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PR/Pressemitteilung: Psyche und Galle
15.01.2012
Feststeckende Gefühle, die ein Mensch nicht zu zeigen wagt, können im wahrsten Wortsinn versteinern. Wer über alles sprechen kann, was ihn bewegt, wird selten an der Galle erkranken. Denn wenige Organerkrankungen stehen in so engem Zusammenhang mit einem blockierten Gefühlsleben wie die Erkrankungen der Galle. Darin liegt aber auch eine Chance für die Therapie: Wer lernt, einen Zugang zu seinen tiefen Gefühlen zu finden und diese angemessen zum Ausdruck bringt, schafft gute Voraussetzungen dafür, dass auch seine Gallenflüssigkeit wieder fließt und nicht länger durch Entzündungen, Stau und Versteinerungen Beschwerden verursacht.

Formen von Gallenwegserkrankungen
Unter den Gallenwegserkrankungen versteht man im Wesentlichen vier verschiedene Krankheitsbilder: Gallenwegsdyskinesien, Gallenblasenentzündung, Gallensteine und Gallenblasenkrebs. Zuletzt genannte tritt äußerst selten auf. Sie macht nur 1% aller Krebserkrankungen aus und findet sich vor allem bei älteren Menschen jenseits des siebzigsten Lebensjahres. Etwa 10-15% der Bevölkerung leiden unter Gallensteinen, allerdings verursachen sie nur bei jedem Fünften Beschwerden.

Gestörtes Fließen: Gallenwegsdyskinesien
Der medizinische Fachterminus Dyskinesie leitet sich vom griechischen Wort kinesi-Bewegung ab und bezeichnet „Fehlbewegungen“ der glatten Muskulatur im Sinne von schmerzhaften Muskelkrämpfen. Gallenblase und Gallengänge sind von einer Muskelschicht umhüllt, die sich zusammenziehen und entspannen kann. Über diesen Mechanismus wird der Weitertransport der in der Leber gebildeten Gallenflüssigkeit ermöglicht. Die Entleerung der Gallenblase in den Dünndarm läuft dank Peristaltik normalerweise koordiniert ab. Psychische Belastungen oder unverträgliche Nahrungsmittel können die nervalen und hormonellen Regelmechanismen stören. Die Patienten klagen über ziehende oder drückende Schmerzen unterhalb des rechten Rippenbogens. Oft ist es hilfreich, sich gezielt damit auseinanderzusetzen, welche Nahrungsmittel oder Alltagssituationen die Symptome auslösen.

Verhärtung und Stau: Gallensteine
Die Gallensteinbildung (Cholelithiasis) beruht - physikalisch gesehen – auf einen Stau der Gallenflüssigkeit in der Gallenblase mit nachfolgender Eindickung. Begünstigende Faktoren sind Übergewicht, fettreiche Ernährung, starker Gewichtsverlust, künstliche Ernährung und eine chronisch zu geringe Trinkmenge.

Unter den Gallensteinen unterscheidet man zwischen drei verschiedenen Formen:

Cholesterinsteine
Sie entstehen durch einen hohen Cholesteringehalt der Gallenflüssigkeit, verbunden mit einem Mangel an Gallensalzen. Cholesterinsteine bilden sich gehäuft bei Übergewicht, erhöhtem Cholesteringehalt im Blut, Einnahme der „Pille“ oder im Rahmen der entzündlichen Darmerkrankungen Morbus Chron.
Pigmentsteine
Sie bestehen vorwiegend aus dem Gallenfarbstoff Bilirubin und entstehen vor allem bei vermehrtem Blutzerfall, künstlichen Herzklappen, Malaria, chronischen Infekten der Gallenwege und Lebererkrankungen.
Die dritte Steinart ist eine Mischform aus Cholesterin- und Pigmentsteinen
Die meisten Gallensteine (80%) haben einen überwiegenden Cholesterinanteil. Gallensteine einer Person sind immer vom gleichen Typ und beruhen auf der individuellen Zusammensetzung der Gallenflüssigkeit.

Cholelithiasis ist eine Krankheit des mittleren Lebensalter
Frauen sind wesentlich häufiger betroffen als Männer. Vermutlich haben sie in einer immer noch weitgehend patriarchalischen Gesellschaft mehr Grund zum unterdrückten Ärger als die so genannten Herren der Schöpfung! Mediziner sprechen von der so genannten 5-F Regel bei der hauptsächlich betroffene Personengruppe: Female, fair, fat, forty, fecund ( weiblich, hellhäutig, übergewichtig, (über) vierzig und fruchtbar). Mehrere Schwangerschaften fördern die Gallensteinbildung, weil sich die Gallenflüssigkeit in der Zeit der „anderen Umstände“ etwas eindickt. Eine Neigung zur Gallensteinbildung kommt auch familiär gehäuft. Das kann genetisch bedingt sein, aber seine Ursache auch in weitervererbten Verhaltensmustern bei der Konfliktlösung haben.

Gallensteine sind meistens symptomlos
Sie verursachen erst dann Beschwerden, wenn sie den Abfluss der Gallenflüssigkeit in den Darm behindern oder eine Gallenblasenentzündung auslösen.
Ein feststeckender Gallenstein löst eine Kolik aus, die sich durch einen heftigen Schmerz im rechten und mittleren Oberbauch bemerkbar macht, die von Minute zu Minute intensiver wird und über Stunden anhalten kann. Der Schmerz entsteht durch eine krampfartige Zusammenziehung der Muskeln in der Wand der Gallenwege, um den Stein weiter zu befördern. Kolikschmerzen strahlen oft in den Rücken und in die rechte Schulter. Häufig werden sie von einem Druck- und Völlegefühl im Oberbauch, Übelkeit und Erbrechen begleitet. Auch eine Gelbfärbung der Haut kann auftreten. Das Gallensteinleiden kann von unspezifischen Beschwerden wie Blähungen, Unverträglichkeit von Fett, Kaffee, Gebratenem und kalten Getränken begleitet sein. Eine üppige, fette Mahlzeit ist häufig Auslöser einer Kolik. Gesellen sich Fieber und Schüttelfrost hinzu, muss an Komplikationen wie Gallenblasen-oder Bauchspeicheldrüsenentzündung gedacht werden.

Die schnellsten und leichteste Nachweismethode für Gallensteine ist eine Ultraschalluntersuchung
Sie kann Steine ab einem Durchmesser von 2 mm erfassen. Durch seinen Kalkgehalt zeigt der Stein einen Schallschatten. Ultraschalluntersuchengen können auch Größe, Kontraktionsfähigkeit sowie Wand- und Formveränderungen der Gallenblase nachweisen.

Die Bedeutung der Krankheit
Normalerweise sind Gallensäuren hauseigene Aggressoren, die FREMDES angreifen sollten, nämlich die zugeführte Nahrung, die im Dünndarm von der Galle angedaut wird. Speisen müssen zersetzt werden. Nur wenn sie in ihre kleinsten Bestanteile heruntergespalten werden, können sie vom Körper resorbiert und an anderen Orten zu neuem, körpereigenen Gewebe zusammengesetzt werden. Gallensäure, die nicht mehr das Fremde (Nahrung), sondern das Eigene (Gallenblasenschleimhaut) zersetzt, steht symbolisch für einen aggressiven Akt, der sich nicht nach außen – wo er hingehört – sondern gegen das Selbst richtet.

Für Gallenpatienten lohnt sich die Frage, in welchen Beziehungen sie sich „zurückhalten“ und ihr Gegenüber schonen auf Kosten ihrer eigenen Gesundheit. Konfliktfähigkeit und das konstruktive Lösen von Interessengegensätzen ist lernbar, eventuell auch mit Hilfe einer Psychotherapie. Wer sich in diesem Lernprozess begibt, praktiziert die beste
„Rezidivprophylaxe“ von Stau, Steinen und Entzündungen im Bereich der Gallenwege.

Quelle: HPN/DFA 2-3/08
patientenleitlinien.de

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