er einer Lesbe mittleren Alters ähnlich sieht und machte auch schon mehrmals den Witz, er würde oft mit Liza Minelli verwechselt werden. Und natürlich ist Craig ein Paul McCartney Fan, aber sich über seine Lieblinge lustig zu machen macht mindestens genauso viel Spaß, wenn nicht sogar mehr, als über Unbeliebte herzuziehen.
Wenn man sieht, wie viel Spaß Ferguson und Thompson haben, kann man sich eigentlich nur anstecken lassen und man wird das Gefühl nicht los, dass sich diese beiden auch off-stage gut vertragen. Zumindest, dass die Chemie zwischen den Comedians stimmt, ist unbestreitbar.
Die more-or-less-Erfolgsstory des schottischen Stand-up Comedians Craig Ferguson und seiner Late Late Show lässt sich kurz zusammenfassen: I'm creepy and I know it!
Sollten Sie sich erstmalig dazu entschlossen haben, sich die Late Late Show mit Craig Ferguson anzusehen, wundern Sie sich nicht. Nein, Sie träumen nicht. In den Worten Craig Fergusons: "Yes, this is really on your TV right now!"
Sabine Stenzenberger
Abbildungen: 1) Geoff Peterson
2) Craig Ferguson, 26. April 2008 beim White House Correspondents Association Dinner
3) Angela Lansbury on Broadway, in Terence McNally's play "Deuce", Mai 2007. Photo: Andreas Praefcke
Einige Begriffserklärungen und weitere Erläuterungen:
Übersetzungen:
foreigner: Ausländer
badly-lit: schlecht beleutet
down-to-earth: auf dem Boden geblieben
sidekick: Handlanger (Batman & Robin, Han Solo & Chewbacca)
frat guy: "frat" ist kurz für "Fraternity", ist also eine "Bruderschaft" (wie man sie an amerikanischen Colleges finden kann)
Zum Aufbau der Show (Quelle: wikipedia):
Sein (Craig Fergusons) Moderationsstil unterscheidet sich grundlegend von anderen klassischen Late-Night Formaten, wie die Late Night with Conan O'Brien, durch die Abkehr von vorgefertigten Witzen hin zu einer eher persönlicheren Herangehensweise, die oftmals selbstironische Bezüge zur Qualität der Sendung oder zu eigenen gesundheitlichen Problemen in der Gegenwart oder in der Vergangenheit enthalten. So widmete er zum Beispiel einen ganzen Eingangsmonolog seinen kurz davor verstorbenen Vater sowie seiner 3 Jahre später verstorbenen Mutter oder nahm die Krise von Britney Spears im Jahr 2008 zum Anlass, in der Show sehr ernst über seinen eigenen Alkoholismus, damit einhergehende Suizidgedanken und seinen Entzug Anfang der 90er zu sprechen.
Josh Robert Thompson als "Goeff Peterson" (Quelle: wikipedia):
On April 5, 2010, Ferguson began featuring a robot skeleton sidekick, Geoff Peterson. The idea for the bit was inspired, in part, by Ferguson's habit of referring to his Twitter followers as his "Robot Skeleton Army". The robot was created by Mythbuster Grant Imahara.
In February 2007, Thompson made his first on-camera television appearance as Governor Schwarzenegger on The Late Late Show with Craig Ferguson (CBS). Since then, Thompson has become a regular performer on the show, making regular appearances as actor Robert De Niro, Frat Guy, Brian Deese, Levi Johnston and the voice of Morgan Freeman.
Starting April 20, 2010, Thompson voiced Craig's sidekick, Goeff Peterson, originally using prerecorded clips of a vaguely George Takei-sounding voice. Approximately one year later, Thompson began to occasionally voice and perform Geoff live in-studio. On May 16, 2011, in what was possibly a backdoor audition, Thompson performed Geoff Peterson in an actual guest spot. Beginning June 29, 2011,Thompson has been voicing and performing Geoff in person for every episode, including those filmed in Paris, France, that aired the week of August 1, 2011, and those filmed in Craig's hometown and home country of Scotland, that aired the week of May 15, 2012.
Since Thompson began voicing Geoff Peterson live, he has incorporated several of his own impressions into the character's repertoire. He also performed his Morgan Freeman impression for Freeman himself on June 10, 2011, asking the amazed actor "Would you like to hear my Morgan Freeman voice?" and "What would you like to say to yourself?" Freeman called the impression "outstanding."
Secretariat (Quelle: wikipedia):
Secretariat is a pantomime horse which originally appeared during the first run of the Disney film Secretariat, and as of late 2012 appears on nearly every show, although sometimes only briefly as the show enters or leaves commercial breaks.
For most of his appearances through summer 2012, Ferguson introduced him by pressing a button hidden behind his desk which created the sound of a doorbell, after which he would shout "Who's that at the door?" Secretariat entered the stage and danced across before exiting again, accompanied by a bouncy, pop music-style stock music track.
Zu Fergusons Autobiografie "American on Purpose", seiner Biografie allgemein sowie einige interessante Fakten:
Nur wenige Monate nach Fergusons Anerkennung der US-amerikanischen Staatsbürgerschaft hielt der Comedian beim sog. "White House Correspondents Association' DInner" im Weißen Haus in Washington eine komediantische Ansprache, u.a. auf Präsident George W. Bush, der damals noch Präsident der USA war (April 2008). Doch anstatt sich über Bush lustig zu machen, sympathisierte er mit dem unbeliebtesten aller Präsidenten (beide Männer sind trockene Alkoholiker) und stieß mit ihm auf ein Glas Sodawasser an. George Bush hochzunehmen wäre "like shooting fish in a barrel" und stattdessen entschloss sich Ferguson dazu, sich etwas "zurückzunehmen".
WHCA (Quelle: wikipedia):
The White House Correspondents' Association (WHCA) is an organization of journalists who cover the White House and the President of the United States. The WHCA was founded on Feb 25, 1914 by journalists in response to an unfounded rumor that a Congressional committee would select which journalists could attend press conferences of President Woodrow Wilson.
The WHCA operates independently of the White House. Among the more notable issues handled by the WHCA are the credentialing process, access to the President and physical conditions in the White House press briefing rooms.
Kleiner Auszug aus seiner Filmografie:
How to Train Your Dragon ("Drachenzähmen leicht gemacht"), Stimme
Brave ("Merida - Die Legende der Highlands"), Stimme
Saving Grace ("Grasgeflüster"), Schauspieler, Autor
Winnie Pooh ("Winnie Puuh"), Stimme
The Ugly Truth ("Die nackte Wahrheit"), als er selbst als Moderator seiner "Late Late Show"
- (December 2004) Has been appointed the new official host for "The Late Late Show", the show from which Craig Kilborn resigned. His first episode will be January 3, 2005.
- (November 2007) Has been successfully hosting "The Late Late Show with Craig Ferguson" (2005) for nearly 3 years (in Jan. 2008).
- (April 2008) Performed at the C-SPAN White House Correspondents' Dinner.
- (April 2006) Release of his book, "Between the Bridge and the River: A Novel".
- (September 2009) Release of his book, "American on Purpose: The Improbable Adventures of an Unlikely Patriot".
- (February 2011) Mr. Ferguson announced on Conan that his new son was born Jan 31st 2011.
Trade Mark
Addresses himself as "TV's Craig Ferguson" in his monologues
Opens his monologues by saying "It's a great day for America, everybody"
Always smacks the side of the TelePrompTer on the camera at the beginning of his monologues.
Tears the card with questions to shreds and tosses it as he begins each interview.
Self-effacing humor
Shows fanmail to the screen but quickly takes it away before the camera is able focus on it