Wenn Mütter Männer nicht als Männer, sondern nur als Ersatzvater für ihr Kind sehen.
Wer kennt nicht die Witze und spannenden Animationen aus dem Film „Kuck mal, wer da spricht!“ mit John Travolta und Kirstie Alley? Wer mag sich nicht daran erinnern, wie sich die kämpferischen Spermien mit ausgiebigen Kommentaren Richtung Eizelle bewegten, um sie zu befruchten, fragte sich nicht, was das ungeborene Baby im Bauch der Mutter alles dachte, lachte nicht darüber, als der neugeborene Mickey auf den Satz seiner Mutter „Du warst das also, der mich 9 Monate lang geboxt hat!“ schlau antwortete: „Du warst das also, die alle diese scharfen Sachen gegessen hast!“
Die Affäre mit dem verheirateten Geschäftsmann Albert läuft für die engagierte Sekretärin Mollie ganz anders, als sie es sich gewünscht hätte. Sie wird schwanger und der brave Ehemann schiebt ihr die alleinige Verantwortung für das Kind zu und will nichts mit dem ungeborenen Kind zu tun haben. Es ist nicht angebracht, seine Ehe durch eine Affäre und ein uneheliches Kind in die Brüche gehen zu lassen. Schließlich ist in der Sicht eines erfolgreichen Geschäftsmannes eine Sekretärin unter anderem auch dafür da, sie zu ficken. Könnte er überhaupt ein guter Vater für das Kind sein? Mollie verneint dies und geht die Sache anders an – sie entscheidet sich dafür, dass ein Kind unbedingt für sein Glück und Zufriedenheit eine komplette Familie bestehend aus Mutter und Vater braucht, und begibt sich zielgerichtet auf die Suche nach einem bereitwilligen und würdigen Kandidaten.
Als Film ist das soweit ganz lustig, aber in der Realität muss man sich die Frage stellen, was den Unterschied zwischen dem biologischen und einem Stiefvater ausmacht. Kann es überhaupt einen anderen Vater als den biologischen für ein Kind geben? Warum entscheidet sich eine Frau dafür, einen Vater für ihr Kind zu suchen? Weil sie nach einer finanziellen Absicherung sucht? Weil sie die Erziehung des Kindes nicht alleine übernehmen will? Oder glaubt sie, dem nicht gewachsen zu sein? Weil sie den gesellschaftlichen Vorstellungen folgen will, dass eine Familie unbedingt aus Vater, Mutter und Kind bestehen soll, egal ob es die biologischen Eltern sind oder nicht?
Im Film ist es natürlich so, dass sich in James ein neuer Mann findet, der von Mollies Nachwuchs begeistert ist und die Mutter liebt und gerne die Rolle des Vaters übernimmt. Nur Mollie ist sich nicht sicher und wägt noch andere Möglichkeiten ab. Aber wie sich das für eine Hollywood-Komödie gehört, hat der Film ein spannendes Happy End: Mickey gerät in eine gefährliche Situation, in der sich sowohl Mollie wie James als würdige Eltern erweisen und den Kleinen retten. Als Resultat ernennt Mickey James zu seinem neuen Vater und die Familie ist hergestellt.
Interessant ist aber, dass der leibliche Vater Albert, der nach dem Verlust der Ehefrau und der Geliebten seine Vatergefühle plötzlich entdeckt, zurückgewiesen wird. Die Entscheidung des Kindes, also Mickeys, gegen Albert hängt mir der negativen Einstellung der Mutter zum Vater zusammen. Hat aber die Mutter das Recht, dem Kind den biologischen Vater vorzuenthalten, nur weil sie nicht mit ihm klar kommt? Was bedeutet es für ein Kind, wenn sich die Mutter auf die Suche nach einem „neuen“ Vater macht, und dabei vielleicht auch mehrere „ausprobiert“, bis sie den ihrer Meinung nach richtigen gefunden hat? Steht hier nicht vor allem das Glück der Mutter im Vordergrund, statt das des Kindes? Könnte das Kind nicht auch glücklich werden, wenn es keinen Vater gibt?
Aber auch die Rolle des Stiefvaters ist alles andere als einfach. Kann er das Kind jemals so wahrnehmen, wie er ein leibliches Kind wahrnehmen würde? Und was sind die Beweggründe für die Adoption des Kindes? Steht dabei das Kind im Vordergrund, oder will er eigentlich die Mutter, und das Kind ist halt „im Preis mit inbegriffen“?
Allzu oft kommt es vor, dass Mütter, die getrennt vom Vater des gemeinsamen Kindes leben, negativ über ihn sprechen, weil sie negative Erfahrungen mit ihm als Mann gemacht haben. Dies überträgt sich auf das Kind. Die Mutter beeinflusst, bewusst oder unbewusst, die Einstellung des Kindes zum leiblichen Vater und nimmt ihm damit die Möglichkeit, selber eine Beziehung zum Vater aufzubauen, was große Auswirkungen auf die Entwicklung des Kindes und seiner späteren Sicht auf Beziehungen, Partnerschaften und Sexualität hat. Welches Vorbild gibt eine Mutter ihrem Kind in einem solchen Fall?
(vs)