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Plus Size oder Plus Lie?
08.09.2010
In der letzten Zeit zeichnete sich ein neuer Trend in der Fashion-Welt ab: Plus Size Models. Eine der bekannsten unter ihnen ist Crystal Renn, auch wenn sie nicht so genannt werden möchte, denn „jeder, der Modeling macht, ist ein Model.“ Doch schaut sie eindeutig anders aus als andere Models: Sie trägt Größe 42. Das durchschnittliche Model hat Größe 32 oder maximal 34.

Vor ein paar Jahren war Crystal Renn noch ein „normales“ Model, hat kaum etwas gegessen, mindestens acht Stunden pro Tag Sport gemacht, bis sie es nicht mehr aushalten konnte. Dann ist sie Plus Size Model geworden. Bis vor Kurzem gab es nur gewisse Marken, die sie buchten, eben jene, die Kleider für die „korpulente“ Frau herstellten.

Bis vor Kurzem. Jetzt ist sie ausgebucht, arbeitet für viele Haute Coutur Labels (u.a. Jean-Paul Gaultier), hat Editorials für viele verschiedene Glossy und Fashion Magazine gemacht (u.a. Elle, Bazaar), sie ist sogar für Chanel für Karl Lagarfeld gelaufen, obwohl er sich gegen die „korpulenten“ Models ausgesprochen hat.

Hat sich wirklich etwas in der Modeindustrie geändert? Oder ist dies nur die Reaktion auf den Druck, der gerade in letzter Zeit auf der Fashion Welt lastete. Plötzlich berichteten die Medien über die vielen magersüchtigen Models, von denen zum Beispiel die junge Brasilianerin Ana Carolina Reston, die nur eine Tomate oder einen Apfel am Tag gegessen hat, mit 18 Jahren an Magersucht gestorben ist.

In Italien gab es heftige Demonstrationen, viele verschiedene Organisationen haben versucht, die Fashion Industrie zu beeinflussen, neue Regelungen einzuführen.

Und doch hat man den Eindruck, dass die etwas fülligeren Models, die immer noch nicht dick sind, sondern lediglich dem Gewicht einer ganz normalen Frau näher kommen, lediglich Aushängeschilder sind. Und Ausnahmen bleiben. Auch wenn mal ein Plus Size Model bei einer Show oder für eine Fotostrecke gebucht ist, so sind alle anderen weiterhin spindeldürr.

Gerade Dove, die ihre Kampagne für „echte Frauen“ machen, schreiben in ihrem Inserat für neue Models: „Beautiful arms and legs and face will be shown! Must have flawless skin, no tattoos or scars! Well groomed and clean. Nice bodies. Naturally fit, not too curvy, not too athletic” (Casting für Dove NYC). Mit anderen Worten: Laut Dove hat auch die „echte Frau“ eine makellose Haut, keine Narben, einen schönen Körper und sie ist vor allem nicht zu kurvig.

Alles bleibt also beim Alten.

(sb)

die-frau.de