Das Einstandswerk von Matthias Hartmann, seit zwei Jahren Burgtheater-Direktor, Goethes „Faust“ geht in die letze Runde. Am 28. März wird zum letzten Mal der Zweite Teil gespielt.
Nach zwei Jahren geht Goethes „Faust“ am Burghthater in die letzte Runde. Das Einstandswerk von Matthias Hartmann, seit 2009 Direktor des Burgtheaters, wurde vor allem von Kritikern aus Deutschland und der Schweiz niederschmetternd kommentiert. Doch allein die Tatsache, dass das Wiener Publikum seit über zwei Jahrzehnten keinen Faust am Burgtheater mehr gesehen hat, macht die Inszenierung von Hartmann sehenswert.
Der Tragödie erster Teil
Während der Tragödie erster Teil noch recht konservativ gehalten und hie und da mit ein paar modernen Elemente und ansatzweise Special Effects versehen ist, ist der zweite Teil als High-Tech Spektakel deklariert. Dafür hat dieser keine Starbesetzung zu bieten, wie im ersten Teil Tobias Moretti als Faust, Gert Voss als Mephisto und Katharina Lorenz als Gretchen. Vor allem Gert Voss überzeugte als Mephisto, der mit Clown-Schminke im Gesicht an den Joker aus „The Dark Knight“ erinnerte.
Ewige Suche nach dem Sinn
„Da steh’ ich nun ich armer Tor und bin so klug als wie zuvor!“, das Zitat aus dem Monolog von Faust, der von Tobias Moretti ganz zeitgemäß in einen MacBook gehämmert wird, bringt die Sehnsucht von Faust auf den Punkt. Nach langen Jahren des Studierens hat der Professor die Erkenntnis erlangt, dass er nichts wissen könne. Sein Wunsch endlich zu erfahren, „was die Welt im Innersten zusammenhält“ führt ihn zu einem Pakt mit dem Teufel. Diesem verkauft er seine Seele, wenn er schafft, ihn für einen Moment glücklich zu machen. Sein Schicksal besiegelt Faust mit den Worten: „Werd ich zum Augenblicke sagen: Verweile doch! Du bist so schön! Dann magst du mich in Fesseln schlagen, dann will ich gern zugrunde gehen!“
Die Tragödie nimmt ihren Lauf
Der Teufel macht aus Faust wieder einen jungen Mann, nimmt ihn mit auf eine Reise durch die Welt, gibt ihm die Macht, alles zu tun, wonach er begehrt. Doch Faust begehrt nur eines: Gretchen, das fromme und bescheidene Bauernmädchen. Von da an nimmt die Tragödie ihren Lauf. Faust schwängert Gretchen und lässt sie im Stich. Gretchens Mutter und Bruder lassen ihr Leben, das neugeborene Kind wird von Gretchen ertränkt, sie selbst landet im Kerker. Geplagt vom schlechten Gewissen sucht Faust das Mädchen im Kerker auf, um sie zu befreien. Doch sie weigert sich, denn sie hat sich entschlossen, sich dem Gericht Gottes zu übergeben und so ihre Erlösung zu finden. Faust wird von Mephisto aus dem Kerker gezogen, die beiden fliehen, Gretchen wird gerichtet.
Zweiter Teil noch zu sehen
Der zweite Teil ist noch am 28. März im Burgtheater zu sehen. In diesem steht nicht mehr das Schicksal einzelner Figuren im Vordergrund, sondern ganze Menschheitsbewegungen, die Gesetze von Raum und Zeit treten außer Kraft und aktuelle Themen wie die Erzeugung des künstlichen Menschen, Schönheitsideale und die Wirtschaftskrise fließen in die Inszenierung ein.
(mf)
Foto: Georg Soulek Burgtheater