Als ich ein Kind war hat mir mein Stiefvater wiederholt den Trick mit der Münze, die unter der Haut verschwindet und hinter dem Ohr wieder auftaucht gezeigt. Mich hat die Tatsache, dass man sich eine Münze in die Haut hineinreiben kann und diese sich dann zu einer anderen Körperstelle aufmacht, als Kind fasziniert. Nach seinem Tod hab ich mir die Münze in den Oberarm hineingerieben bis der wund wurde und war enttäuscht, dass die Münze immer noch da war. Ich war davon überzeugt, dass es Magie ist und jeder es kann. Als Kind nimmt man Sachen anders wahr als ein Erwachsener. Als Erwachsener wird man skeptischer, hinterfragt alles und ist schwer mit etwas zu beeindrucken, denn alles muss eine logische Erklärung haben. So steigt die Faszination über das Mentalistenpaar umso mehr, denn diese sind in ihrer Gesamterscheinung kaum zu übertreffen. Das Faszinierendste an Thommy Ten und Amélie van Tass ist die Magie zwischen dem auch privaten Paar.
Déjà-vu setzt fort
Auch wenn Amélie van Tass und Thommy Ten, das sind deren Künstlernamen, sich erst 2011 kennengelernt haben, haben sie permanent das Gefühl, sich schon immer gekannt zu haben. Ihre Geschichte ähnelt tatsächlich einem „Harry-Potter“-Roman. Beide sind aus St. Pölten, haben im gleichen Spital das Licht der Welt erblickt, sind beide 28 Jahre alt und deren Wege haben sich bereits im Kindergarten gekreuzt. Zusammengebracht hat sie allerdings die ORF-Talenteshow „Die große Chance“, wo Thommy Ten in Amélie van Tass, die damals noch ihre Tanzbegeisterung auf die Bühne brachte, seine Partnerin für die Magietricks gefunden hat. Schnell wurden sie auch privat ein Paar und begeisterten mit ihrer besonderen Verbindung das begeisterte Publikum weltweit.
Diese besondere Verbindung pflegen sie auch dem höchst interessierten Publikum nachzuweisen. Denn nicht nur Thommy und Amélie bestätigen sie, jeder kann, so die Mentalmagier, diese Verbindung zu einer anderen Person aufbauen. Das bewiesen sie auch bei der Show in den ausverkauften Grazer Kasematten, als eine Frau, ohne den Mann zu kennen, ein Wort, an das er gedacht hat, aus seinen Gedanken lesen konnte. Genau diese Verbindung, die beide ausstrahlen und dem Publikum vermitteln, machen sie so atemberaubend. Wenn man daran denkt, wie viele Beziehungen mit Streitigkeiten, Ungereimtheiten, Befindlichkeiten, Beleidigungen etc. gesättigt sind und auf einmal ein Paar sieht, dass bereits seit sieben Jahren eine besondere Verbindung zwischeneinander pflegt und diese auch noch auf ein besonderes magisches Niveau bringt ist man begeistert, neidisch, einfach verzaubert. Wer weiß, ob beide tatsächlich so perfekt sind, in diesem Moment glaubt man einfach daran. Oft will man einfach an eine Magie glauben.
Das gleiche gilt den unglaublichen Tricks, die das Magiepaar auf der Bühne einen nach dem anderen vorführt. Sie betonen, dass sie gern spontan sind, strahlen dabei so eine bezaubernde Leichtigkeit und Selbstbewusstsein aus, dass man im Grunde allem glauben will, was sie sagen. Auch wenn beide sagen würden, es würde regnen, würde man die Regentropfen auf der Haut spüren, auch wenn diese nicht da gewesen wären. Während der Show ging jedem Zuschauer der Mund weiter und weiter auf, bis man vor Staunen einfach nur still und leise jeden Trick verfolgte, um ja nichts zu verpassen. Man hört allerdings nicht auf nachzudenken, dass es ja eine logische Erklärung geben sollte, will es aber nicht wahrhaben, denn jede Geschichte, jede Ummantelung des Tricks, jede Wortwahl und die Magie selbst sind einfach zauberhaft. Man kann und will den eigenen Augen nicht glauben.
Früher wandten sich viele an die so genannten Clairvoyants, wie sich Amélie van Tass und Thommy Ten nennen, um in die Zukunft zu sehen oder sich Gesundheit und Reichtum prophezeien zu lassen. Heute, wo sich unser Wissen durch Wissenschaft und Technik erweitert hat, ist die Faszination über deren Fähigkeiten nach wie vor da. Noch faszinierender ist, wenn es zu den Vorhersagen kommt, die man nie für möglich gehalten hätte, wie die Vorhersage der Parlamentswahlen 2017, die – fallen Sie nicht in Ohnmacht –zu 100% gestimmt hat.
Auch auf dem Heimweg ließ mich der Gedanke nicht los, wie denn jeder Trick funktioniert. Einerseits will man die Auflösung kennen,
andererseits will man sich einfach verzaubern lassen und es gar nicht wissen, wie die Tricks zustande gekommen sind, denn das zerstört den Zauber der Mentalkunst. Man muss es wohl besser akzeptieren, dass man manche Sachen doch unenthüllt lassen soll und manches vielleicht sogar für immer ein Geheimnis bleibt, so wie die Kuppel von Florenz oder Stonehenge.
Noch faszinierender ist die Energie der beiden mehrfach ausgezeichneten Mentalmagier. Denn nach der Aufführung, die von 20:15 bis 23 Uhr dauerte, gingen die beiden direkt zu den Ständen mit ihren Artikeln und stellten sich für Fragen, Fotos und Autogramme zur Verfügung.
Jungredakteur Jordan, 7 Jahre alt, besorgte sich auch gleich ein Buch von Thommy Ten mit Übungen für einen Zauberanfänger und ließ dieses von beiden Mentalmagiern signieren. Auch wenn er während der Aufführung als Zauberhelfer nicht drankam trotz seiner aktiv gehobenen Hand, so will er sich auf das nächste Treffen mit Amélie van Tass und Thommy Ten aktiv vorbereiten.
vs
Fotos: Köstler/Sebastian Kono/nxp