Sie ist 38 Jahre jung, hat das Erscheinungsbild von Google entscheidend mitgeprägt, wechselte zu Yahoo und steuerte das Schiff aus der Krise. Was sie angreift, wird zu Gold. Der Präsident der Vereinigten Staaten fragt sie um Rat, wenn er in wirtschaftlichen Belangen nicht mehr weiter weiß. Während andere Frauen wie Marissa Mayer die neuesten Modetrends shoppen, kauft sie die Blogger-Plattform Tumblr um 1,1 Milliarden Dollar: Marissa Mayer ist DIE Powerfrau, die den ganzen Globus rockt.
Als sie bei Yahoo einstieg, machte sie sich rasch bei den Mitarbeitern unbeliebt: Am 26. Februar 2013 verkündete sie, die Heimarbeit abzuschaffen und holte sich alle der 11.500 Mitarbeiter wieder ins Büro zurück. „Wenn wir ein Yahoo sein wollen, müssen auch physisch zusammen sein.“, ließ sie verlauten. Wem das nicht passe, dem stehe es frei, zu gehen.
Als rückschrittlich wurde dieses Konzept bezeichnet und die Wut der Eltern unter den Yahoo Mitarbeitern war groß. Dennoch: Der Erfolg gibt ihr Recht. Auch wenn der Umsatz von Yahoo in diesem Jahr um sieben Prozent fiel, gelang es ihr, durch Senkung der Kosten den Gewinn zu steigern und letztlich zählt das Plus oder das Minus unter dem Strich.
God, family and Yahoo!
Am 12. Dezember 2009 ehelichte sie den Anwalt und Investor Zachary Bougue. Am selben Tag gab Yahoo ihre Anstellung bekannt. Sie ist bekennende Lutheranerin und benennt die Prioritäten in ihrem Leben klar und prägnant: „God, family and Yahoo!“ („Gott, Familie und Yahoo!“). Genau das scheint einer der Schlüssel ihres Erfolgs zu sein: Sie setzt klare Prioritäten, in der für sie richtigen Reihenfolge und trennt nicht zwischen Privat- und Berufsleben, sondern betont die Einheit. Alles fließt ineinander und nur das ermöglicht perfektes Funktionieren.
Mayer brachte im September des Vorjahres Sohn Macallister zur Welt und kehrte nach nur zwei Wochen wieder ins Office zurück. Freilich hat sie sich neben ihrem Büro einen Raum für den Sohnemann einrichten lassen, der von diesem und Babysittern genutzt wird.
Sie hat erkannt, dass es keine Auszeiten gibt. Mit Baby am Arbeitsplatz, das so immer die Nähe der Mutter genießt, schafft sie perfekt den Spagat zwischen Frau-Sein und Spitzenmanagement. So kann sie quasi während des Stillens weiter ihre Mails beantworten und die Geschicke der IT-Welt lenken, während der kleine Sohn friedlich schlummert.
In der aktuellen Ausgabe der Vogue zeigt sich Mayer weiblich wie nie zuvor. Schon werden Stimmen aus dem feministischen Lager laut, sie präsentiere sich zu sexy und zu devot. Frauenrechtlerinnen argumentieren gerne damit, dass derlei Aktionen dem Ansehen der modernen Frau schaden würden, übersehen aber dabei, dass sie selbst einen Bekanntheitsgrad wie Tante Trude haben, während wenige andere Frauen so eindrucksvoll unter Beweis stellen, wozu Frauen in der Lage sind, wenn sie nur die richtigen Entscheidungen treffen. Bereits 2008 zählte das US-amerikanischen Wirtschaftsmagazin Fortune Mayer, damals als jüngste zu den 50 mächtigsten Frauen der Welt.
Sie lebt uns vor, wie es sein kann als selbstbewusste Frau, Mutter und Top-Managerin, die nicht vergessen hat, dass sie eine Frau ist und was eine solche ausmacht.
I’m Sexy And I Know It
Für die Vogue räkelt sie sich gekonnt auf einer Liege: Sie kann es sich leisten. Alles auf diesen Fotos ist stimmig: Gesicht, Figur, Ausstrahlung.
Statt unseren Hut vor ihr zu ziehen und uns zu fragen, was haben wir zu tun, um auch so erfolgreich zu werden, wird sie aus den eigenen Reihen attackiert.
Aber was machte sie nun so erfolgreich? Sie ist eine Beobachterin und Analystin. Aus der Geschichte ihrer Freundin, der Tochter ihres Klavierlehrers, die vor die Wahl gestellt, bei der Schulauswahl-Mannschaft im Volleyball mitzuspielen und die Spiele vorwiegend auf der Ersatzbank zu verbringen, oder bei den Anfängern mit zu machen, entschied sich diese für die Schulauswahl. Sie bevorzugte es, mit den Besten zu trainieren und so gezwungen zu sein, sich nach der Decke zu strecken. Für sie lohnte sich die Entscheidung, denn sie spielte schließlich als Start-Spielerin für ihre Schule.
Mayer selbst entschied sich immer für Herausforderungen, auch wenn diese sie laut eigenen Angaben oft überforderten, weil sie noch nicht soweit war. Dennoch biss sie sich durch und hielt jedem Gegenwind stand.
Ihr unbändiger Ehrgeiz und ihre ganz klare Linie brachten sie in ihrem Leben ständig voran. Denselben Qualitäten hat es Yahoo zu verdanken, dass es den Rivalen Google wieder hinter sich lassen konnte.
Sie denkt klar und strukturiert und genauso klar trifft sie ihre Entscheidungen, die, einmal getroffen, in Stein gemeißelt sind.
Oft verfallen Frauen dem Irrglauben, dass sie in Hosenanzügen ernster genommen werden, als in Bleistiftröcken. Marissa Mayer stach bei einigen Board-Meetings im Silicon Valley in ihren Carolina Herrera und Oscar de la Renta Outfits aus der ansonsten Kapuzen- und T-Shirt dominierten Garderobe der Kollegen hervor.
Egal in welcher Branche frau ist, es ist wichtig, sich immer der eigenen Wurzeln bewusst zu sein und auch mit Stolz und angstfrei zu signalisieren: „Ja, ich bin eine Frau und nehmt mich ruhig als solche wahr!“
Die Feministinnen reiten doch gar nicht aus, um die Interessen der Frau zu wahren, sondern sind sie vielmehr zu Kämpferinnen für das geschlechtslose Wesen mutiert. Sobald eine Frau weiblich ist, wird sie sofort als „zu sexy“ herabschätzig behandelt und das äußere Erscheinungsbild wird augenblicklich wichtiger als die Inhalte. Wie rückschrittlicher und veralteter im Denken könnte frau noch sein?! Im Grunde ist es eine moderne, verlogene Hexenjagd unter dem Deckmantel des Frauenrechts.
Ein Mann zweifelt nicht an seiner Männlichkeit. Bis ins Unendliche ist sie ihm wichtig und betont er sie.
Denselben Stolz auf das eigene Geschlecht brauchen auch wir Frauen, um voran zu kommen. Wir haben die Fähigkeit, auf High-Heels genauso fest im Leben zu stehen wie in Boots und das müssen wir der Welt mit stolz geschwellter Brust (Ja, auch die darf man haben!) zeigen.
KWH