Sollte sich eine hochschwangere Frau trauen, unmittelbar vor der Geburt eine Reise anzutreten?
Viele Frauen gehen, auch wenn sie hochschwanger sind, ihrem normalen Leben nach, sie schränken sich in nichts ein und üben alle gewohnten Alltagsaktivitäten aus. Sie fahren weiter Auto oder absolvieren trotz der beunruhigten Blicke der Fahrlehrer einen Führerscheinkurs. Sie machen ihre Einkäufe, arbeiten, studieren, manche treiben sogar unverändert Sport...
Was sollte eine Frau davon abhalten, eine Fahrt in eine andere Stadt zu unternehmen, wenn ihr in einer Woche ein Entbindungstermin bevorsteht? Grundsätzlich nichts, außer sie macht sich Sorgen, diese Reise könnte insofern gefährlich werden, als dass das Kind sich dazu entschließt, alle errechneten Termine und Fristen zu ignorieren und während der Fahrt im Auto das immer kleiner werdende Hotel „Mamas Bauch“ zu verlassen.
Welche Gefahren stellt eigentlich diese Situation dar? In Österreich ist es Pflicht, sich bei einem Spital für die Geburt anzumelden. Beginnt die Geburt im Auto, wird die werdende Mutter ins naheliegenste Spital gebracht. Sollte es eine Hausgeburt werden, muss man auf die Schnelle eine Hebamme finden, wobei eine vorgefertigte Liste mit möglichst mehreren Geburtshelferinnen aus der Zielstadt der Reise eine gewisse Sicherheit darstellen und damit Stress abbauen und Zeit sparen kann.
Aber welche Frau will schon ein Kind in einem Auto zur Welt bringen? Auch wenn es vielleicht im Nachhinein ein außergewöhnliches Erlebnis ist, von dem man noch lange zu erzählen hat, so ist doch das Schaukeln und der beengte Platz in einem Auto alles andere als einer entspannten Geburt zuträglich. Ein fremder oder ungemütlicher Ort kann zu Verkrampfungen führen und die normale Geburtszeit von fünf bis sieben Stunden kann sich schnell auf bis zu 16 Stunden Qual dehnen. Aber das muss nicht sein. Es sind einige Fälle bekannt, in denen Geburten in Autos so schnell gingen, dass nicht einmal mehr Zeit war, ein Spital aufzusuchen. Es ist in dem Fall nicht anders als später, wenn manche Kinder absolute Ruhe brauchen, um einschlafen zu können, andere selbst bei eingeschaltetem Staubsauger im gleichen Raum innerhalb von Sekunden in den tiefsten Schlaf fallen.
Wenn man jedoch davon ausgeht, dass die erste Geburt in der Regel fünf bis sechs Stunden dauert, dann ist eine kleine Reise, die etwa die Hälfte dieser Zeit ausmacht, kein Problem, da man jederzeit umkehren und doch noch rechtzeitig in die gewohnte und vorbereitete Umgebung gelangen kann.
Aber Autogeburten führen auch manchmal zu seltsamen Auswüchsen. So kassierte ein junger Vater in New York, nachdem er für seine gebärende Frau die Hebamme spielte, einen Strafzettel fürs Falschparken. Dass ihm die Verkehrsregeln in diesem Moment herzlich egal waren, kann man aber wohl sehr gut nachvollziehen.
Aus zahlreichen Internetblogs und –foren geht jedoch hervor, dass Geburten im Auto kein Einzelfall sind und die Frauen sehr gut wissen, was zu tun ist, und auch die Väter sich recht geschickt dabei anstellen, zu helfen, wenn es so schnell geht, dass das nächste Krankenhaus oder eine Hebamme nicht mehr zu erreichen sind. Und dem Kind dürfte es sowieso egal sein, wo es von seiner Mutter in Empfang und in den Arm genommen wird.
(vs)
Foto: Tom Adriaenssen