Vom wilden Tanz der Hormone.
Haben Sie das auch schon mal erlebt? Sind Sie auch schon mal verliebt im siebten Himmel geschwebt und haben die alltäglichen Sorgen vergessen? Dass Liebe durch den Magen geht, hat sich wohl ein Koch ausgedacht, denn tatsächlich spielt sich das Liebestheater im Gehirn ab und wird von Hormonen gesteuert.
Als erstes Anzeichen der Verliebtheit wird das Hormon Oxytocin vom Körper ausgeschüttet. Verliebte verspüren eine bestimmte Verbundenheit zueinander, die nach einer sexuellen Befriedigung noch stärker ansteigt. Auch Streicheln setzt dieses Hormon frei, bindet die Verliebten aneinander und verwöhnt beide mit Wohlgefühl und Beruhigung. Nicht nur während einer sexuellen Beziehung, sondern auch beim Aufbau einer Bindung zwischen Mutter und Kind ist dieser Stoff entscheidend.
Wenn Oxytocin genug Spuren im Körper hinterlassen hat, kommt das Dopamin ins Spiel. Das bringt uns dazu, aktiv zu werden. Die Lust und Freude steigt, man will mit dem Partner reden, und man wirkt zielgerichteter und zielbewusster. Genau dieser Stoff bewegt uns dazu, irrational zu agieren, was manchmal in der Öffentlichkeit unbesonnen wirkt. Dafür ist der Rausch, den die Hormonausschüttung verursacht, verantwortlich. „Die Hormone spielen verrückt“, ist dabei nicht nur eine Bauernweisheit, denn die Natur hat sogar vorgesehen, dass jeder Mensch hin und wieder einen kleinen Gefühlsrausch erlebt. Endorphine heißen die Substanzen, die unsere Sinne beleben und für diese Euphorie sorgen. Der Name stammt vom griechischen Wort „endo“, was „innen“ bedeutet, und „morphin“, was wir alle als Schmerzmittel im Krankenhaus zumindest schon mal gehört haben, ab. Enkephaline sorgen für Wohlgefühl, durch Dynorphine werden Ekel und Abscheu verursacht. So kann allein durch die Wirkung der Hormone ein am Anfang als interessant empfundener Mensch beim näheren Kontakt unwillkürlich abstoßend wirken.
Zum Schluss wird der Botenstoff Serotonin freigesetzt. Und hier kann man ruhig den Satz „von Luft und Liebe leben“ zitieren, denn durch diesen Stoff fühlt man sich zufrieden, souverän und, was für Leute, die ständig im Kampf mit ihrem Gewicht sind, beruhigend und erfreulich klingen mag, auch satt. Dass Problem ist nur, dass Oxytocin, Dopamin und Serotonin sich untereinander nicht vertragen. So dass mal zu viel von dem einen, dann wieder von dem anderen Hormon im Körper ist. So ist ein verliebter Mensch nie ganz zufrieden, und auf eine Phase, in der er keinen Bissen runterkriegt, folgt eine andere, in der er von Heißhunger geplagt ist. Sich zu verlieben ist also nicht unbedingt als Diät zu empfehlen. Aber auch um so vielen schöner, als irgendeine Diät.
Also, zerbrechen Sie sich nicht den Kopf, wieso Sie derzeit nicht ganz zufrieden sind oder eben doch Hunger haben, obwohl sie angeblich keinen haben sollten. Ihren gesunden Menschenverstand werden Sie noch brauchen, um Ihre vom Gefühlsrausch gesteuerte Handlungen kontrollieren zu können.
(vs)
Foto: Tina Phillips