„Der gelegentlich Kontakt zum Absurden aufnehmende Plot, der wie schon Roman Polanskis "Frantic" mit dem Kontrollverlust Amerikas in der Fremde spielt, entwickelt sich in einem weitgehend realitätsfreien Raum, aber mit konstanter Spannung und Actionintensität. Mehreren Verfolgungsjagden und Stunts wie auch der attraktiven Kameraarbeit lässt sich überdurchschnittliche Qualität attestieren, während Hauptdarsteller Cavill nach "Krieg der Götter" und vor "Superman" erneut einen athletischen Actionhelden gibt. In "The Cold Light of Day" betrachtet, ist das Munition genug für einen routinierten Thriller, in dem "Stirb langsam" auch für Bruce Willis ein unpassendes Etikett ist.“ - Filmstarts.de
Kurzinhalt:
Darauf hat sich die ganze Familie gefreut: Die Shaws sind aus den USA angereist, um einen gemeinsamen Segeltörn vor Spaniens Küste zu unternehmen. Doch was wie ein Traumurlaub beginnt, wird rasch zu einem lebensgefährlichen Alptraum, als Sohn Will (Henry Cavill) nach einem Landausflug auf die gemietete Segelyacht zurückkehrt und statt seiner Familie nur Blutspuren und Indizien für einen Kampf vorfindet.
Außer sich vor Sorge, bittet Will die örtliche Polizei um Hilfe, aber die scheint in die Vorfälle sogar verwickelt zu sein. Bevor sie auch Will in ihre Gewalt bringen kann, taucht wie aus dem Nichts dessen Vater Martin (Bruce Willis) auf und kommt ihm zur Hilfe. Ganz offensichtlich wurden die restlichen Familienmitglieder von Geheimagenten entführt, die es auf eine Aktentasche abgesehen haben, die sich im Besitz von Martin befindet. Das erfährt Will von einer mysteriösen CIA-Agentin (Sigourney Weaver), die sich als Kollegin seines Vaters ausgibt und ihm ihre Hilfe anbietet. Will traut ihr nicht, muss aber feststellen, dass sein Vater nicht nur wie er selbst als Unternehmensberater arbeitet, sondern eine Doppel-Existenz führt, deren zweites Leben eine Tätigkeit für die amerikanische Botschaft und den US-Geheimdienst einschließt.
Was hat Martin zu verbergen? Will bleiben weniger als 21 Stunden, um eine Verschwörung aufzudecken, andernfalls drohen die Entführer mit der Ermordung der Gekidnappten …
Will Shaw (Henry Cavill, links), Martin Shaw (Bruce Willis, rechts), © Concorde Film Verleih.
„Will ist kein Superheld mit besonderen Fähigkeiten, sondern ein ganz normaler Typ, der Mut beweisen und herausfinden muss, wem er trauen kann, was zu tun ist, wen er ausfindig machen muss und am allerwichtigsten: wie er seine Familie retten kann“, erklärt Produzent Trevor Macy.
Der Großteil der negativen Kritiken von “The Cold Light of Day” bezieht sich allerdings auf dieses „unkoordinierte“ Verhalten Will Shaws, das aber genau das ist, was den Film ausmachen soll. Ich finde es sogar äußerst gut gelungen, wie Henry Cavill den verstörten älteren Sohn der Familie mimt. Es war interessant für mich, zu sehen, wie jemand reagiert, wenn er sich in einer ihm unbekannten und erschreckenden Situation wiederfindet und das Beste aus dieser machen muss, obwohl er eben keine Ahnung hat, wie er das anstellen soll.
„Die Familie ist verschwunden, er fühlt sich völlig verlassen, nur sein Vater ist da und für Will rücken die Probleme der Vergangenheit in den Hintergrund. Er denkt jetzt, ’OK, Schwamm drüber, wir müssen die Familie retten.’ Ausgerechnet in dieser Situation gesteht ihm sein Vater, dass er nicht der ist, als der er sich immer ausgegeben hat, und Will fühlt sich einsamer als je zuvor.“, erklärt der Regisseur Mabrouk El Mechri.
Familiendinner am Boot, © Concorde Film Verleih.
Ich habe mich anfangs gefragt, wie Will agieren wird, denn ein normaler Mensch wüsste nicht, welche Maßnahmen er in Wills Lage setzen würde. Und genau das ist es auch im Endeffekt, das den Film so interessant macht. Als Wills Versuche, sich von der amerikanischen Botschaft helfen zu lassen, scheitern, hat Will immer noch den Triumph im Ärmel, denn er hat das Handy seines Vaters (Bruce Willis) dabei, der wiederum seine letzten Anrufe an einen gewissen Diego richtete. Der entpuppt sich schnell als Onkel Lucías, einer Einheimischen, die Kontakte zu gewissen Leuten hat und Will somit dabei unterstützt, den mysteriösen Koffer ausfindig zu machen. Außerdem kommt im Verlauf des Filmes heraus, dass Lucía eine ganz besondere Verbindung zu Martin (B. Willis) hatte, sie ihn aber unter einem anderen Namen kannte.
Eine Situation, die schon in gewohnter Umgebung beängstigend genug wäre, auch noch in ein fremdes Land, dessen Landessprache die Hauptfigur nicht spricht und niemanden kennt, zu setzen, machte dies umso verstörender. In einem Staat mit schöner Landschaft, Sonne, Meer und wunderschönen Stränden, sind die Ereignisse rund um die Familie Shaw noch eine Nuance unerwarteter als sie in einem typischen Setting gewesen wären.
Lucía (Verónica Echegui), Will Shaw (Henry Cavill), © Concorde Film Verleih.
„Es war alles darauf ausgerichtet, mich möglichst inkompetent aussehen zu lassen“, lacht Cavill. Und das alles zwischen dem Helden-Epos "
Immortals" (zu Deutsch "
Krieg der Götter"; zum Artikel "UNLEASH THE TITANS!" geht es
hier.) und dem im Frühjahr 2013 anlaufenden Superman-Reboot
Man of Steel von Regisseur Zack Snyder ("
300", "
Watchmen"), in denen Henry Cavill alles andere als unbeholfen agiert. „Für seinen vorherigen Film hatte er ein fast neunmonatiges Kampf- und Action-Sequenz-Training absolviert. Für uns musste er alles wieder vergessen und sich darauf beschränken, wie Will sich verhalten würde.“, sagt ausführender Produzent Kevin Mann. Dieses "Anti-Training", das der Schauspieler für diesen Film durchlief, um seiner Rolle Authentizität zu verleihen, hat sich allemal bezahlt gemacht. Ein Schritt zurück kann eben auch ein Anlauf bedeuten und muss nicht notgedrungen negativ sein. Für mich war es jedenfalls unterhaltsam, Cavill in dieser Art Rolle zu sehen, bevor es in "
Man of Steel" wieder richtig zur Sache geht.
Hollywood-Veteran Bruce Willis konnte für die Rolle des Vaters, Martin Shaw, gewonnen werden. Obwohl dieser im Film leider relativ schnell nicht mehr zu sehen ist, hinterlässt auch er einen bleibenden Eindruck, wenn man die Gesamtheit des Filmes betrachtet. So erfahren wir, dass neben CIA-Agentin Carrack (Sigourney Weaver), auch Martin nicht das ist, was er immer vorgab zu sein (wir als Zuschauer allerdings, die wir Bruce Willis ja kennen, von ihm nichts anderes erwarten können). So kommt es, dass Will unweigerlich mit der Vergangenheit abschließen, die Streitigkeiten mit seinem Vater beiseite legen und mit ihm gemeinsame Sachen machen muss.
Will Shaw (Henry Cavill), © Concorde Film Verleih.
Zugegeben, in
"The Cold Light of Day" gibt es wenig Lustiges, was sich auf einen Actionfilm normalerweise eher nachteilig auswirkt - man denke nur an
"Live free of Die Hard" ("Stirb Langsam 4.0"), der mitunter einer der lustigsten Actionkomödien ist, die ich kenne - was in dem Fall aber nicht weiter stört. Es gab schon einige humorvolle Momente, die aber eher zum Schmunzeln sind, wie z.B. die Genervtheit Willis', dass Will unentwegt auf seinem Mobiltelefon herumtippt. Erinnert mich an reale Begebenheiten, die so zwischen den Generationen heutzutage gang und gebe sind.
Martin Shaw (Bruce Willis, links), Jean Carrack (Sigourney Weaver, rechts), © Concorde Film Verleih.
Sigourney Weaver spielt Jean Carrack, eine CIA-Agentin, deren Motive anfangs nicht so ganz klar sind. „Als Will erstmals persönlich mit Carrack in Kontakt tritt, ist er alles andere als vertrauensselig. Er war bereits bei der Polizei und der US-Botschaft, doch keiner wollte ihm helfen. Und dann kommt da plötzlich eine, die sagt, ’Komm mit uns, wir helfen dir’. Bei Will schrillen instinktiv alle Alarmglocken, er springt aus dem Wagen und rennt“, sagt Cavill. Dieser Instinkt ist es auch, der Will in dieser Lebenslage hilft, durchzuhalten.
Eine so großartige Schauspielerin wie Sigourney Weaver für einen Film gewinnen zu können, gibt dem Film eine besondere Note und katapultiert den Film ganz klar eine Klasse höher. Vormals in Filmen wie "
Avatar", als Dian Fossey in "
Gorillas im Nebel", oder als Ripley im Alien-Franchise - gottseidank exklusive
Prometheus - zu sehen, können wir Weaver nun als doppelzüngige CIA-Agentin Carrack bewundern - eine Rolle, in der die Mimin so noch nicht zu sehen war.
Martin Shaw (Bruce Willis, links), Will Shaw (Henry Cavill, rechts), © Concorde Film Verleih.
„Sie ist die archetypische CIA-Schurkin und da ich so eine Rolle noch nie gespielt hatte, war ich ganz begeistert davon und wollte herausfinden, was ich aus so einer Figur alles herausholen kann“, sagt Weaver über Carrack. „Dabei sehe ich sie nicht als kaltblütige Killerin, obwohl sie ja genau das macht. Auf mich wirkt sie vielmehr wie eine sehr praktische Person.“
„Das Drehbuch steckt voller Überraschungen, weil wir Will permanent unterschätzen und er uns zunehmend in die Quere kommt. Um diese spannende Dynamik geht’s in dem Film“, sagt Weaver. „Es war fantastisch, Carracks Gegner zu sein. Mir hat die Arbeit mit Sigourney Weaver sehr viel Spaß gebracht. Sie ist eine wunderbare Frau und eine großartige Schauspielerin. Ihr Angriffsziel zu sein, auch wenn es in dem Moment schrecklich und beängstigend ist, war gleichzeitig ein großes Vergnügen“, lacht Cavill.
Will Shaw (Henry Cavill), © Concorde Film Verleih.
Fazit: The Cold Light of Day ist zwar kein besonders hervorstechender Actionthriller, aber durchaus unterhaltsam und schon aufgrund des Staraufgebotes und der gut inszenierten Actionsequenzen sehenswert.
Wills Frage, was sich in diesem mysteriösen Koffer, auf den es alle abgesehen haben, befindet, bleibt übrigens unbeantwortet.
The Cold Light of Day
Orignaltitel: The Cold Light of Day
USA 2012
Darsteller: Henry Cavill (Will Shaw),
Sigourney Weaver (Jean Carrack),
Bruce Willis (Martin Shaw),
Verónica Echegui (Lucía),
Caroline Goodall (Laurie Shaw),
Joseph Mawle (Gorman),
Rafi Gavron (Josh Shaw)
u.a.
Regie: Mabrouk El Mechri
Drehbuch: Scott Wiper und John Petro
Produktion: Marc D. Evans und Trevor Macy
Musik: Lucas Vidal
Länge: 94 Min.
Im Verleih von
CONCORDE FILMVERLEIH
Luise-Ullrich-Str. 6
82031 Grünwald
Tel.: 089 / 45 06 10 – 0
Fax: 089 / 45 06 10 – 10
www.concorde-film.de
Text: Sabine Stenzenberger
Bildmaterial und Kurzinhalt: © Concorde Film Verleih
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