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Parallelwelt Kaffeehaus
19.01.2010
Wenn man aus Österreich kommt und in einer der größeren Städte aufgewachsen ist, ist es beinahe unvermeidlich: Mann/Frau trinkt Kaffee. Und nicht einfach nur zu Hause – nein, der Österreicher will ins Kaffeehaus gehen.

So gibt es in Österreich verschiedene Traditionen von Kaffeekultur, klassisch natürlich die Wiener Kaffeehäuser. Doch während in einem Wiener Kaffeehaus ein Kaffee oft auch alleine genossen und dazu eine Zeitung gelesen wird, zieht es gerade Frauen oft zu zweit oder zu mehrt in ein Kaffeehaus, um dort diverse wichtige Dinge des Lebens zu besprechen.

Im Gegensatz zum „Alt-Wiener Kaffeehaus“ bieten die neueren, oft sehr durchgestylten und schicken Cafés auch mehrere Kaffeezubereitungen an, die sich von den klassischen ein wenig abheben. Extras wie Soja-Milch oder Mexikanischer Café (mit Pfeffer) sind eindeutig eine Entwicklung der letzten Jahre.

Aber abgesehen von den verschiedenen Ideen und Konzepten der Kaffeehäuser (von „Bobo“ bis „Traditionell“ findet man alles) – was treibt uns regelmäßig in Kaffeehäuser, um dort bevorzugt mit den besten Freunden zu tratschen?

Das Kaffeehaus bietet viel auf einmal: Während wir einen guten Kaffee trinken (der zu Hause, außer man ist glückliche/r BesitzerIn einer tollen Kaffeemaschine, nie so schmeckt) und uns mit Freunden unterhalten, können wir dabei den Blick umherschweifen lassen, andere Menschen sehen und trotzdem irgendwie anonym sein. Es ist die Mischung aus Öffentlichem und Privatem, der Mix aus Fremden, die einen umgeben, und der Möglichkeit, sich dennoch unbelauscht unterhalten zu können.

Die mittlerweile auch bei uns übliche „Coffee to go“-Manier mag zwar ganz nett sein, wenn morgens mal keine Zeit für einen Kaffee war – aber im Grunde ist dies doch nichts mehr als eine weitere „Amerikanisierung“, die uns zwingt, schneller zu leben. Dass wir nicht einmal mehr die Zeit haben, uns für einen Kaffee hinzusetzen und diesen zu genießen, sondern selbst das im Gehen erledigen (emails beantworten wir ja sowieso schon aus der U-Bahn), ist ein weiteres Anzeichen dieser immer schneller werdenden Gesellschaft.

Dies ist ein Plädoyer, dagegen anzukämpfen! Setzen wir uns ganz bewusst in traditionelle, neue, alternative, gemütliche, stylische, Raucher– und Nichtraucher-Cafés und trotzen wir einen Moment der Hektik des Alltags.

Sie werden sehen: Der Kaffee schmeckt einfach am besten, wenn er mit Ruhe genossen wird!

(v)

Foto: publicdomainpictures, Petr Kratochvil

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