Schon von klein an träumen die meisten Frauen von ihrem großen Tag. Dem Tag, an dem sie im traumhaften, weißen Kleid - gleich einer Prinzessin - den Flur entlangschreiten. Wie hunderte Augenpaare sie gerührt und voller Freude, vielleicht auch etwas Neid verfolgen. Dem Austausch der Ringe und dem Versprechen, ein Leben lang füreinander da zu sein. Was einst aus der Weiterentwicklung des Menschen, dem Übergang zur monogamen Lebensweise, der entstehenden Gesellschaftsformen und der Repression durch Herrschaftssysteme, Religion und Macht und der Unterdrückung der Frau als Voraussetzung für Geschlechtsverkehr und Fortpflanzung entstand, gilt heute als Zeichen wahrer Liebe.
Doch die Gesellschaft geht noch einen Schritt weiter. Wenn eine Beziehung besteht und gar Kinder da sind oder noch kommen sollen, ist eine Hochzeit gewünscht bzw. gefordert. Zwar nicht so repressiv wie noch vor wenigen Jahren (oder in anderen Kulturkreisen), als es noch eine Schande war, in einem gewissen Alter noch nicht verheiratet zu sein oder gar uneheliche Kinder zu haben, aber doch besteht eine gewisse Erwartungshaltung, die durch Medien, aber vor allem auch durch den Familien- und Freundeskreis meinungsbildend von Kindesbeinen an besteht und ein Leben lang Druck ausübt. Wie geht man bzw. frau damit um? Ist frau überhaupt fähig eine eigene Meinung zu dem Thema zu bilden? Und wie ist es möglich, dass es noch immer Frauen gibt, die eine Heirat als höchstes Ziel in ihrem Leben sehen?
Die Zeiten von Frauen in der klassischen Rolle der Ehefrau und Mutter sind mehr oder weniger vorbei, zumindest in unseren Kulturkreisen. Doch auch hier, wie noch an vielen Orten auf der Welt, wo sich Gleichberechtigung noch nicht zum Standard entwickeln konnte, gibt es noch immer viele die kein höheres Ziel in ihrem Leben finden können. So auch eine junge in Österreich lebende Rumänin, die ich vor kurzem zu folgendem Gespräch getroffen habe.
Redakteurin: Wie lange bist du nun schon in Österreich?
Maria: Seit fast 7 Jahren. (Anmerkung der Redakteurin: Sie ist nun 24 Jahre alt)
Redakteurin: Und warum bist du nach Österreich gekommen?
Maria: Weil ich weg von Rumänien wollte. Es ist schwer dort zu leben. Wenig Geld. Keine Arbeit.
Redakteurin: Was hast du denn gelernt?
Maria: Naja die Grundschule eben.
Redakteurin: Die Grundschule? Das heißt bis zu welchem Jahr?
Maria: Vier Jahre Schule. Danach habe ich aufgehört.
Redakteurin: Du bist nur 4 Jahre zur Schule gegangen und hast danach keine Ausbildung mehr gemacht?
Maria: Nein, ich hasse die Schule. Lernen macht keinen Spaß und ist zu schwierig für mich.
Redakteurin: Und was hast du stattdessen gemacht? Was waren/sind deine Ziele fürs Leben?
Maria: Ich habe gearbeitet. Verschiedene Dinge. Mein Ziel ist es, einen Mann zu finden und zu heiraten.
Redakteurin: Und sonst? Was möchtest du mal tun? Wo möchtest du im Leben hinkommen?
Maria: Gar nicht. Ich will nur einen Mann heiraten. Vielleicht habe ich Glück und ich finde einen, den ich sogar lieben kann.
Redakteurin: (Nach einem Moment des Staunens) Aber möchtest du nicht mehr aus dir machen?
Maria: Wieso mehr? Wenn ich einen Mann habe, brauche ich doch nichts mehr.
Dieses Gespräch hat mich zutiefst erschüttert. Die junge Frau verdient ihr Geld durch Prostitution und sucht nach einem Mann der ihren Sinn im Leben erfüllen soll. Und ich kann es, beim besten Willen nicht nachvollziehen. Allein aus dem Wissen heraus, dass ein Mann nur Mann sein kann, wenn er sich um Frauen bemüht und als der Beste gewählt oder eben abgelehnt, aber nicht bemuttert wird, und Frau nur Frau sein kann, wenn sie die Männer sich um sie bemühen lässt, um den besten auszuwählen und diesen nicht bemuttert, ist eine Ehe im traditionellen, gesellschaftskonformen Hinblick nur eines: Kastration. Eine Frau, die nichts weiter im Leben erreichen will, als einen Mann zu heiraten und für ihn zu sorgen, ist nicht nur keine selbstständige Person sondern auch keine Frau, sondern nur Mutter, die im Ehemann ihr Kind sieht, das es zu bekochen, beputzen und befriedigen gilt. Dass so ein Leben weder psychisch noch physisch gesund ist, sei auch am Rande bemerkt. Allein im letzten Jahr wurden laut Statistik Austria 47,47% aller Ehen in Österreich annulliert.
Sei eine Heirat auch aus dem Grund wahrer Liebe geschlossen, das traditionelle Bild der Ehe stellt keine natürliche Lebensweise von Frau und Mann dar. Sie als höchstes Ziel im Leben anzusehen, bleibt für mich unbegreiflich. Aber solche Momente führen einem wieder vor Augen, wie weit manche Länder noch in Puncto Gleichberechtigung hinten liegen, wobei auch unser Kulturkreis kein Musterbeispiel darstellt. Auch Medien, Politik, Religion und auch das immer noch unzureichende Bildungssystem, schaffen eine wahres Schlaraffenland für die Unselbstständigkeit und fehlende Bildung von Frauen.
Redakteurin: anonym
(Name der Gesprächspartnerin redaktionell geändert)