04.06.2010 |
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Warum verkaufen Prostituierte ihren Orgasmus?
Das Zusammenleben mit dem Ehemann als Dienstleistung.
Bei der Eröffnung der Filmreihe „Pretty Woman – Callgirl im Kino“ im Wiener Admiral Kino ging es den Vorstellungen der Regisseurin und Produzentin Caroline Daube zufolge um eine Befreiung von den Ketten unglücklicher Beziehungen der drei Hauptdarstellerinnen durch die Prostitution.
Drei Frauen, Christel, Paula und Karolina, drei unterschiedliche Schicksale, drei Geschichten und das einzig Gemeinsame: Jede von ihnen hat sich erst in einem späteren Lebensabschnitt freiwillig und sehr bewusst dazu entschieden, in die Prostitution zu gehen. Die Frage, die sich dabei stellt, ist allerdings, inwiefern dies einer Befreiung gleichkommt. Was hat sich tatsächlich im Leben dieser Frauen verändert? Eine der Protagonistinnen hat ganz klar und deutlich die Vergangenheit ihrer Ehe geschildert. Einmal schaute sie sich nach dem Geschlechtsverkehr im Spiegel an, und das, was sie dort sah, war ein Gesicht voller Ekel. Sie war erschrocken. „Meine Ehe war eine gesamte Dienstleistung“, sagte sie im Interview mit der Regisseurin des Films „Frauenzimmer“. Doch es war nicht diese Dienstleistung, die sie abstreifte, sie verlangte ab dem Zeitpunkt nur Geld dafür. Immerhin handelt es sich um einen Geschlechtsverkehr ohne Orgasmus, die eigene Sexualität bleibt also ganz bewusst außen vor. Eine Prostituierte wird dazu gezwungen, den Mann zu befriedigen, weil sie dafür bezahlt wird. Wieso verkaufen die Prostituierten ihren Orgasmus, und nicht den des Mannes?
Eine andere Frau war eine überzeugte Lesbe, bis sie an einem Tag mit einem Mann ins Bett gegangen ist, der ihr dafür ohne jede weitere Begründung Geld hinterlassen hat. Die Gier auf das „leicht“ verdiente Geld wuchs und sie fand keinen Weg mehr heraus. „Es gibt keine Gefühle, keine Lust“, erzählt sie von ihren Begegnungen mit den Männern, die sie für Geld befriedigt. Ihr Übergewicht und die häufigen Depressionen sind ein Zeichen dafür, dass ein solches Verhalten aber keineswegs der Gesundheit zuträglich ist.
Alle drei im Film gezeigten Prostituierten leiden unter ständigen Depressionen. Kann dann ein solches Leben gesund sein? Glücklich machen? Und wie ist die Aussage einer der Frauen, sie habe plötzliche ihre Sexualität und ihren Orgasmus wiedergefunden, bewertet werden?
Zudem sind diese Frauen Mütter resp. Großmütter. Und die Kinder leiden. Gesellschaftliche Vorurteile und Tuscheln hinter dem Rücken sind noch die geringsten Leiden, die sie ertragen müssen. Ihre eigene Sexualität wird vom Vorbild der Mutter stark geprägt. Eine Frau übernimmt die Einstellung über die richtige Sexualität von dem, was sie zu Hause erlebt, vor allem beim Beobachten des Verhaltens und durch Erzählungen ihrer Mutter. Eine Prostituierte, die keinen Orgasmus erlebt, sich dazu noch bewusst und mit voller Verantwortung einem Mann verkauft, kann ihrer Tochter kein gutes Vorbild einer gesunden Sexualität sein. Somit leben die Kinder mit einem von vorneherein falschen Bild der Sexualität auf und werden es umso schwerer haben, selber Gesundheit, Glück und Zufriedenheit zu finden.
Eine Zuschauerin erwiderte auf den Einwand durch die-frau.at, dass die Prostituieren sich selbst verkaufen: „Aber beim Billa verkauft man sich ebenso!“ Dem ist schwer zu widersprechen.
(vs)