Neigen Frauen in einer Beziehung dazu, den Respekt vor sich selbst zu verlieren?
Eine männliche Person äußerte mal ihre Meinung: „Ein Ehemann hat einen Vorteil vor einem Single: Er kommt nach Hause und genießt die volle Ordnung, die die Ehefrau bzw. Hausfrau im Laufe des Tages einordnet.“ Seine weitere Aussage zu dieser Problematik bezog sich darauf, dass sich eine Frau in der Beziehung (seinen Beobachtungen zufolge) zu sehr auf den Mann verlässt und erst, wenn sie alleine mit dem Kind bleibt, die volle Verantwortung übernimmt und komplett selbständig die Sachen zu regeln beginnt, weil sie sich auf sich selbst verlassen muss.
Die Frage ist, ob sich auch in einer offenen Beziehung die Frau auf das Eingreifen und Regeln durch den Mann verlässt und an selbständiger Handlung verliert? Tatsache ist: Hört man auf, die Verantwortung innerhalb einer Beziehung zu übernehmen oder weniger ernst zu nehmen, so verlernt man diese Fähigkeit auch in allen anderen Bereichen. Doch ist dies immer so, wenn eine Frau einen Partner hat? Wie schaut ihre Selbständigkeit aus, wenn sie als erwachsene Frau bei der Mutter bzw. im Elternhaus lebt? Dann lässt sie sich unbewusst ständig von dieser bemuttern, außer sie realisiert die Situation und deren Gefahr und flüchtet noch rechtzeitig, ansonsten lässt sie sich ständig bevormunden und lernt somit ebenso, keine Verantwortung zu übernehmen und unselbständig zu agieren. Genauso kann ein Mann unter dem starken Einfluss der Meinung und des Willens der Mutter stehen (die typischen Muttersöhnchen, die noch im „Hotel Mama“ leben). Er wird nie als Mann selbständig, weil er von der Mutter nicht als Mann, sondern als ewiger Sohn betrachtet wird, über den die Trennungsängste der Mutter und ihr nicht loslassen Können herrschen. Es wiederholen sich also Verhaltensweisen in der Partnerschaft, wie man sie zwischen Mutter und Kind erlernt.
Woher kommt dieses Phänomen, dass eine Frau, die noch oder wieder Single ist, im Gegensatz zu einer Frau, die in einer Beziehung steckt, es schafft, mehr Organisation, Ordnung und Verantwortung in ihr Leben einzubringen? Oder ist das eine vollkommen unbegründete Annahme? Schaltet die Frau automatisch das Hirn in einer Beziehung aus und hofft, dass der Partner für sie denkt? Und kann der Partner dies überhaupt erfüllen?
Das Klischee der lieben Frau, die neben ihrem Partner steht und lächelnd schweigt, beruht nach wie vor auf vielen Beobachtungen, die bestätigen, dass es so ist. Dass dies aus Zeiten kommt, wo dem Mann alle Macht und aller Respekt in einer Beziehung zugeschrieben wurde, wird dabei übersehen. Heutzutage sind Frauen ebenso gebildet und haben etwas zu sagen. Warum sind dann diese veralteten Verhaltensweisen immer noch aktuell?
Jede Frau ist anders: Einige schweigen lieber, bevor sie etwas Falsches sagen und gehänselt werden, andere reden, nur um zu reden, auch wenn sie nichts zu sagen haben, wieder andere glänzen mit Humor und Takt. Doch viele Frauen fallen, egal wie sie als single waren, in einer Partnerschaft in alte Muster. Wenn man zurück aufs eigene Leben vor der Beziehung blickt und diese zwei Situationen miteinander vergleicht, kann man selber erkennen, ob man sich verändert hat oder nicht, ob man die Verantwortung auf den anderen Menschen abgeschoben hat oder nicht, ob man sich dem Partner gegenüber minderwertig fühlt oder nicht.
Egal ob man single ist oder in einer Beziehung lebt, das Wichtigste ist nicht, wie man vom Partner gesehen wird, sondern wie man sich selber sieht. Und der richtige Partner ist derjenige, der einen genau so sehen will, wie man sich selber sieht. Ein selbstbewusster Mann braucht neben sich kein Dummchen, um sich selber besser zu fühlen, sondern eine starkte Frau, die weiß, was sie will, und dies nicht versteckt.
(vs)
Foto: imru2b12