Lernen ist für Streber, Google für die Intelligenten.
Immer mehr Computerspiele, Konsolen, das Fernsehen und Internet machen aus den Kindern die "Sitzgeneration". Jene Stunden, die ältere Generationen noch mit Ball- oder Abfangspielen verbracht haben, auf Spielplätze gingen, vielleicht sogar ein Buch lasen, verbringt die Jugend von heute vor dem Bildschirm. Dadurch werden viele Prozesse ins Rollen gebracht. Zum einen findet von klein auf ein vollkommener Überfluss statt. Nicht nur was die Technik angeht, generell leben wir immer mehr im Überfluss. Wenn einem ein einziges Computerspiel eine unendliche Bandbreite an Möglichkeiten bietet, wer sieht da noch die Möglichkeit, sich mit einem einfachen Ballspiel zu begnügen? Zum anderen wird die Technik von vielen Eltern als "Erziehungsmittel" genutzt. Nicht etwa, um anhand eines Computer-Lernspiels mathematische Fähigkeiten zu vermitteln, sondern als Erpressungsmittel. Nur wenn das Kind brav ist, darf es an Computer oder Fernseher. Fernsehen, vor allem aber das Internet bewirken zusätzlich, dass Lernen in vielen Bereichen unnötig wird.
Eine Welt ohne Grenzen
Computerspiele sind besonders in einem gut: die Flucht vor der Realität zu ermöglichen. In Computerspielen kann und darf man alles, gerade in unserer Welt, die praktisch nur aus Grenzen besteht, wird so für den Spieler die Möglichkeit geschaffen, Freiheit zu erleben. Von klein auf werden Kinder in Verhaltensmuster und Gesellschaftsregeln gezwängt. Ob es nun das Stillsitzen und Ruhe Geben in Kindergarten und Schule ist, die Freiheitsberaubung via Kinderwagen oder Meinungsbildung oder die Eingliederung in die gesellschaftliche Ordnung. Wir haben von klein auf nicht die Wahl, wie wir unser Leben gestalten wollen, was wir lernen wollen, was wir werden wollen, was wir glauben wollen oder welche Rolle in der Gesellschaft wir einnehmen wollen. Trotz der politisch absolut chaotischen und nicht funktionierenden Situation gibt es eines, was der Staat sehr gut kann: Freiheitsberaubung ohne dass es das Volk merkt.
Wenn man sich nun als braves Mitglied in die Gesellschaft eingeordnet hat, einen angesehen Job hat, die Vorgaben von Familie und Haushalt erfüllt, darf man sich am Kopf getätschelt fühlen, wie ein Hund, der brav Sitz macht. Aber ist man damit glücklich? Wen wundert es, dass in dieser Welt Computerspiele für viele den einzigen Weg, Freiheit zu erleben, darstellt?
Erpressung meiner Kinder?
Viele Eltern verwenden die Technik als "Erziehungsmittel". Wenn die Kinder brav sind, dann dürfen sie ins Internet, fernsehen, Computer spielen. Zum einen ist dies Erpressung. Die Kinder werden gezwungen brav zu sein, was bedeutet, sich den gesellschaftlichen Vorstellungen anzupassen und die eigenen Bedürfnisse in den Hintergrund zu stellen. Zum anderen lernen Kinder auf diese Art und Weise, nur Dinge zu tun, wenn sie etwas dafür bekommen. So wachsen Menschen heran, die in ihrem Leben nichts für sich selbst tun. Sie lernen in der Schule nicht für sich selbst, also nicht, weil sie sich dieses Wissen aus eigenem Antrieb und Interesse aneignen wollen, sondern weil sie die Eltern stolz machen wollen, weil sie dann länger Computer spielen dürfen, etc.
Wozu soll ich lernen?
Noch nie war Informationsfluss so leicht wie heutzutage. Wenn man etwas nicht weiß, geht man mal schnell auf Google und man hat in kürzester Zeit alle Informationen, die man braucht. Somit sehen viele Menschen nicht mehr die Notwendigkeit, sich Wissen anzueignen, denn man kann eh alles schnell "googeln".
Schon immer gab es jene Schüler, die in der Schule ständig schlechte Noten bekamen, obwohl sie als "hochbegabt" galten. Ein überdurchschnittlich intelligentes Kind wird selten etwas lernen, weil es das muss. Es wird so weit aus seiner Intelligenz schöpfen, wie es kann, und sobald dies nicht mehr geht, mithilfe der Intelligenz einen einfacheren Umweg um das Lernen finden. Für überdurchschnittlich intelligente Kinder sind viele Dinge selbstverständlich. In Kindergarten und Schule sind sie oft unterfordert, da sie die Dinge nicht erst auswendig lernen müssen, um sie zu verstehen. Sie sehen nicht die Notwendigkeit, etwas auswendig zu lernen, das sie sowieso verstehen, außer natürlich sie werden dazu gezwungen, weil sonst die Eltern enttäuscht sind oder gute Noten tolle Belohnungen bedeuten.
Viele Schulen versuchen zwar mit "freiem Unterricht" auf die unterschiedliche Lernfähigkeit der Kinder einzugehen, indem sie Stufensysteme einführen, nach denen sich jedes Kind seinen Schwierigkeitsgrad auswählen kann. Kinder, die jedoch auf den leichteren Stufen sind, werden sich unweigerlich fragen, warum sie nicht so gut sind wie die anderen Kinder.
Einerseits lernen Kinder mehr und schneller, da sie mit mehr Bildern, Geschehnissen, Wissen, etc. bombardiert werden als je zuvor. Andererseits wächst jedoch eine Generation heran, die nicht für sich lernt, oder lernen generell nicht als notwendig ansieht. Eine Intervention seitens des Staates liegt jenseits jeglicher Vorstellungskraft. Man stelle sich nur mal Kinder und Jugendliche vor, die lernen, was sie wollen, wie sie wollen, ihren eigenen Weg gehen, sich selbstständig machen und es schaffen, unabhängig und mit beiden Beinen im Leben zu stehen. Woher nähme man dann die braven Angestellten, die Sitz machen, wenn es der Arbeitgeber befiehlt?
(kh)