Kindern sollte man die Freiheit dazu geben, zu spielen, zu lernen, die Welt zu entdecken. Denn diese Zeit sollten sie ausnutzen, um ihr Wissenspotential anzusammeln.
Wenn Kinder jüngere Geschwister bekommen, wird oft den älteren Geschwistern die Verantwortung über die jüngeren gegeben. Als Unterstützung für die mehrfache Mutter oder eine berufstätige Mutter werden Kinder zu Babysittern gemacht.
Die Frage ist, welches Recht haben die Mütter, einem Kind seine Kindheit zu rauben und ihm eine Verantwortung zu geben, die es noch nicht tragen kann?
Und wie gefährlich kann es sich für das Baby bzw. ein Kleinkind erweisen, seinem größeren Bruder oder seiner Schwester überlassen zu sein? Können diese aufgrund ihrer Unerfahrenheit und noch Unfähigkeit Verantwortung zu übernehmen, ein guter Aufpasser für ihr kleines Geschwisterchen werden?
Kinder werden aktiv zu Ersatzmüttern gemacht
Oft wundert es einen, was man auf dem Spielplatz alles beobachten kann. Mehrere muslimische Frauen drücken eine lange Sitzbank am Spielplatz. Kinder laufen herum. Ein kleines Mädchen, so etwa zwei Jahre alt, das die ganze Zeit neben seiner Mutter gesessen ist, ist müde geworden und hat angefangen zu quengeln. Darauffolgend forderte die Mutter ein älteres Kind aus dem Spiel heraus(vermutlich die Schwester) und befahl ihm mit dem Kleinkind im Kinderwagen spazieren zu gehen, damit es einschläft. Das selbstverständliche Tun des Mädchens ist zu bewundern. Mit Ruhe nahm sie die Gegenstände aus dem voll beladenen Kinderwagen und hob locker seine unruhige Schwester hinein. Leise vor sich murmelnd und leicht schubsend rollte sie langsam wie eine erfahrene Babysitterin ihre Schwester über den Spielplatz.
Ein Zeichen dafür, dass sie es nicht zum ersten Mal machte. Diese zufällig beobachtete Situation weckte in meinem Kopf Gedanken, dass es eigentlich eine Realität ist, die sich oft in vielen Familien abspielt.
Haben Sie selbst auf Ihre kleine Schwester oder auf ihren kleinen Bruder aufpassen müssen? Wie viel Interesse hat man als ein elf oder zwölf –jähriger die Mutter oder den Vater zu spielen, wobei alle bekannten gleichaltrigen Kinder am Spielplatz herumtoben oder ins Kino oder Museum gehen?
Hat man in diesem Moment Hass auf die Mutter?
Als Jordan gerade angefangen hat zu gehen war seine Mutter mit ihm beim Kinderarzt wegen einer Untersuchung. In den Wartesaal für Kleinkinder, wo bereits Jordan mit seiner Mutter saß, kam noch ein junges Paar mit einem Buben von ca. 4 Jahre herein. Die Mutter war wieder in freudiger Erwartung. Jordan seinem Alter voraus, spielte mit den älteren Kindern, da die Babys ihn nicht besonders anregten. Der kleine Bub kreiste um Jordan auf einem Bobby Car herum und stieg ihm mehrmals beinahe auf die kleinen Finger drauf. Seine Mutter rief ihn zu sich, um ihm was „Wichtiges“ zu sagen. Der Bub soll sehr vorsichtig beim Fahren sein und lernen, wie man auf die kleinen Kinder aufpasst…
Eine weitere Situation, diesmal erlebt im Zug Graz-Wien. Eine junge Ausländerin, 14 Jahre, hielt ein Baby auf dem Arm und fütterte es aus dem Fläschchen. Geschickt machte sie es. Man würde in der Tat glauben, sie sei die Mutter vom Kleinen. Daher fragte ich die ältere Frau, die ihr gegenüber saß, ob die junge Frau die Mutter vom Baby sei. Wie es sich herausstellte, waren der kleine Bub und junge Frau Geschwister. Die Frau meinte, sie sei eigentlich zu alt für das zweite Kind. Mit 14 Jahren ist eine junge Frau geschlechtsreif und könnte selbst schon Mutter sein. Es ist auch eine andere Sache, wenn ein Kind oder eine junge Frau oder ein junger Mann sich gerne um seine Geschwister kümmert.
Kinder werden oft als Unterstützung im Haushalt, beim Pflegen von Geschwistern, im Garten etc. eingesetzt. Es geht dabei immer um das Ausmaß von solchen Aktivitäten. Denn Kinder mitleben lassen, ihnen einige Aufgaben anzuvertrauen ist immer eine gute Investition in ihre eigene Zukunft. Denn somit lernen sie anzupacken und Verantwortung zu übernehmen.
Man braucht sich nur daran erinnern, wie gerne zwei-drei-jährige Teller holen oder einem die Schuhe bringen, wenn sie schneller hinausgehen wollen. Ihr Tun hat eine Wurzel: sie wollen ihr Vorhaben erreichen. Jede Aktivität braucht nur eine Motivation und einen Ansporn.
Es darf kein Kind dazu gezwungen sein, auf ein anderes Kind aufzupassen. Die Zeit sollte fürs Lernen und Entdecken und Spielen genutzt und dafür freigegeben werden. Und hier soll jedes Kind von seinen Eltern unterstützt werden.
(vs)