29.09.2010 |
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Fernbeziehung: Ja oder Nein?
Vielen Frauen und Männern ist die Vorstellung einer Fernbeziehung ein Graus. Doch durch technische Hilfsmittel wird es immer leichter, eine solche „erfolgreich“ zu führen. Eine Fernbeziehung hat durchaus ihre Vor- und Nachteile.
Wie man so schön sagt: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Es geht zwar nicht erstrangig um die Kontrolle über den Partner, doch auch dies ist ein Aspekt, der Einfluss auf die Entscheidung für oder gegen eine Fernbeziehung nimmt. Eine körperliche Distanz kann das Aus einer Beziehung bedeuten, denn Zärtlichkeiten und Sex sind ein wichtiger Teil einer Beziehung und sollten nicht unterschätzt werden. Wenn das körperliche Verlangen sich ins Unermessliche steigert, kann auch dies bei echter Liebe leider zu einem Seitensprung führen.
Doch was tun, wenn einen die berufliche Karriere an einen anderen Ort zwingt? Es gibt im Grunde nur zwei Optionen: Entweder man steckt Mengen von Energien in eine Fernbeziehung, um den Partner nicht zu verlieren, oder aber man trennt sich und wird mit der Trauer konfrontiert. Jeder will sich selbst vor schlimmen Erfahrungen beschützen und in einer perfekten Traumdarstellung mit nur glücklichen Momenten leben.
Trotzdem geschieht es immer wieder, dass Menschen an einen Punkt in ihrem Leben angelangen, wo sie sich zwischen Karriere und Liebe entscheiden müssen. Man stellt sich selbst Fragen wie: Ist es mein Partner wert, sämtliche Energien in ihn hineinfließen zu lassen? Ist es die Liebe an sich wert, sich selbst so zurückzustellen und berufliche Chancen nicht zu nutzen? Verkrafte ich überhaupt eine Trennung? Ist es nicht besser, eine Beziehung über technische Hilfsmittel wie Internet und Handy zu führen, als gar keine zu haben? Wie passt der Partner in meine neue Zukunftsvorstellung? Ist es zeitlich überhaupt machbar? Was habe ich und auch er/sie von einer Fernbeziehung? Wie häufig könnte man sich überhaupt sehen? All diese Fragen und noch viele mehr muss man sich stellen, um sich im Klaren zu sein, was es bedeutet, eine Fernbeziehung einzugehen.
Es gibt in einer solchen Situation zwei Sorten von Menschen:
1) Jene, die einen Schlussstrich ziehen und keine Fernbeziehung in Kauf nehmen wollen. Sie nehmen die Trauer in Kauf und wollen nicht zurückstecken. Sie stellen ihre beruflichen Ziele über die Liebe, somit sich selbst über den Partner. Andere können das als Resignation oder als keine wahre Liebe auslegen, was jedoch nicht in jedem Fall zutreffend sein muss.
2) Jene, die eine Fernbeziehung eingehen und hoffen, dass alles glatt geht. Man vermisst einander, man telefoniert, doch nach und nach wird einem bewusst, dass das körperliche Verlangen trotz Liebe nicht gestillt werden kann. Dadurch entsteht dann Eifersucht, die zum Beispiel durch Telefonsex kompensiert werden kann. Telefonsex ist etwas Unnatürliches und wird auch nicht von jedem gerne praktiziert. Man fühlt sich anfangs albern, und die gewünschte Nähe, die den Sinn der Sache darstellt, kann ausbleiben. Mit etwas Übung kann jedoch auch Telefonsex zum ersehnten Resultat führen. Oft geschieht es auch in Fernbeziehungen, dass eine enorme Erwartungshaltung eingenommen wird. Das Vermissen und das Stunden Zählen, bis man den anderen wieder sieht, können überhöhte Erwartungen hervorrufen, die kaum zu erfüllen sind. Das Unerwünschte tritt ein und man wird enttäuscht. Ein Vorteil ist, dass man die Zeit mit dem Partner mehr zu schätzen weiß, doch auch das kann in einen Übereifer ausarten, den Freunde/Bekannte/Verwandte nicht mehr nachvollziehen können.
Beziehungen können daran zerbrechen oder auch weiter existent sein, wenn auch in einer ganz anderen, ungewohnten Form. Jeder entscheidet selbst, welches die beste Lösung für die Beziehung und auch für sich selbst ist. Größere Chancen, dass eine Fernbeziehung zum Glück führt, bestehen für jene, die schon von Beginn an durch eine örtliche Distanz getrennt sind. Doch ein eingespieltes Team, welches den Alltag zuvor geteilt hat, den Partner um sich zu haben gewohnt ist, und erst dann in eine Fernbeziehung gezwungen wird, hat wesentlich geringere Chancen.
Im Endeffekt bleibt als beste und ehrlichste Möglichkeit, es zumindest zu versuchen. Denn wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Ansonsten wird man die Entscheidung dagegen früher oder später vielleicht bereuen und Selbstvorwürfe werden nicht ausbleiben.
(ik)
Foto: Angrylambie