In der letzten Folge, am 14.3.2014, der HBO-Serie Real Time with Bill Maher nimmt der Moderator einmal mehr Religionen und Gläubige aufs Korn. The Huffington Post's Carol Hartsell nennt den New Rule-Monolog "Bill Maher's most intense rant against religions yet".
Die Comedy-Talkshow Real Time with Bill Maher hat alles, was sich das der aufgeklärte, atheistische, sarkastische Bürger von heute nur wünschen kann. Moderator Bill Maher ist vor allem bekannt für sein Unverständnis für Religion und deren Angehörige. Seine Dokumentation Religulous aus dem Jahre 2008 ist eine Reise durch die Länder dieser Welt und nimmt so ziemlich alle Religionen unter die Lupe. Dies zwar auf eine lustige Art - Bill Maher ist schließlich Stand-Up-Comedian - doch auch ein wenig erschreckend ist, was dabei herauskommt. Bill Maher selbst ist der Sohn einer jüdischen Mutter und eines katholischen Vaters. Dies verschafft ihm einen gewaltigen Vorteil was das Sich-lustig-Machen über die verschiedenen Religionen betrifft. Wir dürfen hier an dieser Stelle an Oliver Polaks Beststeller und Comedy-Programm "Ich darf das, ich bin Jude" verweisen. Auf der anderen Seite sind die Amerikaner was Comedy betrifft ein wenig relaxter als wir. Davon konnte sich Michael Mittermeier 2010 überzeugen, als er auf die Frage "Darf ich mich darüber überhaupt lustig machen?" ein überraschtes "Man darf sich hier über alles lustig machen, es gibt keine Grenzen." bekam, als er als erster deutscher Comedian durch Kanada tourte und sein Programm zum Besten gab. So darf auch Bill Maher sich über alles lustig machen, finden wir zumindest.
"Conservatives are always going on about how Americans are losing their values and their morality. Maybe it's because you worship a guy who drowns babies!"
(Die Konservativen regen sich immer darüber auf, dass die Amerikaner ihre Werte und Moral verlieren. Vielleicht ist das deshalb, weil ihr einen Mann verehrt, der Babys ertränkt!)
Bill Maher ist außerdem politischer Satiriker und obwohl er meist Republikaner für seine Comedy-"Attacken" auswählt, ist Maher alles andere als blind gegenüber den Fehlern der entgegengesetzten Partei, den Demokraten (wie er selbst einer ist). Was wir so faszinierend an Maher finden, ist, dass der Comedian uns oft sehr aus dem Herz spricht. In puncto politischer Korrektheit und anderer moderner Krankheiten sind wir ihm meistens gleichgesinnt.
"No one can blame me when I say this is a stupid country, when 60 percent of the adults in it think the Noah's ark story is literally true."
(Niemand kann sich darüber aufregen, wenn ich sage, dass [Amerika] ein dummes Land ist, wenn 60 Prozent der Erwachsenen darin denken, die Geschichte um Noah's Arche sei buchstäblich wahr.)
Real Time with Bill Maher beginnt mit einer Stand-Up-Comedy-Einlage des Moderators. Darauf folgen Interviews mit bekannten Persönlichkeiten über kontoverseste Themen und eine anschließende Diskussionsrunde. Zu diesen Persönlichkeiten zählen sowohl Politiker als auch im Showbiz tätige Männer und Frauen verschiedener Altersschichten und politischer Ansichten, was zu sehr interessanten und oftmals hitzigen Auseinandersetzungen führt. Die Show endet mit den sogenannten "New Rules", satirischen Monologen über aktuelle Ereignisse verschiedenster Art.
It's about a psychotic mass murderer who gets away with it, and his name is God.
("Es [Noah] geht um einen psychotischen Massenmörder, der damit davon kommt, und sein Name ist Gott.")
Besagte letzte Folge und die enthaltene "New Rule" dieser seiner Talkshow beschäftigt sich nun wieder einmal mit dem Thema Religion und löste heftige Auseinandersetzungen aus. Mit einer Kritik an Darren Aronofsky's Historienepos "Noah", welches dieses Jahr ins Kino kommen wird (das Thema des Filmes erklärt sich wohl von selbst und muss nicht näher erläutert werden), beginnt Maher's Schimpftirade und weitet sich dann aus.
"[...]Although, the movie has been condemned by Muslims AND Christians, so it must be doing something right. [...] And they say it also may lose a fortune for the studio, which would put it in hot water with the Jews, too."
("Obwohl... die Filme wurde schon von Muslimen SOWIE Christen missbilligt, also muss er etwas richtig machen. [...] Und man sagt, er könnte außerdem ein Vermögen für das Studio verlieren, was ihn mit den Juden ebenfalls in Teufels Küche bringen würde.")
Auf die üblich witzige und eloquente Art, die Bill Maher für uns so sympathisch macht, wird über dies und jenes hergezogen und erklärt, was seiner Ansicht nach in den Religionen dieser Erde falsch läuft. Das Leben sei schon schwer genug, so Maher, wir müssten uns nicht noch durch eigens auferlegte Regeln und Beschränkungen nur noch mehr das Leben zur Hölle machen.
"On a hot summer day, orthodox jews wear black wool. On a cold winter night, Mormons can't drink a hot chocolate. Isn't life hard enough without making shit up out of thin air to fuck with yourself?! Don't we have enough rules to follow and enough asses we have to kiss in reality [...] without fabricating new ones?
("An einem heißen Sommertag tragen orthodoxe Juden schwarze Wolle. In einer kalten Nacht im Winter dürfen Mormonen keine heiße Schokolade trinken. Ist das Leben nicht schon hart genug, ohne Sachen zu erfinden, um sich selbst das Leben zur Hölle zu machen? Haben wir nicht genug Regeln, an die wir uns halten müssen und genug Ärsche, die wir im realen Leben küssen müssen [...], ohne uns neue auszudenken?)
Jews can't eat ham, Jehovah's witnesses can't buy girl scouts cookies, the Amish can't drive cars, Catholics can't masturbate, Scientologists can't go to therapy, Baptists can't dance, Sikhs can't shave ... and Lord knows Muslims can't take a joke."
("Juden dürfen keinen Schinken essen, Zeugen Jehovahs dürfen keine Pfadfinderinnenkekse kaufen, die Amish dürfen nicht mit dem Auto fahren, Katholiken dürfen nicht masturbieren, Scientologen dürfen keine Therapie besuchen, Baptisten dürfen nicht tanzen, Sikhs sich nicht rasieren... und Gott weiß, Muslime verstehen einfach keinen Spaß.")
Anm.: der letzte Satzteil (..."Muslims can't take a joke") verliert leider in seiner deutschen Übersetzung seinen Wortwitz, weshalb uns die Originalzitate meist lieber sind.
Kontrovers oder nicht, wir findens jedenfalls lustig!
Sabine Stenzenberger
Titelbild: Bill Maher at the PETA screening of I Am An Animal -The story of Ingrid Newkirk and PETA. by David Shankbone. November 2007