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Die Glasmenagerie – ein nicht überzeugender Abend in den Salzburger Kammerspielen
27.09.2010
Die erste Premiere dieser Spielzeit in den Salzburger Kammerspielen wurde am Samstag, dem 24. September mit Tennessee Williams’ erstem großem Bühnenstück „Die Glasmenagerie“ gegeben.

Williams konzipierte „Die Glasmenagerie“ ursprünglich als Drehbuch, das jedoch abgelehnt wurde. Nach seiner Uraufführung als Bühnenstück im Jahre 1944 feierte der Autor damit  einen Welterfolg. Das stark autobiografische Werk erzählt von Amanda Wingfield und ihren beiden Kindern Laura und Tom. Amanda, die von ihrem Mann verlassen wurde, träumt noch immer von ihren schönen Jugendjahren und versucht alles, um ihrer Familie ein glückliches Leben zu bescheren. Dabei versteift sie sich darauf, ihre gehbehinderte Tochter an den Mann zu bringen, damit sie es einmal besser habe. Dem schüchternen Mädchen ist dies jedoch eine große Qual, sie findet Trost in ihren alten Schallplatten und ihrer Sammlung von Glastieren. Der Sohn Tom arbeitet in einem Lagerhaus, um die Familie zu ernähren. Er kann sein eintöniges Leben schwer ertragen und träumt davon, die Stadt zu verlassen. Jeden Abend flüchtet er in die Welt des Kinos und verbringt seine Zeit am liebsten mit Poesie. Tom fungiert als Erzähler und steht gleichzeitig für den Autor, der versucht, sich von seinen eigenen belastenden Erinnerungen zu befreien. Eines Abends scheint das eintönige, traurige Leben der Familie durch den Besuch von Jim endlich unterbrochen und Hoffnung auf Veränderung keimt auf, doch diese soll nicht lange anhalten.

Britta Bayer überzeugt in der Rolle der Amanda. Sie stellt die Mutter als übertriebene Glucke dar, die es genießt, im Mittelpunkt zu stehen, so aber ihrer schüchternen Tochter noch größere Qualen verschafft. Shantia Ullmann als Laura geht neben Bayer leider unter und bietet dem Publikum keinerlei Möglichkeit, sich in ihre Figur hineinzufühlen. Tim Oberließen hingegen ist in seiner Rolle herausragend, er gibt dem Tom die perfekte Balance zwischen Freiheitsdrang und Pflichtbewusstsein. Die sich wiederholenden Witze über Alkoholismus und Beziehungen sorgen mit Voranschreiten des Stückes allerdings für Langeweile, die selbst mit der schauspielerischen Leistung Britta Bayers und Tim Oberließens nicht wettgemacht werden kann. Alles in allem schafft es Volkmar Kamm in seiner eher schwachen Inszenierung nicht, die Einsamkeit und Lethargie der Familie überzeugend darzustellen.

(tt)

Foto: Salzburger Landestheater, Jürgen Frahm

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