Hitzewallungen, Schweißausbrüche, Schlafstörungen, Stimmungsschwankungen und keine Lust auf Sex. Davon kann mindestens die Hälfte aller Frauen in den Wechseljahren ein Lied singen. Doch keine Frau muss sich damit abfinden und mit diesen Symptomen leben. Denn die Natur liefert so manches Kraut, womit sich diese Beschwerden lindern lassen. Und das auf vielfältigem Wege: Ob durch Lebensmittel, Tabletten, Pflaster oder Salben und Tinkturen. Und damit Sie wissen, was Sie aus dem Schatz von Kräutern, Pflanzen und Lebensmitteln empfehlen können, haben wir Ihnen die wichtigsten Fakten zusammengestellt. Denn heute ist die Hormon-Ersatz-Therapie nur noch in besonders schweren Fällen das erste Mittel der Wahl. Der Trend geht in Richtung Lebensstil und Pflanzenpower.
Essen und Lebensstil
Die Wechseljahre – auch Menopause oder Klimakterium genannt – sind für fast alle Frauen ein einschneidendes Erlebnis, ähnlich wie die Pubertät. Nur eben doch anders. Stimmungsschwankungen stehen häufig auf der Tagesordnung. Typisch sind in dieser Zeit auch Hitzewallungen, Schlafstörungen oder sogar Gedächtnisverlust. In Deutschland sind etwa acht Millionen Frauen zwischen 45 und 60 Jahre alt. Sie befinden sich kurz vor, mitten in oder kurz nach den Wechseljahren. Auch wenn diese keine Krankheit sind, klagen bis zu 80 Prozent der Frauen über klimakterische Beschwerden. Etwa ein Drittel davon haben massive Probleme. Frauen, die ein ausgefülltes Leben führen, sei es beruflich und/oder privat, oder ein Hobby pflegen, leiden weniger darunter. Wer also geistig und am besten auch körperlich aktiv ist, kommt mit dieser Lebensphase einfach besser klar.
Individuelle Beratung ist gefragt
Wechseljahre sind so individuell wie jede Frau. Schaffen Sie sich im Gespräch ein erstes Bild von Ihrer Kundin: Wie sie lebt, ob sie körperlich und/oder geistig aktiv ist und wie sie sich ernährt. Fragen Sie auch nach, ob sie homöopathische Produkte bevorzugt und was sie bereits gegen ihre Beschwerden unternommen hat. So können Sie ihr die passenden Mittel und Lebensstilempfehlungen mit auf den Weg geben. Denn der wichtigste Erfolgsfaktor ist, den Frauen bewusst zu machen, dass sie für ihre eigene Gesundheit selbst verantwortlich sind und eigenständig etwas dafür tun können.
Der Wechsel – was passiert im Körper?
Wechseljahre sind keine Krankheit, obwohl sie mit einigen Komplikationen verbunden sein können. Während dieser Zeit verändert sich im Frauenkörper einiges. Das hängt mit der abnehmenden Produktion der Hormone Östrogen und Progesteron zusammen. Die Hormonbildung findet in den Eierstöcken statt. Östrogen hat einen Einfluss auf zahlreiche Funktionen im Körper: auf Herz, Blutgefäße, Knochen, Gehirn und Harnwege. Weil die Eierstöcke ihre Arbeit langsam einstellen, protestieren oft die Organe. Die Folge: Frauen bekommen Wechseljahrsbeschwerden wie Hitzewallungen, verminderte Schlafqualität, Muskel- und Gelenkschmerzen, häufige Stimmungswechsel, keine Lust auf Sex, depressive Verstimmungen, Kopfschmerzen, starke Monatsblutungen, Verstopfung, Gewichtszunahme oder Urinverlust. Nicht jedes Symptom tritt bei jeder Frau auf, und die eine empfindet es als ausgesprochen schwerwiegend, eine andere lebt einfach damit. Doch viele Frauen wissen nicht, dass es für ihre Beschwerden gute Lösungen gibt. Häufig ist das Thema Wechseljahre auch mit sehr viel Scham besetzt, da Frauen das Gefühl haben, ihre Weiblichkeit Stück für Stück zu verlieren. Ein ehrlich gemeintes Kompliment – von Frau zu Frau – stärkt das Selbstbewusstsein und motiviert, aktiv zu werden. Neben dieser recht einfachen Maßnahme wird Frauen zur Beschwerdelinderung meistens die Einnahme von Hormonen empfohlen. Allerdings steigt dadurch auch das Risiko, während dieser Zeit an Brustkrebs oder einem Herzinfarkt zu erkranken. Neue Forschungen belegen jedoch, dass eine Hormonersatztherapie nicht unbedingt nötig ist. Phytoöstrogene heißt das Zauberwort, das auf natürliche Art helfen kann. Besonders Leinsamen hat einen hohen Anteil dieser Stoffe, aber auch in Sojaprodukten, Hülsenfrüchten und Brokkoli sind sie enthalten.
Therapiebaustein: Lebensstil
Grundlage aller Therapieansätze sollte die Veränderung des Lebensstils sein. Dazu gehört eine ausgewogene Ernährung, regelmäßiger Sport und die Vermeidung von Stress. Eine gesunde, abwechslungs- und phytoöstrogenreiche Lebensmittelauswahl hilft auch zur Vorbeugung von Osteoporose sowie Herz- und Gefäßkrankheiten. Optimal ist eine vollwertige Ernährung mit viel Gemüse, Obst und Salat. Wichtig sind auch ausreichend Milchprodukte, grünes Gemüse und Kräuter für die Knochen. Regelmäßige kalorienangepasste Mahlzeiten halten den Stoffwechsel auf Trab, schützen vor Hitzewallungen, helfen Gewicht zu halten oder abzubauen. Schwer verdauliche Speisen, stark gewürztes Essen, Kaffee, schwarzer Tee und Alkohol begünstigen Hitzewallungen und Schwitzen und sollten im Einzelfall reduziert werden. Günstige Effekte hat auch Bewegung. Am besten zwei- bis dreimal pro Woche 30 Minuten Schwimmen, Nordic-Walking oder Radfahren.
Hormone, Pflanzenpräparate, homöopathische Mittel
Auch Naturheilkunde und Schulmedizin helfen. Im Vordergrund stehen heute alternative Verfahren wie Phytoöstrogene und Pflanzenpräparate. Auch homöopathische Mittel sowie orthomolekulare Medizin bringen die gewünschte Erleichterung. Während sich die alternativen Verfahren bei den Frauen zunehmend größerer Beliebtheit erfreuen, ist die Akzeptanz der Hormonersatztherapie (HET) mit Östrogenen oder Östrogen-Gestagen-Kombination in den vergangenen Jahren wegen negativer Studienergebnisse deutlich zurückgegangen. Wegen der nachweisbaren Nebenwirkungen erarbeitete die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft Leitlinien, die eine Hormontherapie im Klimakterium nicht mehr als Routinemethode enthalten, sondern die individuelle Abwägung vorsehen. Deshalb empfiehlt das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) die HET nur noch bei starken Wechseljahresbeschwerden, die nicht anders behandelt werden können. Dabei sollte die niedrigste wirksame Dosis über einen möglichst kurzen Zeitraum von nicht mehr als zwei Jahren angewendet werden. Rückbildungserscheinungen der Harn- und Geschlechtsorgane sollten mit östrogenhaltigen Salben behandelt werden, da ihre Inhaltsstoffe kaum ins Blut übergehen, im Gegensatz zu Tabletten oder Pflastern. Zur Vorbeugung von Osteoporose sollen nur Frauen mit Hormonen behandelt werden, deren Risiko für Knochenbrüche sehr hoch ist. Und auch nur dann, wenn sie andere Osteoporosemittel nicht vertragen oder nicht einnehmen dürfen. Auch der Einsatz von Heilpflanzen verschafft Linderung.
Dazu gehören Medikamente mit dem Extrakt der Traubensilberkerze (Cimicifuga), die pflanzliche Östrogene enthalten (Phytoöstrogene). Diese sollen auf Knochen, Herz, Psyche, Scheide und Harnblase östrogenartige Effekte ausüben, jedoch nicht auf Brust- und Gebärmuttergewebe, wo Östrogene zu Krebs führen können. Cimicifugaextrakte wirken besonders zu Beginn des Klimakteriums, wenn Hitzewallungen, Schwitzen und Schwindel vorherrschen. Extrakte des Mönchspfeffers sind günstig bei Wassereinlagerungen im Gewebe (Ödemen) und bei sexueller Lustlosigkeit. Johanniskraut verbessert die Stimmung, und Baldrian beruhigt und sorgt für besseren Schlaf. Gegen Schweißausbrüche hilft Salbei, beispielsweise als Tee. Die meisten Pflanzenextrakte brauchen mindestens zwei Wochen, bis eine erste Wirkung einsetzt. Auch Soja- und Rotkleepräparate werden empfohlen. Allerdings konnten wissenschaftliche Studien hier keine entsprechende Wirkung nachweisen. Darüber hinaus gibt es eine Fülle homöopathischer Präparate. Sie enthalten je nach Beschwerdebild Auszüge von Lachesis, Cimicifuga oder Pulsatilla.
Checkliste Essen & Trinken in den Wechseljahren
Das gehört täglich auf den Speiseplan
•Vollkornprodukte wie Vollkornbrot, -flocken, Müsli
•1 bis 2 Teelöffel Leinsamen, zum Beispiel im Joghurt, Gemüse, Müsli oder Salat
•2 Portionen Obst
•1 Glas Fruchtsaft, 100 Prozent Frucht ohne Zuckerzusatz, eventuell mit Calciumzusatz
•2 bis 3 Portionen Gemüse oder Salat, besonders grünes Gemüse
•Frische oder tiefgekühlte Kräuter
•1 Sojaprodukt wie Jogurt oder Sojamilch mit Kalziumzusatz
•2 Milchprodukte wie Joghurt, Trinkmilch oder Käse
•Fettreduzierte Lebensmittel wie fettarmer Brotbelag, fettarmes Fleisch
•1 bis 2 Esslöffel Raps-, Oliven- oder Maiskeimöl
•2 bis 3 Liter kalorienarme und -freie Flüssigkeit wie kalziumreiches Mineralwasser (mehr als 150 Milligramm Kalzium/Liter), Tee, Saftschorle etc.
Essen Sie regelmäßig pro Woche
•2 Portionen Seefisch
•1 bis 2 Portionen Hülsenfrüchte wie Eintopf oder Salat
•Bei Normalgewicht: zweimal pro Woche Nüsse (50 g pro Portion).
Gehen Sie sparsam um mit
•Wurst, am besten fettarm und nicht gepökelt
•Schmelzkäse
•Fleisch und Geflügel, am besten fettarm und maximal dreimal 150 Gramm pro Woche
•Eiern: 2 bis 3 pro Woche; denken Sie auch an Eier in Fertigprodukten wie Kuchen
•Alkohol: maximal 2 bis 3 Gläser trockener Wein/Woche
•Cola und colahaltigen Getränken
•Süßigkeiten, Kuchen, Gebäck, Eis, Dessert.
Quelle: Die PTA in der Apotheke (2007).