Es ist der derzeitige Hotspot von Wien (Robertos American Bar am Bauernmarkt), kurz nach Mitternacht. Vier junge Männer mit einer ca. 33-jährigen Frau, Isabella A., blond, Kurzhaarschnitt, vor dem Lokal. Im Lokal eine Szene, die sich zu beobachten und zuzuhören lohnt.
Ein älterer Herr, in zeitlich nicht einordnenbarer Kleidung, spricht Isabella an, da er glaubt, sie von irgendwoher zu kennen, diese darauf: „Ja, kennst du mich nicht mehr?“ Dann weitere Fragen des Mannes, in vergeblichen Versuchen seine Erinnerung hervorzuholen, aus welcher er den Eindruck Isabella zu kennen mit einer tatsächlichen Erinnerung verknüpfen kann. Alle Fragen beziehungsweise Antworten halfen dieser Erinnerung nicht auf die Sprünge. Dann Isabella:“Ich bin Isabella.“ Der Mann: „Aha, welche Isabella, woher kennen wir uns?“ Die Erinnerung wird um nichts besser. Dann sie: „Ich war vor sieben Jahren bei euch, als die Tochter etwas über einem halben Jahr alt war und wie machst du das? Wie verführst du diese Mädels?“ Der Mann erwiderte, das sind keine Mädels, das sind Frauen. Ach so ein Blödsinn, das sind Mädels, sagte Isabella. Wie machst du das, dass da mehrere Frauen mit Dir Kinder und Beziehung haben? Du hast zwar Charisma, aber das ist ja keine Erklärung dafür.“ Der Mann völlig entgeistert: „Das sind Frauen, die eigenständig sind, die ihre Meinungen haben, die ihr Leben leben und deine Ansicht, das sie manipuliert werden, ist frauenverachtend und entwertend und ich als Mann, ich bin nicht so wichtig.“
Einer der Männer aus dem Kreis Isabellas, der gegenüber steht, antwortet auf den Hinweis des Mannes: „Der ist wichtig.“ „Ich kenne sie kaum“, womit das Problem, die Diskussion, das Gespräch auch keine vernünftige Richtung erhält. Dahinter saß Tobias, der 22-jährige Freund des Mannes, der die Partnerinnen des Mannes beziehungsweise die Mütter seiner Kinder kennt, wie er erklärt, nicht alle und gibt einen Kommentar
ab: „Das Problem des Feminismus ist, dass der Feminismus sich selbst ad absurdum führt, indem Feministinnen der Meinung sind, sie müssten für andere Frauen reden, weil die Frauen nicht in der Lage wären, für sich selbst zu reden.“ Isabella dann, es war interessant und hat mich sehr gefreut dich wiederzusehen, aber jetzt beenden wir das Gespräch. Der Mann hatte nichts einzuwenden, davor kam noch die Information, dass sie noch ein weiteres Jahr Mikrobiologie studieren wird. Der Mann dazu: „Das ist aber ein langes Studium.“ „Ja, ich habe dazwischen als Kinderkrankenschwester gearbeitet.“
Isabella geht hinaus, um entweder vor dem Lokal zu telefonieren, zu rauchen oder sonstiges. Der Mann schaut auf seinem Handy nach und sucht unter Isabella, da findet er eine Isabella Klein und zeigt es dem einen Mann aus dieser Runde und fragt: „Ist das die Isabella Klein?“ „Nein, das ist sie nicht.“ Auf die Frage: „Na wie heißt sie mit Nachnamen?“ sagt er einen Namen mit A. Auf einmal fällt dem Mann ein, dass deren Vater Bankdirektor war und sie damals aus irgendwelchen Gründen Kinderkrankenschwester wurde und dafür ihr Mikrobiologiestudium unterbrochen hatte. Isabella hat zuvor widersprochen, dass damals auch über ihre Mutter gesprochen wurde. Dem Mann fällt nicht mehr ein, was Thema war, ist sich aber sicher, das damals genauso wie über den Beruf des Vaters auch über den Beruf der Mutter und über die gesamte familiäre Situation gesprochen wurde. Dann sprach der Mann Isabella damit an, dass es eben richtig ist, das damals über ihre Eltern gesprochen wurde und wiederum die Frage: „Warum machen das die Mädels?“ Darauf sagt der Mann: „Orgasmus.“ Dazu Isabella: „Also der Orgasmus, der kann ja nur vier, fünf Monate ein Thema sein und nicht 10 Jahre, wie bei euch.“ Der Mann erwidert noch entgeistert: „Naja, nur Orgasmus gibt es nicht und damit der Orgasmus stattfindet, muss alles andere auch vorhanden sein.“ Mit der Erkenntnis, dass Isabella mit ihren ca 33 Jahren Orgasmus damit verwechselt, dass Frauen am Beginn einer Beziehung zumindest vermeinen an der erlebten Sexualität, wie schlecht sie auch immer ist, Vergnügen zu haben und dann nach ein paar Monaten für Frauen Sexualität ohnehin nicht mehr interessant ist und daher ein Orgasmus nur ein paar Monate Bedeutung haben kann.
So lernt man in Robertos den Stellenwert des Orgasmus aus Sicht der Isabella A. als Frau kennen.
BW