Julia Matzner - aus Liebe für die französischen Kultur - "ma julie"
Julia Matzner ist eine junge Designerin aus Wien. Ihr Label heißt "ma julie". Im Rahmen des Projektes "Junge Designer" hat die-frau.at mit Julia Matzner ein Interview geführt.
Sandra Bakula: Seit wann machst du das?
Julia Matzner: Vor drei Jahren habe ich zuerst ein Kolleg erfolgreich abgeschlossen und kann mich in zwei Monaten hoffentlich über eine genauso positiv absolvierte Meisterprüfung als DamenkleidermacherIn freuen.
S.B.: Warum hast du dich für diese Karriere entschieden?
J.M.: Ich habe sieben Jahre in der Bank gearbeitet und vor zwei Jahren gemerkt, dass ich dort auf Dauer nicht glücklich werde. Daher habe ich mich für die kreative Seite und gegen materielle Sicherheit entschieden. Natürlich ist es beruhigend, wenn man monatlich sein fixes Gehalt bekommt, aber wenn man dabei nicht glücklich ist, was macht das dann für einen Sinn?
Nach sieben-jähriger Bank-Erfahrung habe ich mich nun entschieden, meine Vorliebe für Mode und kreativen Selbstausdruck zum Beruf zu machen und dem grauen Alltag eine Prise „Julie“ zu verleihen. „ma julie“ setzt sich aus meinem Vor- und Nachnamen zusammen, und steht gleichzeitig für meine Liebe zur französischen Kultur und Haute Couture.
S.B.: Ist das deine erste Kollektion?
J.M.: Ja, meine Kollektion „Xchance“ entstand im Zuge meines Abschluss-Diploms, wo diese dann im Rahmen einer selbst organisierten Modeschau bewertet wurde. „Modeakt 2011“ fand damals im Rahmen einer großen, öffentlichen Show – in dem wunderschönen Ambiente der Residenz Zögernitz – statt.
S.B.: Bitte sage uns etwas über deine Kollektion!
J.M.: Für meine Abschlussarbeit durchleuchtete ich kritisch die Modeströmungen der letzten Jahrzehnte und stellte mir die Frage, was den Menschen im Zeitalter der Wirtschaftskrise wichtig sein könnte. Für mich lag die Antwort klar auf der Hand: “Xchange“. Ich hatte die Idee der multifunktionalen, veränderbaren Kleidungsstücke, da sich viele von uns gerne individuell kleiden, sich aber einen entsprechenden Fundus an Kleidungsstücken häufig nicht mehr leisten können oder wollen.
S.B.: Machst du nur Mode für Frauen?
J.M.: Im Moment ja, aber ich möchte nicht dabei bleiben. Nach meinem Abschluss der Meisterklasse werde ich mich meiner kreativen Seite wieder widmen können und so ziemlich alles machen, was möglich ist!
S.B.: Wer ist "deine Frau"?
J.M.: Ich möchte Mode für die experimentelle Frau entwerfen, der es wichtig ist, ihrer Individualität damit Ausdruck zu verleihen und vielmehr noch zu unterstützen. Eben jemand, der sich nicht einem bestimmten Stil unterwerfen möchte, sondern immer offen für Neues ist.
SB: Wie siehst du die Mode-Szene in Wien?
J.M.: Naja, es gibt nicht viel zu sagen. Es ist nicht wie in Berlin, Paris oder New
York. Ich glaube Wien muss viel aufholen aber ganz ehrlich es wird nie so weit
kommen, dass es aufholt. Ich glaube Wien ist von der Mentalität her anders. Die
Menschen auf der Straße sind fast alle gleich angezogen…Pulli, Jeans etc. Überhaupt
nicht abwechslungsreich. Eigentlich sehr fad. So Uniform einfach. Du kannst so viel
machen, auch wenn man sich für die Arbeit anzieht, kann man viel machen! Das
verstehe ich an den Wienern nicht…
S.B.: Hast du vor ins Ausland zu gehen?
J.M.: Spanien würde mich interessieren. Es ist fröhlicher, ich mag die
Lebenseinstellung und Mentalität. Es ist nicht die „grantige, wienerische – mir
passiert nichts“ Signifikation. Und die Menschen sind offener.
Und was die Förderungen angeht, es ist auch nicht leicht. Es gibt bestimmte
Bedingungen, und wenn man die nicht erfüllen kann, bekommt man die nicht. Und es ist
nicht immer leicht die nötige Erfahrung zu sammeln.
S.B.: Wen respektierst du in der Modewelt und warum?
J.M.: Also unglaublich beeindruckt bin ich von Karl Lagerfeld, der sehr viele Kreationen hervorzaubert: Er scheint nur am Arbeiten zu sein und niemals zu ruhen! Weiters mag ich Vivienne Westwoods Stil sehr. Aber natürlich gibt es neben den Meistern der „alten Schule“ auch andere Vorbilder, wie z.B. Rei Kawakubo mit Comme des Garçons oder auch Gareth Pugh. Deren Form der „Contemporary Fashion“ trifft voll meinen Geschmack! Sogar Anna Wintour liebt Gareth Pugh’s Style, was in der Branche einem Adelstitel gleich kommt.
S.B.: Wer ist deine Zielgruppe?
J.M.: Heute die Variante, morgen eine andere? Perfekt für die Unentschlossenen, die sich nicht festlegen können oder sich alle Möglichkeiten offen halten möchten und es sich daher mit nur einem Kleidungsstück verschiedenste Varianten ermöglichen lassen!
Meine Kollektion ist eigentlich für alle Altersgruppen, ohne Einschränkung von gesellschaftlicher Zugehörigkeit oder Geschlecht bestimmt. Generell ist sie jedoch gedacht für modisch Interessierte, die Wert auf Individualität legen, denen es wichtig ist, sich in ihrer zweiten Haut wohl zu fühlen und die sowohl auf das Design, als auch auf die Qualität achten. Ich möchte extravagante Mode für den hippen, weltoffenen Menschen entwerfen, der seine Kreativität, seinen Lifestyle und Modegeschmack trotz begrenztem Budget ausleben kann und natürlich auch soll.
S.B.: Was inspiriert dich?
Mich inspiriert unglaublich viel: eigentlich alles in meiner Umgebung (Freunde, Filme, Architektur, aktuelle Ereignisse in den Medien, etc.)!
S.B: Danke und viel Erfolg noch!
Sandra Bakula