1. Papierkram erledigt, 2. Post sortiert, 3. Telefonate geführt, 4... Und wenn alle Punkte abgehakt sind, kann man sich seinen sozialen Pflichten widmen. Ob das der richtige Weg ist?
Die Akademie für Sozialmanagement organisiert ein Projekt mit dem Namen „Brückenschlag“, um zwei unterschiedliche Welten - soziale und wirtschaftliche - zusammenzuführen. Beide Bereiche haben viel voneinander zu lernen, was besonders Führungskräfte in ihren Alltag integrieren können. Ziel ist es, Erfahrungen zu sammeln, Realitäten kennen zu lernen und das Soziale mit dem Wirtschaftlichen zu verknüpfen.
Alle Bereiche des Lebens stehen in einem engen Zusammenhang, was ihre Vernetzung auch im Arbeitsalltag erfordert. Realität ist immer anders, als man sie sich vorstellt. Jedenfalls von Außen betrachtet stellen sich soziale Strukturen immer anders da, wie wenn man sich für eine kurze Zeit in diese Umgebung integriert. Dies ist die Vorgabe des Projektes „Brückenschlag“ - die Realität so wahrzunehmen, wie sie tatsächlich ist.
Die Atmosphäre bei diesem innovativen Projekt in sozialen Einrichtungen soll vor allem eines sein: motivierend, besonders da der Druck im wirtschaftlichen Alltag oft genau hier entgegenwirkt. Bei „Brückenschlag“ darf man auch mal aufgeben, wenn es nicht anders geht, und doch wird jedem Respekt gezollt, und jeder agiert mit Würde und Selbstbestimmung, ja, sogar Hoffnung hat hier ihren Platz gefunden. Qualität wird durch Effizienz erzeugt, dabei wird die Eile komplett ausgeschlossen. Was Menschen, die wirtschaftliche Arbeiten verrichten, hier noch lernen können, ist, direkt zu sein und immer das Wesentliche auszusprechen, weil ohne offene Kommunikation kein Fortschritt möglich ist.
Kein Mensch ist unfähig. Keiner darf aus dem Arbeitsumfeld aufgrund einer Behinderung ausgeschlossen sein, weil jeder Potenzial hat, und sei es noch so versteckt. „Nicht der Mensch ist behindert, sondern der Mensch wird oftmals in seiner Umgebung, seiner Arbeitswelt behindert. Wird der Mensch aufgrund seiner Fertigkeiten bewertet und eingesetzt, findet man oft ungeahnte Potenziale“, äußert sich Michael Muth über seinen Einsatz bei Menschen mit Behinderung - Fachwerk (W).
Durch der Mitarbeit in sozialen Einrichtungen lernen die Managerinnen ihre eigenen Grenzen zu akzeptieren, so wie es die Sozialarbeiterinnen tun, und doch scheinbar aussichtslose Situationen zu meistern. Empathie und Persönlichkeit werden nach dem Projekt nicht nur als wichtiger Teil im sozialen Arbeitsalltag empfunden, sondern die persönliche Entwicklung wird auch in die Büros integriert.
Um an „Brückenschlag“ teilzunehmen, benötigt man eine Voranmeldung, die für eine Teilnahme für offene Gruppen im Jahr 2010 für Wien, Burgenland und Niederösterreich bis Februar noch möglich ist. Angeboten wird auch die Begleitung von Teams.
Führungskräfte, die an dem Projekt schon mal beteiligt waren, erzählen über ihre positive Erfahrung, wodurch sie ihre Kommunikationsfähigkeiten verbessert haben, Neues über Mitarbeitermotivation lernten, Zuhören in den Vordergrund des Arbeitsalltags gestellt haben und heraus fanden, dass nicht die Schnelligkeit, sondern das Erreichen eines Zieles zählt. Außerdem haben alle gelernt, viel Wert auf die Bedürfnisse der Mitarbeiter zu legen und jeden mit gleich viel Respekt zu behandeln.
(vs)