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Die Auswahl des Spermas ist entscheidend
20.02.2012
Frauen, die regelmäßig Sex ohne Kondom haben, leiden seltener unter Depressionen.

Dies ist das Ergebnis einer US-Studie, die den Einfluss des Spermas auf die weibliche Psyche und das Gefühlsleben bei 293 jungen Studentinnen von der State University of New York in Albany beobachtet hat. Die Forscher stellten fest, dass sich Frauen, die ungeschützten Sex genossen, als viel glücklicher erlebten, als jene mit geschütztem Geschlechtsverkehr oder gar keinem Sex. Auch die Häufigkeit an Selbstmordgedanken betrug bei Frauen ohne Kondomverwendung 4,5%, im Vergleich dazu mit Kondom 13,2%  und ohne Sex 13,5%. Als Ursache dafür wird aber nicht der Geschlechtsakt an sich genannt, oder sein erhofftes Ergebnis – nämlich der weibliche Orgasmus ja oder nein - sondern Stoffe, unter anderem die Hormone (ist gleich Botenstoffe) Testosteron und Östrogen, die im Sperma enthalten sind und dadurch, dass diese über die Scheide in den Kreislauf geraten, eine Reaktion auslösen und einen derartigen Einfluss auf die Psyche und das Gefühlsleben einer Frau haben.

Die-frau.at vertiefte sich in den Forschungsstoff und begab sich auf die Suche nach weiteren Theorien bezüglich des Zusammenhanges zwischen Kondomen, Depressionen, weiblichem Orgasmus und Glücksgefühlen. Als Ergebnis entstand der Artikel „Kondome machen Frauen depressiv“, der auf den auf der Webseite www.loosreport.at veröffentlichten Publikationen basiert und der durch seine Veröffentlichung durch ots.at einige Aufregungen und mehrere Kommentare erzeugte.

Um auf die Kommentare genauer eingehen zu können, haben wir uns mit Frau Dr. Julia Rüsch, Ärztin für Allgemeinmedizin und Psychosomatik zusammengesetzt, die uns in einem persönlichen Interview zusätzliche Fragen beantwortete.

Frau Dr. Rüsch verfügt über eine einzigartige Datenbank, mehr als 3.500 beantwortete Fragebögen der ARGE Psychosomatik Loosreport www.loosreport.at. Diese Erhebung befasst sich mit den Themen Familie, Sexualität und Psychosomatik. Die Beantwortung der Fragen zeigt, dass Frauen sich zwar über die Wichtigkeit des weiblichen Orgasmus bewusst sind, diesen für sich selber aber nicht einfordern. So ist eine der Fragen:
 
56. Wenn sie der Partner fragt wie es war, ob er sie befriedigt hat, ob sie gekommen sind, etc., was sagen sie? (Mehrfachnennungen möglich)

- Hauptsache du bist/warst bei mir
- es war schön
- es war geil
- es war romantisch
- es hat nicht funktioniert
- ich bin nicht gekommen, aber das ist für mich auch nicht so wichtig
- es wird schon werden
- setz dich nicht unter Druck
- nein, aber das liegt nicht an dir
 
85% der Frauen sagen ihrem Mann nicht jedes Mal, wenn sie keinen Orgasmus haben, und 62% der Frauen sind der Meinung, dass Männer gar nicht wissen wollen, ob die Frau befriedigt ist (einen Orgasmus hatte), bzw. dass es Männer nur scheinbar wissen wollen, um zu hören, wie gut sie waren.

Dem gegenüber wollen 90% der Männer sehr wohl wissen, ob sie die Frau befriedigt haben. 65% der Männer empfinden die Meinung von Frauen, man könne Männern nicht sagen, dass sie nicht befriedigen, falsch, 17% empfinden es sogar als Vertrauensbruch.

Somit findet eine ehrliche, offene und befriedigende Sexualität (ist gleich mit Orgasmus der Frau) aus Verschulden der Frauen nicht statt. Aus Verschulden der Frauen deshalb, da die Männer nicht die Unwahrheit hören wollen.


Die-frau.at: Welchen Standpunkt haben Sie zur US-Studie über den Zusammenhang zwischen Sperma und weiblichen Glücksgefühlen?

Frau Dr. Julia Rüsch: Der Zusammenhang ist ganz klar: Wenn eine Frau mit einem Mann Geschlechtsverkehr hat, mit dem sie sich ein Kind vorstellen kann, der also für sie als möglicher Vater in Frage kommt, so ist das die beste Voraussetzung für Befriedigung und hormonelles Gleichgewicht.

Jede Einstellung, jeder Gedanke - ob bewusst oder unbewusst, führt zu einer bestimmten Hormonsituation. So steigt zum Beispiel der Testosteronspiegel, wenn ein Mann einer Frau gegenüber sitzt, die er attraktiv empfindet, weil sie sexuelle Ausstrahlung hat, Ausstrahlung  ist immer sexuell und hängt zusammen mit bestimmten Duftstoffen, die man nicht riechen kann, das sind die Pheromone, die man aus der Tierwelt kennt. Sind die Hormone im Gleichgewicht, ist das Immunsystem stark.

Jeder Geschlechtsverkehr ist eine mögliche Kindszeugung. Daher ist es notwendig, dass die Frau den Mann auswählt, den sie sich auch als Vater ihrer Kinder vorstellen kann. Dabei geht es nicht um Beziehung, sondern um die Auswahl des Spermas.
 
Die richtige Auswahl ist die Grundvoraussetzung für befriedigenden Geschlechtsverkehr - selbst wenn Frau zu einem bestimmten Zeitpunkt, aus welchen Gründen auch immer, noch kein Kind haben will.

Eine Frau sollte nie mit einem Mann Geschlechtsverkehr haben, von dem sie absolut kein Kind will. Wiederum: nicht Beziehung sondern Sperma.


Die-frau.at: Und wie ist das mit den Frauen, die keinen Sexualverkehr haben? Warum haben die auch mehr Selbstmordgedanken als die Frauen, die Sex ohne Kondom haben?

Frau Dr. Julia Rüsch: Da kommt es darauf an, ob die Frau keinen Geschlechtsverkehr hat, weil es keinen Mann gibt, der sich um sie bemüht –  das ist nicht natürlich.  Oder ob sie keinen Geschlechtsverkehr hat, obwohl sich Männer um sie bemühen, da sie sich nicht vorstellen kann, dass der Mann sie befriedigt oder sie sich ihn als möglichen Vater, also Spermalieferant,  ihrer Kinder vorstellen kann. Das wurde aber in der US-Studie nicht unterschieden.

In den Studien der ARGE Psychosomatik geht es nicht nur um Geschlechtsverkehr ja/nein, mit/oder ohne Kondom geht, sondern darum, ob dieser Geschlechtsverkehr  für die Frau befriedigend ist, das heißt, ob die Frau auch einen Orgasmus hat. 58 % der Frauen sagen, dass sie keinen Orgasmus haben. In einer weiteren Frage antworten bereits 73%, warum sie keinen Orgasmus haben, und durch weitere Kontrollfragen, wie zum Beispiel, was Frauen antworten, wenn der Partner sie fragt, ob er sie befriedigt hat, kann man erkennen, dass der weibliche Orgasmus so gut wie nicht vorkommt.

Geschlechtsverkehr ohne Orgasmus der Frau führt dazu, dass sie sich dafür verantwortlich macht, dass sie keinen Orgasmus hat, oft weiß sie selber gar nicht, was sie machen kann, oder was der Mann machen soll. Die Verantwortung hat sie darüber, dass sie nicht den richtigen Mann, der sie auch befriedigen kann, ausgewählt hat, aber nicht, dass sie im Bett etwas falsch gemacht hat – das liegt am Mann. Das größte Dilemma ergibt sich dadurch, dass 85% der Frauen dem Mann nicht sagen, wenn Frau keinen Orgasmus hat, dass sie also nicht befriedigt ist - entweder, weil sie sich selbst „schuldig“ fühlt, oder, viel häufiger, weil sie glaubt, sie kann es dem Mann, der in dem Fall die Rolle eines Kindes hat, nicht sagen, da ihn das zu sehr verletzen würde.

Das führt aber nicht nur dazu, dass der Mann es gar nicht weiß und sich daher nicht mehr bemühen kann, sondern auch dass der Mann durch die Bemutterung der Frau hormonell  kastriert wird – er ist dadurch nicht Mann, sondern Kind, und auch die Frau ist dann nicht Frau, sondern Mutter, was bei beiden zu einem Hormonungleichgewicht, das unterschiedliche körperliche Folgen haben kann, führt.

Daher ist kein Geschlechtsverkehr grundsätzlich gesünder als nicht befriedigender Geschlechtsverkehr.


Die-frau.at: Geht es denn bei Geschlechtsverkehr nur um den weiblichen Orgasmus?

Frau Dr. Julia Rüsch: Ja, denn er ist Voraussetzung für die Befriedigung des Mannes. Jeder Mann möchte seine Frau befriedigen - auch wenn sich das Frauen jetzt vielleicht nicht vorstellen können… Nur wenn die Frau befriedigt ist, ist der Orgasmus für den Mann (der ja, abgesehen von Ausnahmen, meistens sowieso stattfindet) befriedigend. Hat die Frau keinen Orgasmus, kommt es vielleicht trotzdem zum Orgasmus des Mannes, dies dann aber nur als „Abspritzen“ und nicht als echte Befriedigung des Mannes.

Obwohl man immer wieder hört, dass Frauen sagen, Orgasmus ist für sie nicht so wichtig, bejahen nur 10% der Frauen die Frage im Fragebogen „Der Orgasmus der Frau ist nicht wichtig“.


Die-frau.at: Was hat es mit den Glückshormonen im Sperma auf sich?

Frau Dr. Julia Rüsch: Ausschlaggebend ist die Hormonsituation der Frau aufgrund ihrer Einstellung, und nicht die angeblichen Glückshormone im Sperma.

Aber unabhängig davon: Geschlechtsverkehr mit Kondom ist ja wirklich keine Freude: Ein emotionaler Akt wird durch Anlegen unterbrochen, somit wird eine emotionale Handlung zu einer mechanischen Abhandlung, aufdringlicher Geruch, und vor allem: Man spürt nicht Haut sondern Plastik! Grund genug zur Depression!


Die-frau.at: Welche Verhütungsmethode können Sie empfehlen?

Frau Dr. Julia Rüsch: Noch mal: das Wichtigste ist die richtige Auswahl!

Wenn der Mann gewählt wurde, also der Mann, den sich die Frau als Vater, als Sperma ihrer Kinder vorstellen kann, aber es nicht der richtige Moment ist, dann ist Verhütung notwendig.

Diese sollte so natürlich wie möglich sein. Die fruchtbaren Tage zu berechnen ist dann möglich, wenn die Frau regelmäßige Regelblutungen hat. Die Messung der Körpertemperatur ist dabei sicherer.

Die Pille greift in das körpereigene Hormongleichgewicht ein. Das führt einerseits dazu, dass veränderte Pheromone (Duftstoffe, die man nicht riechen kann) ausgesendet werden und andererseits die Riechzellen in der Nase so verändert werden, dass andere, also falsche Pheromone, als die richtigen empfunden werden. Das muss eine Frau wissen, wenn sie sich zu einer hormonellen Verhütungsmethode entschließt. Ursachen dafür, wenn Paare ungewollt kinderlos bleiben, sind zum Beispiel, da sie sich getroffen haben, als die Frau durch die Pille andere Duftstoffe gewählt hat, die eigentlich von der Natur her gar nicht zu ihr passen, oder weil sie den Mann nicht aufgrund natürlicher Einflüsse (Pheromone) gewählt hat, sondern aufgrund Äußerlichkeiten oder gesellschaftlichen Gründen.
Bei der Spirale ohne Hormone bleibt ein Fremdkörpergefühl.


Die-frau.at: Was ist mit Coitus interruptus (Rausziehen des Penis bevor der Mann ejakuliert)? In den Kommentaren steht, dass dies sicher keine befriedigende Variante für den Mann ist.

Frau Dr. Julia Rüsch: Coitus interruptus ist nicht nur für den Mann, sondern auch für die Frau alles andere als lustig, da der Mann plötzlich aufhört und seinen Penis rauszieht, wenn die Frau vielleicht gerade mitten in der Erregungsphase ist.

Es ist notwendig, dass immer zuerst die Befriedigung, also der Orgasmus der Frau, stattfindet.

Der Mann, der zu früh kommt, ist in der Natur dazu vorgesehen, dass er den anderen Mann unter Druck hält, und nicht, dass er in der Vagina kommt.


Die-frau.at: Was ist dran am "Lusttropfen", der bereits vor dem Ejakulat rauskommen kann?

Frau Dr. Julia Rüsch: So schnell wird man nicht schwanger.


Die-frau.at: In den Kommentaren werden die vielen Schwangerschaftsabbrüche, vor allem bei jungen Frauen, erwähnt. Was sagen Sie dazu?

Frau Dr. Julia Rüsch: Das ist natürlich ein Wahnsinn! Vor allem ein Schwangerschaftsabbruch, wenn die Frau noch kein Kind hat, hat enorme psychische und hormonelle Folgen. Aber auch hier geht es darum, dass eine Frau, egal wie alt sie ist, den Mann wählen muss, mit dem sie sich auch ein Kind vorstellen kann, als Spermalieferant, nicht als Beziehung.

Geschlechtsverkehr ist kein Kinderspiel. Und auch keine Sportübung, bei der junge Männer auf jungen Frauen herumturnen.

Sobald eine Frau geschlechtsreif ist, werden sich Männer um sie bemühen und mit ihr Sexualverkehr haben wollen, und die junge Frau hat dann Zeit, sich den Besten auszuwählen. Nur weil ein Mann will, heißt das noch lange nicht, dass eine Frau muss – selbst wenn sie selber will. Eine Frau muss nie. Die Entscheidung zum Geschlechtsverkehr liegt immer bei der Frau!


Die-frau.at: Zuletzt noch zu einem Kommentar auf unseren Artikel „… Auch eine kerngesunde Frau kann sich bei ungeschütztem Verkehr mit Aids anstecken…“

Frau Dr. Julia Rüsch: Um eine Geschlechtskrankheit oder Aids zu bekommen, ist ein geschwächtes Immunsystem Voraussetzung. Eine Krankheit oder eine sehr ungesunde  Lebensführung, bei uns in der Regel mit Drogen oder Alkohol, in Afrika mit Mangel an vielem, zum Beispiel Hygiene oder Ernährung, schwächen das Immunsystem.

Auch hier ist es die Verantwortung der Frau, den richtigen Mann zu wählen. Wenn der Mann zum Beispiel Drogen oder Alkoholprobleme hat, was auch bedeutet, dass sein Immunsystem schwach ist, und die Gefahr einer Erkrankung groß, ist die Möglichkeit einer Ansteckung natürlich größer. Die Frau muss wissen, mit wem sie ins Bett geht. Wenn es nur ein One-Night-Stand für die Bestätigung der eigenen Attraktivität ist, führt alleine diese Situation zu einem Hormonungleichgewicht, da die in der Natur notwendige Auswahl nicht stattgefunden hat.

Wenn die Hormonsituation im Gleichgewicht ist, und dadurch das Immunsystem stark, ist auch eine Ansteckung unwahrscheinlich.


Varvara Shcherbak

die-frau.de