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Woman: without her, man is nothing
07.07.2012
“Woman, without her man, is nothing” oder “Woman: without her, man is nothing”? Frau, Mann, Mann, Frau. Frau von der  Venus, Mann vom Mars. Eine Symbiose oder doch zwei getrennte Wege? Warum müssen die Frauen, die aus dem islamischen Raum kommen, ihren Kopf verhüllen und dürfen an Wahlen nicht teilnehmen? Warum wird bereits den kleinen Mädchen eingeredet, sie seien das schwache Geschlecht? Warum sieht man auf dem Bildschirm Trickfilme, in denen die Frauen als arme Opfer dargestellt werden, die von bösen Geistern gefangen gehalten und von einem starken Prinzen befreit werden sollen? And still „woman: without her, man is nothing“?! Waris Dirie sagte in ihrer berüchtigten Rede: „Jetzt weiß ich zurecht, was es bedeutet eine Frau zu sein.“ Wissen das alle von uns Frauen?!

Frauen sind berufstätig, Karrierefrauen, Studentinnen, Partnerinnen, Mütter, selbständig oder verheiratet… Noch bis zu den 60er Jahren wurde eine Frau in Deutschland im Familiengesetz als eine Hausfrau aufgefasst. Frau am Herd, Frau, die ihren Mann bedient, ihm die Suppe serviert und seine Unterhose wäscht und die Hemden bügelt – das war das Ideal der damaligen Frau. Der Mann nutzte die Situation vollkommen und ließ sich vor dem Fernseher beim Fußballspiel Bier und Chips servieren. Weil der Mann das Geld in die Familie bringt, muss die Frau ihm Zuhause „Urlaub“ verschaffen, sexuelle Entspannung inklusive. Dass eine Frau mehr verdient als ein Mann, war zu den damaligen Zeiten inakzeptabel.

Die Zeiten haben sich mittlerweile geändert, die Sitten der Gesellschaft sind so ziemlich gleich geblieben. Heute am Spielplatz beobachtete ich folgende Situation. Eine vierfache Mutter „gönnte“ sich Shopping. Dies wollte sie jedoch nicht öffentlich zugeben (ob aus dem Gedanken, sie hat kein Recht darauf?!) und verabschiedete sich somit mit den Kindern mit den Worten: „Ich gehe Einkaufen. Papa braucht Socken.“ Das Lachen war unweigerlich dabei.

Heute schaute ich mir die Bilder meiner Schulkolleginnen an, die sie neu veröffentlicht haben. Über die ganze Welt haben sie sich verstreut. Auch wenn ein gewichtiger Teil von ihnen in Sumy, meiner Heimatstadt, geblieben ist. Einige sind jedoch auf der Suche nach besseren Möglichkeiten in die USA und nach Europa gezogen. Viele sind verheiratet. Natürlich mit Gleichaltrigen. Viele schauen auf den Fotos wie zwei Kinder bei ihrem ersten Kindergartenauftritt aus: zwei Zöpfe, Shorts, Zunge rausgestreckt, oft eine Zigarette in der Hand. Sie haben selbst schon Kinder. Liebe kleine „Puppen“, die man bei Oma und Opa zum Spielen abliefern kann und die man in liebe Kleidchen mit Hello Kitty drauf und mit Kindersonnenbrille verkleiden kann. Mann und Frau haben beide Einiges an Gewicht zugenommen. Wie viel spricht da vom Glück?! Eine Schulkollegin fiel mir jedoch auf. Sie war schon immer eine Vorzeige-Schülerin und -Studentin, intelligent, mit Humor und gutem Geschmack. Nach der Uni ist sie in die USA gezogen. Einige Gelegenheitsjobs verhalfen ihr zu einer Wohnung, einem Auto. Wenn ich sie jetzt auf den Fotos anschaue, sehe ich, wie sehr es einer Frau gut tut, selbständig zu sein und über ihr Leben selbst zu entscheiden. Sie reist viel, schaut sich die Länder und die dortigen Menschen an. Hat sich perfekt akklimatisiert. Vor allem was die Kleidung angeht, kann man sie kaum von den Einheimischen unterscheiden. Dabei tritt sie am Abend ganz elegant und weiblich in einem körperbetonten schwarzen Mini Must-have auf. Dabei konnte sie in der Schule die Röcke und Kleider nicht leiden. Vom Gesicht her schaut sie eher jünger aus, als ich sie in Erinnerung habe. Konnte sie sich diese „Freiheit“ verschaffen, weil sie keinen Mann an ihrer Seite hatte? Oder weil ihr Drang, für sich etwas Gutes zu tun und aus ihrem Leben etwas Besseres zu machen als ihrem vor dem Fernseher hockenden Mann Chips und Bier zu servieren, stark genug war, um sich durchzusetzen? Warum konnte sie den gesellschaftlichen Vorstellungen widerstehen? Man braucht nur an die Gewinnerin des Britain‘s Got Talent 2009 Susan Boyle zurückdenken. Hätte sie was erreichen können, wäre ein Mann an ihrer Seite gewesen?

Solche Beispiele kann man unendlich viele aufzeigen. Zu Recht bleibt die Entscheidung bei ihrer Trägerin. Jedoch das Gefühl, die Freiheit und die Möglichkeit zu haben, selbst über das eigene Leben zu bestimmen und die Verantwortung für die eigenen Taten zu übernehmen, ist ziemlich angenehm, nicht wahr?

Varvara Shcherbak
 

die-frau.de