Einer Studie der Linzer Uni zufolge, soll ein höherer Mädchen-Anteil in der Klasse dazu führen, dass diese ein größeres Interesse für Naturwissenschaften entwickeln.
Mathe oder Physik sind Fächer, für die sich Mädchen üblicherweise nicht so besonders interessieren. Eine aktuelle Studie der Donau Uni Linz könnte den Grund für das Desinteresse an Naturwissenschaften herausgefunden haben. Schülerinnen, die von Buben getrennt unterrichtet wurden, melden sich nach der achten Schulstufe eher für eine HTL an, als Mädchen aus gemischten Klassen. Für die Studie wurden Daten von 19 Jahrgängen in Linz zwischen den Jahren 1988 und 2006 ausgewertet.
Mögliche Ursachen
Eine mögliche Erklärung für diese Ergebnisse könnte sein, dass Mächen unter sich mehr Selbstbewusstsein in Fächern entwickeln, die als typisch männlich dominiert gelten. Ein anderer Ansatz ist, dass Buben mehr Aufmerksamkeit von Lehrern erhalten, da sie lauter sind. Die Studienautorinnen Nicole Schneeweis und Martina Zweimüller schlagen eine Trennung der Klassen in bestimmten Fächern vor.
Geschichte der weiblichen Edukation
Im Mittelalter kam eine Ausbildung Frauen fast ausschließlich in Klöstern zuteil. Im 18. und 19. Jahrhundert entwickelte sich durch die Einführung der Schulpflicht ein Bildungssystem, das ausschließlich für Jungen gedacht war. Der Bildungsweg der Mädchen war kurz und selbst in privilegierten Kreisen darauf ausgerichtet, Mädchen zu gehorsamen Gattinnen, Hausfrauen und Müttern zu erziehen.
Erst im Zuge der Frauenbewegung Ende des 19. Jahrhunderts wurde es auch Frauen ermöglicht, eine höhere Bildung in Anspruch zu nehmen. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts fand die Gymnasialbildung der Mädchen und Jungen fast ausschließlich in getrennten Institutionen statt, wobei die Mädchen in so genannten „Lyzeen“ unterrichtet wurden. Zwischen 1950 und 1980 setzte sich allmählich das Prinzip der Koedukation durch. Gegen Ende des 20. Jahrhunderts gab es immer wieder Debatten, ob eine nach Geschlechtern getrennte Schulbildung nicht vielleicht der bessere Weg sei, da in diesem Fall auf geschlechtsspezifische Fähigkeiten und Entwicklungsphasen eingegangen werden kann.
Schule mit getrennten Klassen
An der evangelischen Schule Charlottenburg in Deutschland werden die AchtklässlerInnen schon seit 18 Jahren nach Geschlechtern getrennt unterrichtet – vier Stunden pro Woche in Chemie und Informationstechnischer Grundbildung. Ursprünglich war die Idee des getrennten Unterrichts, Mädchen in naturwissenschaftlichen Fächern stärker zu fördern. Diese sind auch heute noch von diesem Konzept begeistert. Sie trauen sich mehr, schämen sich nicht, nachzufragen. Mittlerweile haben die Mädchen in den naturwissenschaftlichen Fächern nicht nur aufgeschlossen, sondern die Jungen sogar überholt, erzählte ein IT-Lehrer in einem Interview für taz.de.
Modell der Zukunft?
Auch in Österreich wäre ein Versuch, getrennten Unterricht in bestimmten Fächern einzuführen, denkbar. Diesen Vorschlag hat Frauenministerin Heinisch-Hosek bereits im Vorjahr gemacht, er wurde aber vom Unterrichtsministerium abgewiesen. Dass Mädchen sich jedoch nicht nur wegen der Anwesenheit von Jungen in naturwissenschaftlichen Fächern benachteiligt fühlen, sondern auch oder gerade aufgrund von gesellschaftlich verankerten Stereotypen, darf dabei nicht außer Acht gelassen werden.
(mf)