24.04.2010 |
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Ist Eigenartigkeit erblich?
In „Polaroid Panoptikum“ ist jeder Zuschauer ein Teil des Stücks.
Familienbilder und gesellschaftliche Muster spiegeln sich imTheaterstück „Polaroid Panoptikum“, Regie Katharina Vana, auf eine sarkastisch-ironische Art und Weise wider. Es zeichnen sich als nebeneinander laufende Parallelen die Mitglieder einer kleinen Familie ab: Die putzsüchtige Hausfrau, der fernseh- und zeitungsabhängige Familienvater, eine Tochter, die mit ihren sechzehn Jahren immer noch als Kind gesehen wird, und der „im Krieg dort draußen“ für die Eltern in Vergessenheit geratene Sohn, für den der Trip nach Hause aus der Sicht der Mutter ein simpler Waschgang sein sollte.
Das Stück spielt in einem kleinen Saal auf einer flachen, in den Zuschauerraum integrierten Bühne, die von allen Seiten von den Zuschauerreihen umrahmt ist, so dass eine offene, direkte Sicht auf alle Seiten möglich ist. Das Bühnenbild ist eine Schachtel ohne Wände mit wenigen Requisiten, was die volle Bewegungsfreiheit der Schauspieler garantiert, die immer wieder aus dem Publikum heraus unbemerkt auftauchen und sich genauso unbemerkt wieder darin verlieren, als seien sie ein Teil von ihm!
Auch wenn bei manch unverständlicheren, tiefsinnigen und politisch orientierten Passagen die Konzentration des Publikums verloren zu gehen droht, sorgt die Lebendigkeit durch Integration der einzelnen Zuschauer in das Stück für Aufmunterung. Jeder Zuschauer wartet gespannt, manche eher angespannt, darauf, von den Schauspielern angesprochen zu werden.
Ein facettenreiches Zusammen- und Miteinander-Spiel, das nicht nur vom Feuer und der Geschicklichkeit der Schauspieler lebt, sondern auch eine große Begeisterung seitens des Publikums auslöst. Die vier Hauptdarsteller Ivana Rauchmann, Roman Binder, Melanie Gemeiner, Matthias Klein wurden mit einem gewaltigen Applaus und mit begeisterten „Bravo“-Rufen beschenkt.
Nur noch am 24. und 25. April im Dschungel Wien: „Polaroid Panoptikum“.
(vs)
Foto: Rupert Steiner