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„Max & Moritz“ – die Geschichte der Schulschwänzer auf der Suche nach Freiheit?
17.10.2011

Auch spontane Entscheidungen haben ihren Beigeschmack. So habe ich mich bereits im Auto auf dem Weg nach Graz entschieden, mit Simon, Laurenz und einem weiteren Redakteur von www.die-frau.at zur Premiere von Max & Moritz im Theater "Mundwerk" zu gehen. Keine besonders erfolgreiche Strategie.


Die Figuren Max und Moritz wurden für viele Lausbuben und -mädchen zu zwei Freunden - Freunden, die sie in ihrem Alltag und vor allem beim Ins-Bett-Gehen begleiteten. Eine Bubengeschichte über sieben Streiche von Wilhelm Busch - das "gut-erzogen-Sein", das in der Gesellschaft ja angestrebt wird, sieht vor, dass es zwischen den Kindern keine Streitereien gibt, die Erwachsenen begehrt und verherrlicht werden, Streiche eigentlich eher eine Widrigkeit sind - ist daher regel- bzw. gesellschaftskonform. Die Gesellschaft lebt in einer utopischen Vorstellung, ganz wie sie (eher auch metaphorisch und anekdotisch) in dem Musical „Max & Moritz“ vorgesungen wird. Wilhelm an der Orgel (Christian Bakanic) lebt seine Utopie vor, indem er angibt, an eine Welt zu glauben, wo alle in Frieden miteinander leben, niemand geärgert wird, alle glücklich und zufrieden sind…

Im Kindergarten und in der Schule hat Mann/Frau (bzw. Mädchen und Bub) die „Pflicht“, ob man nun will oder nicht, 50 Minuten lang still zu sitzen. Da erfüllt sich die „Traumvorstellung“ der Gesellschaft – liebe, ruhige, nette Kinder, die stillgestellt werden. Wenn man die Geschichten, die Streiche, ihre Freiheit in Entscheidungen und Taten kritisch betrachtet, kommt man drauf, dass „Max & Moritz“ eigentlich ein Symbol für Ausreißer, Schulabbrecher,  Kämpfer um die Freiheit sind. So sieht es zumindest die Max-Darstellerin Nadja Brachvogel. Sie im Alter von 4 Jahren (selbst ein Kindergartenkind) den Geschichten gierig zugehört und war total begeistert, dass so etwas möglich ist. Gleichzeitig fühlte sie sich jedoch unwohl solche Gedanken zu haben, denn eigentlich werden die Taten der beiden Lausbuben eher als „böse“ und als Zeichen des schlechten Benehmens gesehen. Und es wollen doch Max und Moritz hören, dass Max und Moritz die besten und die bravsten Kinder sind. „Das war doch etwas übertrieben gemeint“, äußerte sich dazu eine freie Schauspielerin, die aus München kommt. Aus Unwissen darüber, wofür das Theater steht, habe ich das Team als Hobbyschauspieler begrüßt, was sie beleidigt hat, da freie Schauspieler den Vergleich mit Hobbyschauspielern nicht leiden können.


Auf die Frage, wo sich denn die Streiche als markanter erwiesen haben, antworteten Simon und Laurenz einstimmig: „Im Stück, da diese dort lebendiger waren“. Jedoch so sein, wie die beiden Lausbuben, wollen beide nicht, da sie keinen Spaß daran finden, andere zu ärgern. Das Harmloseste, was man eigentlich tun könnte, so Laurenz, wäre die „Marmelade im Schuh“.


Auffallend war, dass die Erwachsenen eher weniger an dem Geschehen auf der Bühne interessiert waren (denn diese waren eher gelangweilt als teilhabend), als die Kinder, was auch akzeptabel ist, da das Musical seinen kleinen Besuchern gewidmet ist. Begeistern konnte die Lebendigkeit und das Mitwirken des Publikums. Immer wieder hörte man kommentierende Ausrufe eines Jungen in der ersten Reihe, beim Finallied standen alle Kinder auf und die Kinder probten den fröhlichen Tanz von Max.


Bei der Kinderbefragung (Akzent auf den Wortteil „Kinder“) wurden die Erwachsenen „höflich“ darum gebeten,   sich diesmal rauszuhalten und ihre Kinder sprechen zu lassen, was das glückliche kindliche Lachen im Saal auslöste.


Nach der Vorstellung machte ich einige Fotos auf der Bühne, mit Simon und Laurenz und den Darstellern der Rollen von Max (Nadja Brachvogel), Moritz (Thomas Prazak) und Wilhelm an der Orgel (Christian Bakanic). Die Atmosphäre war positiv und ich erfuhr einiges über die Theatertruppe: das die Max-Darstellerin und der Regisseur verheiratet sind und aus München kommen und durch das Engagement von Martin Brachvogel an dem Schauspielhaus in Graz ihre „Werkheimat“ gefunden haben.  Finanziert größtenteils durch die Förderungen, hat sie in dem kleinen Theater  die einzige Verdienstquelle gefunden.


Für das Bühnenbild von Bernhard Bauer, das aus simplen Requisiten besteht - einem Keyboard, zwei Zirkuskoffern und einem Blitz - gab es dann eine süße Belohnung von seiner Mutter, die gemeint hat, alle Mühe sei umsonst, denn er scheint mit was Anderem beschäftigt zu sein. Die Idee haben jedoch vor allem die Kinder toll gefunden und fielen begeistert über den Kuchen her.

Max & Moritz, frei nach Wilhelm Busch, wird gespielt für Kinder ab 6 Jahren bis Samstag, 22.10.2011, im Theater Mundwerk.

 

Varvara S


die-frau.de