Die Suche nach der Frau in sich. Oder doch nach dem Mann?
Wie relevant ist es, ein anderer zu sein? Wie wichtig ist es, sich selbst gut zu finden und zu mögen? Ist dies eine Voraussetzung, damit man von anderen ernst und wichtig genommen wird? Was bedeutet es, eine Frau zu sein? Was bedeutet es, ein Mann zu sein? Welche Bedeutung haben diese Fragen und wer will sie beantworten?
In der Metamorphose „Orlando Misterioso“ von Nadja Michael herrscht eine depressive und niederschlagende Atmosphäre. Der Tod als vom Himmel herabschwebende Krähe, Augen ohne Pupillen auf einem riesigen Bildschirm, in denen sich die kindlichen Erinnerungen zeigen –Andeutungen auf ein tiefes seelisches Trauma. „Das Leben ist ein Traum. Das Aufwachen ist´s, das uns tötet.“
Orlando, der zuvor ein Mann war, findet am Ende des Stückes und seiner langen Reise auf der Suche nach dem Frau- und Mutter-Sein seine Zufriedenheit mit sich selbst als Frau. Die Welt hat viele Facetten, die ein Leben beeinflussen und beanspruchen. Es heißt, sich den Erwartungen und Vorbildern der Gesellschaft hinzugeben. Am Ende ist man mit sich selbst im Kampf und wird in die Bahnen der gesellschaftlichen Meinungen hineingezogen. Man leidet, weil man sich gegen die Regeln und Vorurteile stellt und wird dadurch zum Außenseiter.
Nicht die Kleidung entscheidet über das Geschlecht, meint Nadja Michael, es kommt viel häufiger vor, dass unter der Kleidung ein gegensätzliches Geschlecht zu finden ist. Homosexualität? Transsexualität? Genau hier endet die Suche nach dem Frau- resp. Mann-Sein in sich. Nimmt man sich als Frau oder als Mann nicht wahr, wendet man sich zum anderen Geschlecht, so wie es Orlando gemacht hat, indem er nach 30 Jahren Mann-Seins zur Frau wird.
Kinderbilder, sowie Szenen aus dem Leben eines Kindes mit den Augen von Orlando lassen erahnen, dass Nadja Michael die Ursachen und vielleicht auch die Antworten auf diese Fragen in der Kindheit zu finden hofft. Verbirgt sich hinter der Wahrnehmung seiner selbst als Mann oder Frau eine schwierige Mutter-Kind-Beziehung?
Mit rauschenden Geräuschen, Stimmen hinter den Kulissen, Bewegungen und bunten Kleiderwechseln hinein in unterschiedliche Epochen wird die musikalische Metamorphose von Nadja Michael im Theater an der Wien erfüllt. Für musikalische Begleitung sorgt die Klavierspielerin Miku Nishimoto-Neubert.
(vs)