Ohne Arbeitspflicht macht auch eine Pflichtveranstaltung Spaß.
Schule ist langweilig und mit viel zu vielen Verpflichtungen und
überfordertem Lehrpersonal verbunden, das die nicht besonders
interessierten und engagierten, aber auch die fleißigen Schüler bewerten
muss. Eine kleine Abwechslung, einmal etwas anderer Unterricht ist
nötig.
„Es war gar keine Pflichtveranstaltung“, beantwortet ein
Schüler im Saal des Literaturhauses in Graz meine Frage, wie es dazu
kam, dass sich drei komplette Schulklassen der AHS in einem Raum
zusammenquetschten. „Und doch sind alle, die nicht krank waren,
mitgegangen.“ Vor allem aber war es die Tatsache, dass nach dem Besuch
keine Arbeit darüber verlangt wurde, die dazu führte, dass die Schüler
die Vorstellung genossen.
Drei Schulklassen, einige
Uniprofessoren und ich als einzige Vertreterin der Presse waren am
Premierentag von „The Importance Of Being Ernest“ von Oscar Wilde durch
die Hobbyschauspieler der Fakultät für Anglistik anwesend. Die Bühne war
zwar improvisiert, doch überraschend schön und der Darstellung
angemessen: ein edler Sessel, ein Sofa, Silbergeschirr.
In
Wildes Komödie stehen unterschiedliche Frauen im Mittelpunkt, die
Hauptfiguren halten zusammen, es ist nicht die Eifersucht, die sie
prägt. Soll die Frau um den Mann kämpfen oder soll sich eine richtige
Mann-Frau-Beziehung ergeben? Warum verdrängt eine Frau ihren Wunsch,
dass ein Mann ihr näher kommt? Obwohl oder vielleicht auch weil es
Hobbyschauspieler waren, die sich diesen Themen widmeten, war ihre
Leistung beeindruckend. Schon im Vorhinein wurden Schulklassen als
erstes Publikum angefragt. Und doch war die Verlockung, sich nach einer
der zwei Pausen im recht langen Stück für so manchen Schüler zu groß,
und sie verzichteten auf den dritten und letzten Akt.
Besondere
Spannung entstand durch die Doppelbesetzung der zwei
Hauptdarstellerinnen, jeweils sowohl in einer Männer- wie in einer
Frauenrolle. Wie würde sich wohl die finale Kussszene gestalten? Oder
wurde hierdurch auf den weiblichen Drang, sich lieber in der Nähe einer
anderen Frau oder einem schwulen Freund aufzuhalten, statt sich der
Angst vor der eigenen Sexualität zu stellen, verwiesen?
„The Importance Of Being Ernest“ wird noch bis zum 25. März im Literaturhaus Graz gespielt.
Zusätzlich wird das Stück in Vienna´s Englisch Theatre gespielt.
(vs)