Nachdem “The Avengers”, der Kassenschlager schlechthin, Publikumsliebling war und bis jetzt schon über 600 Millionen US-Dollar an den Kinokassen einspielen konnte, kann man als Zuschauer eigentlich nur noch enttäuscht werden. Oder doch nicht?
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Auf der einen Seite wollte ich meine Erwartungen an “The Dark Knight Rises” nach dem Superhelden-Staraufgebot von “Marvel’s The Avengers” nicht zu hoch schrauben. Dies geht allerdings gar nicht so einfach, da ich mich ja de facto schon seit klar war, dass es sich bei Christopher Nolans Machwerk um eine Triologie handeln würde, auf die beiden Fortsetzungen zu “Batman Begins” freute. Christopher Nolan hat es geschafft, nach dem Schumacher-Debakel aus dem Jahre 1997 (“Batman & Robin” mit George Clooney als Batman) die Geschichte des dunklen Ritters erneut aufleben zu lassen – und das in einer Manier, die sich gewaschen hat. Batman Begins kann nicht nur mit einem weltweiten Einspielergebnis von fast 400 Mio. US-Dollar glänzen, sondern sprechen diese Zahlen vielmehr für sich selbst. Dies muss nämlich zweifelsohne bedeuten, dass es wohl doch möglich ist, ein in den Sand gesetzten Epos noch durch ein neues Werk zu retten. Dies macht mir Hoffnung auf die Neubearbeitung des Comicbuchhelden Superman – Zack Snyder’s Man of Steel – an deren Produktion der Regisseur, Christopher Nolan, zusammen mit Emma Thomas beteiligt ist und die nächstes Jahr auf den großen Bildschirm kommen soll.
Lucius Fox (Morgan Freeman), Bruce Wayne (Christian Bale), © Warner Bros. Pictures Germany
Zu Christian Bales Performance ist zunächst nichts Besonderes anzumerken, er mimt sowohl den Milliardär Bruce Wayne als auch sein Alter Ego gekonnt und in gewohnter Manier. Mit dem vielseitigen Schauspieler hat Nolan wohl das große Los gezogen, dem Publikum gefällts jedenfalls. Und wer denkt nicht noch immer an Bales Patrick Batman, wenn er den Waliser sieht?
Hervor sticht da eine Nuance mehr der „Butler“ – oder besser alter Freund der Familie und quasi Ersatzvater von Bruce – Alfred Pennyworth bzw. die Performance von Michael Caine. So versucht selbiger mehrmals auf seinen Liebling Bruce einzureden, doch lieber das Weite zu suchen anstatt sich zu opfern – in berührender Art und Weise, die dem Zuschauer die Tränen in die Augen treibt.
"The Cat" Selina Kyle (Anne Hathaway), © Warner Bros. Pictures Germany
Auch Anne Hathaway (“Der Teufel trägt Prada”, “Get Smart”, “Alice im Wunderland”), die ich persönlich als Schauspielerin nicht mag, findet ihren Platz in diesem Ensemble der Verrückten, Verstoßenen, Alleingänger und Verzweifelten Gothams recht gut und fügt sich natürlich in ihre Rolle der Diebin Selina “The Cat” Kyle ein. Es wirkt so, als würde die Chemie zwischen allen Beteiligten einfach passen und der Story wird somit unglaublich Gefühl eingehaucht. Dass ich Anne Hathaway nicht sonderlich einnehmend finde, mag vielleicht daran liegen, dass mir ihre Darstellung einer Jane Austen noch immer im Magen liegt und deren Machwerk “Becoming Jane” (dt. Titel “Geliebte Jane”) auch durch Beteiligung James McAvaoys leider nicht besser wurde.
Als Mensch sympathischer finde ich Marion Cotillard (“Inception”, “La vie en rose”) – im Film Miranda Tate/Talia al Ghul – die einer Anne Hathaway in puncto schauspielerischer Leistung allemal das Wasser reichen kann. Vor allem vor dem finalen Zweikampf von Batman und Bane kann die Schauspielerin mit ihrer bösen Seite, die sich meiner Meinung nach noch nicht oft genug zeigen konnte, aufwarten. Auch mit ein klein wenig – für mich zumindest – Humor: Mit der Meldung "'Innocent' is a strong word to throw around Gotham, Bruce.”. Diese will jedenfalls das Werk ihres Vaters Ra’s al Ghul vollbringen, in dem sie die Stadt Gotham City endgültig zerstört. Vor allem die Hintergrundgeschichte erzählt von ihr selbst, die die Lücken der Legende über ein Kind, das dem Gefängnis entkommt, aus dem vor ihm noch niemand entkommen ist, füllt, war für mich sehr spannend und lässt den Zuschauer nicht völlig in der Schwebe.
Lucius Fox (Morgan Freeman), Miranda Tate (Marion Cotillard), © Warner Bros. Pictures Germany
Eine Freude ist es für mich immer wieder, Gary Oldman (“The Fifth Element”, “Léon – Der Profi”, “Dracula”) in einem Film zu sehen. Wenn dann der Film noch dazu hervorragend ist, umso besser. Ich freue mich schon jedes Mal, wenn ich höre, dass Gary Oldman in einem Film mitwirkt, meiner Ansicht nach ist er viel zu unterbewertet und war, ist und wird wohl immer mein Lieblingsschauspieler bleiben. Von Dracula bis Jim Gordon – bei allen Rollen, die der Profi spielt (das Wortspiel war nicht beabsichtigt, passt doch aber ganz gut) kann man sich immer das Beste erwarten. Commissioner Gordon selbst versucht von A bis Z das Richtige zu tun und endet doch immer wieder zwischen den Fronten.
Auch Morgan Freeman (“Driving Miss Daisy”, “Million Dollar Baby”, “Bruce Allmighty”, “Sieben”), so wenig Screentime er auch hatte, war ein wichtiger Teil des Filmes und einfach ein besonders sympathischer Mann, den wohl niemand missen möchte. Bruce Waynes Vertrauter und Spezialist für Batmans Kriegsspielzeuge trägt einen Teil dazu bei, dass Gotham wieder einmal vom Chaos befreit werden kann. Außerdem muss ich doch immer wieder lachen, wenn ich an die Antwort denke, die in Bildform auf Ian McKellen und Harrison Fords T-Shirts auf 9GAG kursiert (Ian McKellen: “I’m Gandalf and Magneto. Get over it!” – Harrison Ford: “I’m Han Solo, Indiana Jones & Blade Runner. I’m Fucking over it! – Morgan Freeman: I’m God, Mandela and Morgan Freeman, Fuck you all.”). Wer’s nicht kennt, ist selbst schuld.
Joseph Gordon-Levitt (“(500)Days of Summer”, “50/50”, “Hinterm Mond gleich links”) als aufstrebender Cop John Blake, der schlichtweg von Commissioner Gordon zum Detective befördert wird, macht wieder einmal eine tolle Figur in diesem weiteren Nolan-Meisterwerk. Die berühmte und prägnante Zeitlupenkampfszene in Nolans “Inception” wird uns wohl noch sehr sehr lange in Erinnerung bleiben. Ebenso in diesem Film war Gordon-Levitt durchgehend bei der Sache und man wird ihn wohl noch öfter zu Sehen bekommen, nicht nur in Filmen dieses Regisseurs. Man kann sich Blake auch gut als Batmans Sidekick vorstellen, also auch in der Hinsicht war Gordon-Levitt eine gute Wahl für die Rolle des zukünftigen Robin. Dass man nicht mehr von der Nachgeschichte des Helden in spe gesehen hat, war gut so – das hätte meiner Ansicht nach nur einen schlechten Nachgeschmack gelassen.
Detective Blake (Joseph Gordon-Levitt), © Warner Bros. Pictures Germany
Tom Hardy (“Inception”, “RocknRolla”, “Warrior”, “Star Trek - Nemesis”) spielt Bane. Tom Hardy IST Bane. Eindringlich und treffsicher wird man von einer Performance eingefangen, die einen noch längere Zeit beeindruckt staunen lässt. Ich wundere mich immer, dass es noch Schauspieler gibt, die das Publikum mit 1A Performance überraschen können. Schauspieler, die wie aus der Versenkung auftauchen und das Publikum förmlich umhauen können. Oder ist es ein Christopher Nolan, der ein besonders Händchen dafür hat, sich die richtige Meute für seine Filme auszusuchen? Und wo findet er diese? Wenn man mir vor vier Jahren gesagt hätte, dass man “Handsome Bob” aus RocknRolla als mordlustigen Bane verpflichten würde und der auch noch so eine denkwürdige Darstellung desselben abgeben würde, hätte ich mich doch gewundert. Umso cooler, dass Nolan Hardys Talent schon früh genug erkannt hat. Den ein oder anderen Film mit Hardy kennt man ja bereits. Und viele werden mit Sicherheit noch folgen. Hardy macht in The Dark Knight Rises eine recht imposante Figur, sowohl Performance - als auch körperlich betrachtet. Das letzte Mal, dass sich ein Schauspieler körperlich so stark verändert hat, war für mich Christian Bale selbst, der für seine Rolle des Maschinisten Trevor Reznik einige Pfunde verlor. Oder Edward Norton, der für die Darstellung des Derek Vinyard ("American History X") sowohl Lob als auch Kritik einheimste.
Trotz Maske, die nur wenig Sicht auf die Mimik Hardys zuließ, wurde man ausnahmslos von dessen Performance eingefangen. Nicht zuletzt wegen seiner Körperfülle - so muskelbepackt habe ich selten Schauspieler erlebt - wurde der Zuschauer an den Kinositz gefesselt, weil man ja immer wissen wollte, wie sehr Batman durch diese enorme (vermeintliche) Kraft an seine Grenzen getrieben würde. Man kann mit Sicherheit sagen, dass Batman und Bruce Wayne - ich trenne hier bewusst - sowohl körperlich als auch geistig ans Ende ihrer Kräfte getrieben werden. Man kann durchaus sagen, dass man mit allen Charakteren mitfühlen und der Rettung Gothams entgegenfiebern wird. Wir werden Zeuge des Untergangs von Wayne Enterprise und der Enteignung des Familienbesitztes bishin zum Hinzufügen enormen körperlichen und seelischen Schmerzes an Bruce Wayne durch Bane - der nur augenscheinlich der Mastermind hinter dem schrecklichen Plan, Gotham City durch einen nuklearen Sprengkörper zu zerstören, steckt. Zu dieser seelischen Folter gehört auch die effektive, weil simple Idee, den Milliardärserben durch Aussicht auf Errettung um sein Leben bangen zu lassen, in dem gleichzeitigen Wissen, dass eine Rettung so gut wie unmöglich ist - daher auch das Zitat "There's no despair without hope" als Rezensionstitel.
Bane (Tom Hardy), © Warner Bros. Pictures Germany
Das alles – Geschichte, Ensemble, Gadgets und Special Effects – gepaart mit der wie immer perfekt getimten Musik Hans Zimmers machen “The Dark Knight Rises” zu einem Actionfeuerwerk, das es in sich hat. Es dürfte für jeden wohl etwas dabei sein, der sich an Filmen von Christopher Nolan erfreut. Zur Filmmusik sei anzumerken, dass ich ein Riesenfan der Kompositionen Hans Zimmers bin (der zu meinem großen Vergnügen oftmals mit James Newton Howard zusammenarbeitet, dem Komponisten von u.a. Den Titelmelodien von “The Simpsons” und “Emergency Room”, Filmmusik von “The Village”, “Dreamcatcher”, “The Sixth Sense”, “Der Schatzplanet” uvm.). Sie begleiten einen von Komödie bis Historienepos und er weiß immer, was man wie und wann einsetzt. Ob es ein kurzer Moment der Stille ist oder eines einzelnen gehaltenen Tons ist, man wird immer gefesselt. Würde man auch nur einen Teil aus dem Film entfernen, wären alle Bemühungen um ausreichende Spannungen umsonst. Bei besonders actionreichen Szenen wird mit enormen Bläseraufmarsch aufgewartet, während an manchen Stellen des Filmes gar nichts zu hören ist. Ein Genuss für Ohren und Seele. Und die Liste der Filmkompositionen ist schier unendlich. Eine kleine Auswahl: Sherlock Holmes, Inception, Batman Begins, True Romance, Kung Fu Panda, Pirates of the Caribbean, The Ring, Black Hawk Down, Hannibal, Gladiator.
Bruce Wayne (Christian Bale) und Selina Kyle (Anne Hathaway) © Warner Bros. Pictures Germany
Eines ist gewiss: Wem die beiden ersten Teile gefallen haben, wird an dieser Berg- und Talfahrt der Emotionen einen Spaß haben. Obwohl die Adrenalinwirkung langsam aber sicher nachlässt, wird mir der Film garantiert noch länger im Gedächtnis bleiben – kurzer aber einprägsamer Gastauftritt von Cillian Murphy inklusive.
Österreichischer Filmstart: 27.7.2012
Sabine Stenzenberger
Bildmaterial: © Warner Bros. Pictures Germany
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