Bald hat das Kunsthistorische Museum die Sammlung der Werke von Caravaggio für die Besucher komplett. Zwei große Säle zeigen die Malerei des Künstlers, sowie seiner Zeitgenossen.
Wann entsteht Kunst? Wenn eine Grenze überschritten wird. Caravaggio (Eigentlich der Name des Geburtsortes des Künstlers, sein richtiger Name ist Michelangelo Merisi) ist ein exzentrischer Maler, ein Rebell des 16. und 17. Jahrhunderts. Die Besonderheit der Malerei von Caravaggio besteht darin, dass er ein hohes Maß an Realität in sein Werk einbrachte. Keiner ist vor ihm auf die Idee gekommen, die Heiligen und Götter mit den Gesichtern und Körpern ganz normaler Menschen zu versehen. Dies hatte aber einen wichtigen Hintergrund – die Darstellungen sollten ein Stück näher an die Menschen gebracht und dadurch greifbarer gemacht werden. Die Wächter des Heiligtums sollten eine Gestalt bekommen, die jedoch nicht nach dem kirchlichen Vorbild überirdisch, sondern durchaus natürlich und bodenständig war.
Auch seine Hell-Dunkel-Technik lässt niemanden gleichgültig und wird im Nachhinein zu einem der charakteristischen Merkmale der Barockmalerei. Dabei lässt Caravaggio die architektonischen Konstrukte außer Acht und legt einen deutlichen Akzent auf die Darstellung der Figur. Dies erreicht er mit einem Kontrast zwischen einem dunklen Hintergrund und einer hellen Gestalt, die wie ein leuchtender Adventsstern auf dem blauen Himmel erscheint. Dabei verursachten seine Werke mehr als ein Mal einen Skandal, so dass selbst die von den Kirchen in Auftrag gegebenen Gemälde oft abgelehnt wurden und in die privaten Sammlungen der Bischöfe und Kardinale verschwanden. Zu seinen Lebzeiten wurde Caravaggios Genie in der Öffentlichkeit nicht erkannt, vielmehr wurde er heimlich in den eigenen vier Wänden verehrt, wo sich die Kunstliebhaber unbehelligt von der öffentlichen Meinung dem Kunstgenuss hingeben konnten.
Das Kunsthistorische Museum gibt 400 Jahre nach dem Tod von Caravaggio seinen Werken die Chance, wieder Begeisterung bei den Menschen hervorzurufen.
(vs)
Foto: Ottavio Leoni
wikipedia
die-frau.de
|