Doch Loki ist nicht der eigentliche Bösewicht, mit dem sich der Donnergott auseinandersetzen muss. Christopher Eccelstons Malekith hat so einiges auf dem Kasten und noch mehr Asse im Ärmel. Die unzerstörbare Substanz Aether, der MacGuffin (Erklärung siehe unten) des Filmes, dessen Ursprung und genaue Wirkung nicht weiter erklärt werden, soll den dunklen Elfen dazu dienen, das Universum „umzuwandeln“. Wie es sich für einen ordentlichen Bösewicht gehört, soll natürlich Licht durch Dunkelheit ersetzt werden und so weiter und so fort. Totale Zerstörung des Universum ist ja immer ein guter Plan.
Die Kostüme sind gewohnt einfallsreich und traumhaft anzusehen, keinen Moment nimmt man den Darstellern ihre Gottwerdung nicht ab. Von der wunderschönen Gewandung für die Frauen der Schöpfung bis zu eindrucksvollen Helm-/ Rüstungskombos der Krieger, alles wohl durchdacht und wunderbar ausgearbeitet. Auch Thors Auserwählte, Dr. Jane Foster (Natalie Portman) darf kurz in wallenden Gewändern in den royalen Hallen Asgards umherziehen.
Sowohl Kostüm als auch Makeup der dunklen Elfen, allen voran Malekiths, war unglaublich gut umgesetzt. Gottseidank, denn von Legolas-Typen hätte man wohl nicht so viel Respekt gehabt. Die Ausstrahlung des neunten Doctors (Anm. Christopher Eccleston spielte für kurze Zeit Dr. Who) tat natürlich ihr Übriges. Nichts ist schlimmer, als ein unsympathischer Bösewicht und der Antrieb, der diesen Gegenspieler bewegt, ist nicht minder wichtig. Wir wollen so wenig King Joffreys und Dolores Umbridges wie möglich auf unseren Bildschirmen (erklärende Anmerkung siehe unten).
"Marvel's Thor: The Dark World", Malekith (Christopher Eccleston), Algrim (Adewale Akinnuoye-Agbaje), © 2013 MVLFFLLC. TM & © 2013 Marvel. All Rights Reserved.
An Spezialeffekten und Actionszenen wurde natürlich nicht gespart und zu viele davon kamen sicher nicht vor. Die Dosis macht das Gift und verdammen sollte man Hollywoodfilme dieserart jedenfalls nicht.
Thor: The Dark World bietet sowohl Spannung, Action als auch Herz – von hervorragenden Schauspieler getragene Szenen, die sich von humorvoll, spannend bis herzzerreißend bewegen. Und wie man es sich von einer Marvel-Produktion erwartet, kommt auch der Humor in dieser neuen Superheldengeschichte nicht zu kurz.
Die 3D-Version war überraschend angenehm zu betrachten und nicht im Mindesten mit
Man of Steel zu vergleichen, welcher sehr überladen war. Selbigen haben wir uns übrigens nochmals in 2D angesehen und durften erleichtert feststellen, dass die „Überladenheit“ doch sehr viel mit der 3D-Version im Kino zu tun hatte. Manchmal sind drei Dimensionen einfach eine zu viel.
Nicht nur Szenen zwischen Thor und Loki, die uns daran erinnern, dass die beiden doch zusammen aufgewachsen sind und wie alle anderen im Bruderzank aufgehen, zählen dazu.
Thor: Are you mad?!
Loki: Possibly.
"Marvel's Thor: The Dark World", Odin (Anthony Hopkins), © 2013 MVLFFLLC. TM & © 2013 Marvel. All Rights Reserved.
Wie schon in seinem Vorgänger ist die Praktikantin Darcy (Kat Dennings) mit ihrer unbeschwerten Persönlichkeit immer wieder für Lacher verantwortlich. Aber auch der schwedische Schauspieler Stellan Skarsgård als Wissenschaftler Erik Selvig kann mit seiner sympathischen Art punkten und an Verweisen zu The Avengers wird zu unserer großen Freude nicht gespart.
Zwei kleine aber feine Szenen mit IT-Crowd-Darsteller Chris O’Dowd lassen uns nostalgisch werden und an eben diese liebevoll gemachte Serie zurückdenken und wir müssen uns zurückhalten, dass uns nicht lauthals ein “Have you tried turning it off and on again?” (Siehe Anmerkung unten) herausplatzt, als Jane mit aller Gewalt versucht, ein technisch-wissenschaftliches Gerät gar nicht so wissenschaftlich zum Funktionieren zu bewegen. Abgesehen davon lauschen wir O'Dowds irischem Akzent nur allzu gerne.
"Marvel's Thor: The Dark World", Richard (Chris O'Dowd), © 2013 MVLFFLLC. TM & © 2013 Marvel. All Rights Reserved.
Frigga (Rene Russo), die Mutter Thors und Adoptivmutter Lokis ist nicht nur jene Person, die für den Halbgott und ausgesetzten „frost giant“ Loki die größte Bezugsperson war, sondern auch jene, die der Grund dafür ist, warum Loki von Odin (Anthony Hopkins) nicht wegen Hochverrats hingerichtet wird, wofür wir ihr natürlich dankbar sind. Nicht nur ist die Beziehung der beiden zueinander eine der herzerwärmenden Aspekte des Filmes, sondern wird diesmal auch deutlich, von wem Loki seine Tricks gelernt hat. Mit Grazie und zielgenau kann sich die Königin nicht nur ausreichend verteidigen, sie hat noch viel mehr drauf, als das Auge sieht. Rene Russo kann als Königin Frigga mehr als überzeugen und wir finden es schade, dass man nicht mehr von ihr zu Gesicht bekommt.
"Marvel's Thor: The Dark World", Jane Foster (Natalie Portman), Frigga (Rene Russo) © 2013 MVLFFLLC. TM & © 2013 Marvel. All Rights Reserved.
Da wir von starken Frauen nicht genug bekommen können, müssen wir die Lady Sif, die Odin am liebsten an der Seite seines Sohnes Thor sehen würde, natürlich auch noch erwähnen. Von deren Schönheit und Stärke kann man eigentlich nur den Hut ziehen und diese zu bewundern fällt nicht schwer.
Dass sich viele nicht wegen Chris Hemsworths Thor, sondern wegen Tom Hiddleston oder Loki ins Kino wagen, darf nicht verwundern, aber ist auch für Chris Hemsworth kein Grund zur Verzweiflung. Manchmal sind uns die Bösen näher am Herzen als die Helden und immerhin mögen wir Thor und Hemsworth ja trotzdem.
"Marvel's Thor: The Dark World", Loki (Tom Hiddleston), Thor (Chris Hemsworth), © 2013 MVLFFLLC. TM & © 2013 Marvel. All Rights Reserved.
Kleine Notiz am Rande: Welches Genie lässt sich diese deutschen Filmtitel einfallen, in dem man ein englisches Wort durch ein anderes ersetzt? „
Thor: The Dark World“ wurde zu „
Thor: The Dark Kingdom“ umgemodelt und verfolgt uns, die wir den wahren Titel kennen, auf Schritt und Tritt, wenn wir durch die Kinoräumlichkeiten schreiten. Da fragt man sich: Welchem Geistesblitz haben wir das zu verdanken?
"Marvel's Thor: The Dark World", Heimdall (Idris Elba), © 2013 MVLFFLLC. TM & © 2013 Marvel. All Rights Reserved.
__________________________
Anmerkungen:
MacGuffin ist der von Alfred Hitchcock geprägte Begriff für mehr oder weniger beliebige Objekte oder Personen, die in einem Film meist dazu dienen, die Handlung auszulösen oder voranzutreiben, ohne selbst von besonderem Interesse zu sein.
King Joffrey: Charakter aus den Büchern „Das Lied von Eis und Feuer“ bzw. der HBO-Serie „Game of Thrones“ und
Dolores Umbridge, Charakter aus „Harry Potter“ – zwei der unsympathischsten und bei Fans verhasstesten Personen, die man sich vorstellen kann.
“Have you tried turning it off and on again?” ist ein Zitat aus der britischen Comedy-Serie “
The IT Crowd” über eine Gruppe von IT-Arbeitern, bei der der irische Schauspieler Chris O’Dowd eine der Hauptrollen spielte. Die Phrase „Have you tried turning it off and on again“ kommt in jeder Episode vor und nimmt IT-Support-Mitarbeiter aufs Korn und ist gleichzeitig die Methode, die bei technischen Geräten meistens funktioniert. Auch Klischees haben ihren wahren Kern.
Sabine Stenzenberger
Bildmaterial: "Marvel's Thor: The Dark World". 2013 MVLFFLLC. TM & © 2013 Marvel. All Rights Reserved.
__________________________
Filmtitel: Thor: The Dark Kingdom
Originalfilmtitel: Thor: The Dark World
Startdatum: 31. Oktober 2013
Regie: Alan Taylor
Genre: SciFi / Action
Darsteller:
Chris Hemsworth (Thor)
Nathalie Portman (Dr. Jane Foster)
Tom Hiddleston (Loki)
Christopher Eccleston (Malekith the Accursed)
Anthony Hopkins (Odin)
Kat Dennings (Darcy)