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Maria Schaumayer: Jedem das Seine
29.04.2010
So wie jeder seine Qual mit der Wahl hat, hatte Maria Schaumayer ihre Qual mit der Berufswahl. Nicht ohne sich mit den Eltern zu beraten, entschied sie sich jedoch selbständig für eine Studienrichtung, die ihren Wunschvorstellungen entsprach, und zwar Welthandel, denn so konnte sie ihre Vorliebe für Sprachen und Mathematik in ein Berufsbild integrieren.

Dass sie ihren Mädchentraum, Mittelschullehrerin zu werden, nicht verwirklicht hat, bedauert sie keinesfalls, denn "die Kinder sind immer schlimmer geworden." Dafür spielte sie mit einer besonderen Hingabe die, immerhin in der Politik anscheinend wichtige Rolle, der belehrenden Pädagogin. Trotzdem hat sie noch einen Wunsch: "Ich werde erst dann glücklich sein, wenn nicht mehr nach „Mann oder Frau“, sondern nur noch nach „geeignet oder nicht geeignet“ gefragt wird", sagt Maria Schaumayer. Was leitete ihren sicheren Weg an die Spitze der Nationalbanken? Sie selbst gibt an, durch die Abwesenheit jeder Art von Hilfe durch Verwandte ihre Selbständigkeit erlernt zu haben.

Somit wurde sie auch stets von den Mächtigsten ihrer Zeit für ihre Klugheit und ihr Durchsetzungsvermögen belohnt. Der bis 1991 tätige Bundespräsident Doktor Kirchschläger hat Maria Schaumayer seine Nachfolge zugemutet, wollte sie sogar beim Wahlkampf unterstützen. Sie weigerte sich, denn in ihren Augen war sie für diese Position ungeeignet und sie hielt ihren Platz in der Währungspolitik für wichtiger.

Als erste Frau wurde sie zu einem Ehrenmitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften ernannt. Und als eine Frau, deren Laufbahn von Wirtschaft über Politik bis zur äsidentin der Österreichischen Nationalbank reicht, steht sie mit der Maria Schaumayer Stiftung, die unter anderem zur Förderung und Verbesserung der Karrierechancen der Frauen in der Wirtschaft ins Leben gerufen wurde, ambitionierten und begabten Frauen zur Seite.

Als ein Mensch, der auch Schwächen hat, hat Maria Schumayer auch ihre schlechten Angewohnheiten. Bekannte bezeichnen sie als „Rauchdampfer“, und diversen Spielen wie Bridge und Tarock ist sie auch nicht abgeneigt. Außerdem betreibt sie von frühem Alter an Tätigkeiten, die einer Frau kaum zuzumuten waren, etwa Auto Fahren, im Haus Herumwerken, Arbeit mit schweren Gartengeräten. Und was ist aus den Kinder- und Ehewünschen, wie sie jede Frau hat, geworden? „Das ist versäumt, ist aber auch nicht zu beklagen. Der eine sieht die Sinnerfüllung im familiären Bereich, in der persönlichen Zuwendung trotz Berufstätigkeit, der andere sieht sie in einer beruflich erfolgreichen Umwelt und ist dafür, wie ich finde, reichlich entschädigt.“ Jedem das Seine: Sie hat eine Karriere, eine andere eine starke Familie.

(vs)

Foto: Priwo
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