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Das Interview- Kay von Aspern
03.06.2012
die.frau: Können Sie uns am Anfang erzählen, wo Sie geboren wurden?

Ich bin in Itzehoe (Nord-Deutschland) geboren, habe einige Jahre in Hamburg gelebt und bin vor über 5 Jahren nach Wien übersiedelt.

die.frau: Was und wo haben Sie studiert?

Ich habe keine fotografische Ausbildung oder Studium absolviert und bin Autodidakt.

die.frau: Haben Sie irgendwelche Preise gewonnen?

Bisher noch nicht. Aber ich habe auch erst in diesem Jahr zum ersten Mal an einem Wettbewerb teilgenommen, und zwar im Rahmen des „London Festival of Photography“. Ich freue mich, dass ich dort eine von 16 Finalisten des „International Street Photography Award 2012“ bin: http://www.lfph.org/gallery/international-award-2012 Ich habe aber trotzdem nicht vor, künftig an Wettbewerben verstärkt teilzunehmen.

die.frau: Wo wohnen Sie, und warum gerade in dieser Stadt?

Ich lebe seit über 5 Jahren in Wien, weil ich hier eine Beziehung habe, und fühle mich in Wien mittlerweile auch recht wohl. Das Heimweh nach Norddeutschland wird aber wohl nie so ganz aufhören.

die.frau: Was bedeutet für Sie Kunst?

Ich halte Kunst für wichtig, weil das Leben sonst viel ärmer wäre.

die.frau: Warum genau machen Sie Street Photography?

Die Faszination der Straßenfotografie liegt für mich darin, dass sie sehr direkt und unmittelbar ist. Fotografie im öffentlichen Raum lässt sich nicht planen und nicht beeinflussen. Das mag ich. Es ist wohl die ursprünglichste Form der Fotografie. Es wird die Realität festgehalten. Leben, wie es ist.

die.frau: Was bewundern Sie an der Fotografie?

Die Einfachheit etwas zeigen zu können.

die.frau: Wer ist Ihr Vorbild? Wessen Arbeit bewundern Sie am meisten?

Ich habe keine Vorbilder. Aber es gibt ganz sicher verschiedene FotografInnen, deren Arbeiten ich mag und die mich in der Art und Weise, wie ich selbst fotografiere, beeinflusst haben.  Ich mag z. B. die Fotografie von Andre Kertesz und Ray K. Metzker, um zwei bekannte Fotografen zu nennen. Aber es gibt sehr sehr viele mehr, die auch gar nichts mit Streetfotografie zu tun haben müssen.

die.frau: Was bedeutet Ihnen die Fotografie?


 

Fast alles.  Fotografie erweitert mein Bewusstsein, vermittelt mir Wissen, spornt meine Phantasie an, weckt Emotionen.  Und Fotos helfen mir manchmal, mich zu erinnern.

die.frau: Denken Sie, dass durch PhotoShop und dergleichen die Magie der Photographie verloren geht?

Für mich persönlich bedeutet der Einsatz von Bildbearbeitungssoftware nur die Korrektur von Helligkeit, Kontrast usw. Also Dinge, die auch schon in der analogen Dunkelkammer gemacht wurden. Was ich selbst nicht mache, sind große Verfremdungen, Montagen usw.  Das ist also eine persönliche Sache. Generell glaube ich aber nicht, dass durch den Einsatz von Software eine Magie verloren geht.  Auch nicht wenn montiert, weggestempelt und dergleichen wird. Für mich sind die Ergebnisse dann aber keine wirklichen Fotografien mehr, sondern am Computer entstandene Bilder. Aber wenn das Thema passt und es gut gemacht ist, kann das natürlich  spannend und interessant sein.  Die derzeit teuerste „Fotografie“ der Welt stammt von Andreas Gursky und zeigt ein am Computer verändertes Rheinufer.

die.frau: Welches ist/wäre Ihr Lieblingsmotiv?

Es gibt kein Lieblingsmotiv, weil sich in der Streetfotografie kaum jemals eine Szene oder ein Motiv wiederholt.

die.frau: Was macht Ihrer Meinung nach ein gutes Foto aus?

Ein Foto kann für mich aus unterschiedlichen Gründen gut sein.  Es kann mich ansprechen, weil es mir etwas zeigt, was ich so bisher nicht kannte.  Ein Foto kann persönlich sein, weil es ein Gefühl in mir weckt und mich dadurch anspricht. Häufig empfinde ich ein Foto als spannend, wenn es mich verunsichert und wenn der Inhalt nicht zu offensichtlich dargestellt wird. Ich mag es, wenn mich ein Bild ein wenig ratlos lässt.

die.frau: Was bewegt Sie?

Schwer zu beantworten. Fotografisch bewegen mich eher kleinere Themen. Ereignisse aus der näheren Umgebung, Dinge, die vor Ort passieren. Kleine Sachen, dich mich dann beschäftigen. Ich komme aus einer Kleinstadt. Das hat mich wohl geprägt. Was aber nicht heißt, dass ich die großen Weltgeschehnisse nicht auch verfolge.

die.frau: Wovon werden Sie inspiriert?

Der öffentliche Raum, also mein Lebensumfeld, ist in erster Linie meine Inspiration. Aber ich besuche auch sehr gerne Ausstellungen und bin ein leidenschaftlicher Sammler von Fotobüchern. Das trägt sicher auch seinen Teil dazu bei.

die.frau: Was wollen Sie mit Ihrer Fotografie erreichen?

Oh das klingt jetzt so nach großen Erwartungen. Die habe ich nicht. Ich bin dabei, die eine oder andere Ausstellung zu machen und zu organisieren. Das gefällt mir. Ich finde es toll, wenn Leute kommen, die ich gar nicht kenne, um sich extra meine Bilder anzusehen und dann anfangen sich über die Sachen zu unterhalten oder über ein humorvolles Bild zu lachen. Ich plane auch immer mal wieder ein Buch zu machen. Na mal sehen...

die.frau: Was hat Sie zur Fotografie bewegt?

Es gab keinen bestimmten Anlass. Ich habe schon immer gern fotografiert. Leidenschaftlich bin ich erst seit 7 oder 8 Jahren dabei.

die.frau: Sieht die Welt durch die Kamera anders aus?

Man sieht immer nur einen winzig kleinen Ausschnitt.

die.frau: Gibt es noch etwas, das Sie lernen sollten?

Das weiß ich nicht. Aber es sicher von Vorteil immer neugierig und interessiert zu bleiben. Nicht im eigenen Saft zu schmoren. Ich schaue mir z. B. nicht besonders häufig andere Straßenfotografen an. Dafür aber Fotografen ganz anderer Stilrichtungen.  Ich glaube, das ist nicht so verkehrt. Ganz praktisch dagegen: Ich bin ein lausiger Editor. Es fällt mir unglaublich schwer, Bilder auszusortieren, zusammenzufassen usw. Da besteht sicher noch ein großer Bedarf, hier dazuzulernen.

die.frau: Welche Kamera benutzen Sie?

Meine Streetfotografie mache ich ausschließlich digital mit einer Leica M9 und einem 35 mm Objektiv. Ab und zu fotografiere ich auch Porträts oder Stadtlandschaften. Dafür verwende ich meistens analoge Mittelformatkameras vom Typ Mamiya 6 und Zenza Bronica SQ-A.

die.frau: Jetzt noch mehr zu Ihrer Person: Wo kann man Sie abends finden?

Ich sitze viel am Computer. Sichte, bearbeite und editiere meine eigenen Bilder. Ich fotografiere ja sehr viel. Ansonsten ist da noch meine Freundin, die gottseidank meine Leidenschaft für die Fotografie teilt. Wir gehen auch regelmäßig weg, treffen uns mit Freunden, gehen Essen oder ins Kino, besuchen Ausstellungen und Konzerte usw.

die.frau: Haben Sie einen Lieblingsfilm?




Nein.

die.frau: Ein Lieblingsbuch?

Nein.

die.frau: Welche Musik hören Sie?

Ganz unterschiedlich. Während ich das Interview beantworte, laufen gerade Horse Feathers.

die.frau: Welche Zukunftswünsche haben Sie?

Ein paar ganz private.

mehr Infos unter: www.von-aspern.com


Sandra Bakula

die-frau.de