28.02.2011 |
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Per Mausklick zum Sexkick
Internetsex und Pornografie sind vor allem für Männer beliebte Mittel zur Befriedigung sexueller Bedürfnisse. Doch viele werden süchtig und zerstören so ihre realen Beziehungen.
Jede Sekunde besuchen 28.258 Menschen eine Sex-Website. Es werden 89 Dollar pro Sekunde für Sex im Internet ausgegeben. Täglich kommen weltweit 266 Porno-Websites hinzu und es wird geschätzt, dass es insgesamt ungefähr 372 Millionen Sex-Websites im Netz gibt. 70% der pornografisch orientierten Internetaktivitäten finden zu Bürozeiten statt. Allein in den USA, wo 89% aller Online-Pornografie produziert wird, erwirtschaftet die Sex-Industrie einen Umsatz von fast drei Milliarden Dollar mit Cybersex.
Doch was ist so verlockend am Internetsex? Er ist unkompliziert, kann zu jeder Zeit stattfinden, am eigenen Computer, in den eigenen vier Wänden; man braucht dafür nicht rauszugehen. Er kann anonym stattfinden, man muss niemandem dabei in die Augen sehen, man braucht keinen Charme oder gutes Aussehen. Internetsex ist billig und Bedürfnisse werden schnell erfüllt, ohne dass Forderungen an einen gestellt werden. Eigentlich traurig, wenn das eigene Sexleben so aussieht, noch trauriger wenn man süchtig danach wird.
Auswirkungen auf das reale Sexleben
Häufiger Pornokonsum, vor allem in jungen Jahren, kann bei Männern das Denken darüber bestimmen, was man beim Sex tun und wie man sich in Beziehungen verhalten muss. Bilder, die man häufig sieht, setzen sich – auch unbewusst – im Gedächtnis fest. Sexuelle Fantasien bleiben haften und beeinflussen unbewusst das Denken und Handeln der betreffenden Person. Pamela Paul, eine amerikanische Journalistin, die für „Newsweek“ 100 Personen interviewte, stellte sogar folgende These auf: „Pornografie hat keine befreiende Wirkung. Im Gegenteil, sie vergiftet gesunde Mann-Frau-Beziehungen“.
Heimliche Sex-Aktivitäten des Partners erkennen
Meistens werden sexuelle Aktivitäten im Internet vor der Partnerin geheim gehalten. Doch es gibt Anzeichen, die darauf hindeuten:
- Keine oder nur wenig Initiative auf sexuellem Gebiet
- Regelmäßiges Drängen, beim Sex Dinge auszuprobieren, die die Partnerin/der Partner nicht tun möchte.
- Viel Zeit am Computer verbringen
Das muss noch nicht heißen, dass der Partner mit einer anderen schläft. Es gibt Signale, die den Verdacht einer virtuellen oder realen Untreue bestätigen können:
- Wenn Sie ins Zimmer hereinkommen, klickt er oft auf eine andere Website
- Er lässt nie sein Handy unbeaufsichtigt liegen
- Sie bekommen nie seine Handyrechnung zu sehen
- Er ist regelmäßig nicht erreichbar, obwohl er es sein müsste
- Er ist oft unruhig und abwesend
- Er muss häufig Überstunden machen
- Sie finden Rechnungen von Restaurants und Hotels, in denen er nicht mit Ihnen war
- Der Beifahrersitz steht regelmäßig in einer anderen Position
- Er löscht die Liste mit den besuchten Websites (Browserverlauf)
Was tun bei Cybersex-Sucht des Partners
Wenn Sie mit Ihrem Partner unglücklich sind, weil er Internetpornografie konsumiert, dann haben Sie zwei Möglichkeiten: Entweder Sie spielen die Ahnungslose und sprechen nichts an. Dann leben Sie eine „heilige Lüge“, führen ein Leben der Unaufrichtigkeit, Unechtheit und Distanziertheit. Oder aber Sie entscheiden sich, darüber zu sprechen. Dann kann es vorkommen, dass der Partner entweder erleichtert reagiert, weil das Geheimnis endlich gelüftet ist, oder er reagiert verärgert, stellt Sie als „verklemmte Kuh“ hin und im äußersten Fall geht die Beziehung in die Brüche.
Wie auch immer Sie sich entscheiden, denken Sie daran, dass nur ein aufrichtiges Miteinander zu einer erfüllenden Beziehung führen kann. Sollte Ihr Partner an einer Internetsex-Sucht leiden, so kann dies auch negative Folgen für Ihre gesamte Familie haben. Vielleicht ist sogar eine Therapie notwendig.
Buchtipp
In ihrem Buch „Unsichtbare Affären. Per Mausklick zum Sexkick“ beschreibt die niederländische Therapeutin Hannie van Rijsingen, welche Auswirkungen die Online-Sexsucht auf die Partnerschaft haben kann, und gibt Frauen Ratschläge, was sie dagegen tun können. Anhand von Fallbeispielen beschreibt sie verschiedene Situationen, die sie während ihrer Tätigkeit als Therapeutin erfahren hat.
„Unsichtbare Affären. Per Mausklick zum Sexkick“ von Hannie van Rijsingen (2010), Orlanda Verlag, 180 Seiten, A: 15,40 €, D: 14,50 €, CH: 27,00 Sfr
(mf)