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„Natürlich“ Kaiserschnitt?
07.04.2010
Der Kaiserschnitt scheint nicht nur bei Prominenten voll im Trend zu liegen, denn bereits zwischen 15 und 35 Prozent der Frauen in Wien bringen Angaben der Privatkliniken zufolge ihr Kind per Kaiserschnitt zur Welt. Österreich liegt hierbei noch vor den anderen westlichen Ländern.

In Fällen, wo das Becken der Frau zu eng ist, der Kopf des Kindes bereits einen großen Umfang hat, der Mutterkuchen, also die Plazenta, vorzeitig abgelöst wurde oder die Lage des Kindes falsch ist, die Mutter oder auch das Kind an einer Bluthochdruck- oder Herzerkrankung leidet, wird der Kaiserschnitt als Notoperation durchgeführt. Dabei spricht bereits einige Zeit vor der Entbindung der Gynäkologe seine Meinung aus und bespricht sie mit der Mutter.

Doch viele Frauen wünschen sich auch ohne diese medizischen Gründe einen Kaiserschnitt, weil die Wehen und der Geburtsvorgang mit Schmerzen verbunden sind, die man sich ersparen will. Ein anderer Grund ist: Der Termin der Entbindung ist mit einem Kaiserschnitt planbar und auch der Mann kann sich so arrangieren, dass er bei der Geburt dabei sein kann. Außerdem dauert die Operation nicht so lange wie die natürliche Geburt, und die Gefahr, dass das Kind erstickt, wird verringert. Doch Vor- und Nachteile sollten genau abgewogen werden, um eine Entscheidung zu treffen.

Nach einem Kaiserschnitt kann man erst nach etwa 7 Tagen nach der Entbindung die häusliche Ruhe und Fürsorge der Verwandten genießen und sich völlig dem Neugeborenen widmen, denn so lange muss die frischgebackene Mutter noch Zeit im Krankenhaus verbringen. Außerdem kann eine Frau nach einem Kaiserschnitt nicht gleich wieder schwanger werden. Damit die Narbe unter dem Gürtelbereich, insbesondere beim selten vorkommenden vertikalen Schnitt, nicht reißt, darf die Frau eine Zeit lang nichts Schweres heben. Und was passiert mit der Mutter-Kind Bindung? Auch das Kind heben darf die Frau nur mit der Hilfe einer anderen Person, von Halten kann nicht einmal die Rede sein. Dies kann postnatale Depressionen im Vergleich zu natürlichen Geburten erheblich steigern.

Es gibt aber auch einige Nachteile bei einem Kaiserschnitt für das Baby: Bei einem Kaiserschnitt wird nicht die Flüssigkeit aus der Lunge ausgepresst und somit steigt die Gefahr der Erkrankung der Atemwege und Beschwerden der Atmung. Sich durch den Geburtskanal durchzuboxen bedeutet vor allem, sich ins Leben zu kämpfen, den eigenen Überlebenswillen zu entwickeln. Ist das Kind, wie beim Kaiserschnitt, auf fremde Hilfe angewiesen, so bekommt es gleich eine neue Welteinschätzung: Wenn es Schwierigkeiten gibt, kommt immer eine helfende Hand zur Rettung. Auch wenn dies auf einer unbewussten Ebene passiert, kann es doch zu Schwierigkeiten für das Kind führen, seinen eigenen Weg im Leben zu finden, wenn es merkt, dass nicht immer jemand da ist, der hilft.

Einen Kaiserschnitt kann man ohne weiteres mit allgemeinen operativen Eingriffen vergleichen und somit sollten die Folgen im Grunde bekannt sein: Narkoseprobleme, wie Kopfschmerzen bei 1-3% der Betroffenen, eine vorübergehende Blasenentleerungsstörung, sowie, in seltenen Fällen, Kreislaufreaktionen und bleibende Lähmungen, Blutungen und Infektionen, Gedächtnisstörungen.  

In medizinischen Notfällen überwiegen die Vorteile eines Kaiserschnitts bei Weitem, denn er kann Leben retten, ist aber eine natürlich Geburt möglich, ist diese auf jeden Fall vorzuziehen. Nicht umsonst hat die Natur die Geburt so vorgesehen, wie sie nun mal passiert.

(vs)




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