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Schoßgebete: Wiederkehr des 68er Sex oder wie es mühsam mit Schmusen begann
07.10.2011

Anfrage:

Für einen Zeitungsleser ist es derzeit unmöglich, nicht auf eine Rezension von „Charlotte Roche: Schoßgebete“ zu stoßen. Ich habe zwar nur „Feuchtgebiete“ (bisher) gelesen und einige Interviews  zu "Schoßgebete" gehört, doch wage ich einige Parallelen zu bestimmten Ansichten von Herrn B. zu vermuten bzw. zu entdecken. Für Roche zum Beispiel ist die Sexualität gleichsam das Allheilmittel. Liebe oder Vorspiele stehen ihrer Meinung nach der Sexualität eigentlich im Wege. Überraschend an ihrem Erfolg ist, dass es die sexuelle Revolution im Grunde schon mit der 68-Bewegung gegeben hat. Und 40 Jahre später kommt so halbes Naturmädel daher und predigt noch einmal dasselbe. Dieses Phänomen wird damit erklärt, dass die sexuelle Revolution in den letzten 40 Jahren gleichsam wieder „prüdisiert“ wurde und jetzt wieder neu belebt werden muss. Hr. B. ist hierzu das imposante Gegenbeispiel, er hat als irgendwie 68er diese sexuelle Revolution über die Jahre hinweg durchgezogen. Falls Herr B. sich mit Frau Roche beschäftigt hat, würde mich sein Urteil über dieses abstrahierte Totalsex-Phänomen interessieren. Im Gegenteil zu Frau Roche, die in einer ziemlich strikten Ehe steckt, lebt Hr. B. ja seine Ansichten aus.                          

WaHo

Sex von 68 bis heute

Widerrede von B.:

Die 68er begannen für mich 1966/67. Ich was damals noch Jungfrau und habe meine Unschuld erst 1967 im Sommer in den USA in Burlington, North Carolina, verloren, nachdem ich mich tage- bis wochenlang auf diversen Golfplätzen, Schwimmbädern und Wiesen mit einer 2 Jahre älteren Hillary Theep (nicht Clinton) herumgewälzt hatte. An meinem letzten Abend in meinem Zimmer allein im Haus fragte mich Hillary, ob sie nicht auch die Unterhose ausziehen solle, was ich freudig annahm.

Allerdings kam ich schon, als ich das Kondom anlegte, und zu allem Überfluss kamen die erwachsenen Kinder meiner Gastgeberin nach Hause. Trotz des Desasters brachte mich Hillary um Mitternacht schmusend zum Greyhound Bus, mit dem ich nach Californien fuhr. Das nächste Mal war erst ein Jahr später und auch die weiteren Male ließen auf sich warten, sodass ich meine Sexualiät von 1968 bis heute nicht bewahrte, sondern sie mir erst in Jahrzehnten aneignete. Und das mit dem bitteren Beigeschmack, dass die meisten Frauen nach dem Sex wortlos von dannen zogen und mir damit zu erkennen gaben, dass ich es sexuell nicht befriedigend schaffte.

In die USA flog ich als 17-Jähriger, weil ich im Sommer zuvor im British Museum in London Madeleine Zelin getroffen hatte. Es war ihr letzter Tag, bevor sie heimflog. Ich schrieb ihr laufend, sie schrieb mir über William Butler Yeats (englischer Schriftsteller um 1900). Ich machte einen Kochkurs, um mir die Überfahrt am Schiff abarbeiten zu können. Aber dann gab es einen Studentenflug der Uni Graz Mediziner mit einer verlängerten DC 8 mit 250 Sitzen um damals günstige, aber noch immer absurd teure Schilling 5000,--. Die Schifffahrt hätte Schilling 11000,-- in der billigsten Klasse gekostet. 5000 Schilling 1967 - das sind wie 3000 bis 5000 Euro heute.

Kochen für die Überfahrt zu Madeleine

Ich arbeitete das ganze Jahr mit dem Geben von Nachhilfestunden und in der Buchhaltung der Münzhandlung meines Vaters, der mich mit meinem Ansinnen für verrückt hielt. Meine Mutter und mein älterer Bruder Hubert hingegen unterstützten es. Letzterer indem er mir Freunde nannte, die schon in den USA waren, was damals selten war. Diese gaben mir Tipps und auch meine Mutter half mir, indem sie nicht dagegen war und den Kochkurs zahlte.

Als ich dann in New York ankam, sagte Ilene, die Schwester Madeleines, welche nunmehr Professorin für Chinesisch auf der Columbia University ist, zu mir: "Are You Jewish?". Die Mutter fiel ihr ins Wort: "Of course not!" - Das war das erste Mal in meinem Leben,  dass ich mit Jüdisch konfrontiert war. Ich wusste nicht, warum ich nicht Jewish sein sollte, ebenso wie ich evangelisch hätte sein können, auch wenn ich katholisch war.

Ich war in Madeleine schwer verliebt. Am nächsten Tag nahm sie mich mit nach Boston - Harvard zu Freunden - tatsächlich zu einem kiffenden Fickfreund der 68er Bewegung. Ich konnte nur zuschauen und nahm meinen ersten und letzten Joint, der nur den Effekt hatte, dass mir die Gosche so brannte, dass ich am Havard Square ein Eis essen ging. In der Folge, da war ich schon über 50, erhielt ich nur mehr einmal in Lausanne heimtückisch und ohne mein Wissen von StudentInnen ein Brownie und damit zum zweiten Mal Haschisch. Der Effekt war auch nicht berauschend, sondern nur schwindlig machend.

Also Madeleine motivierte mich zu vielem, auch zu vielen sexuellen Gedanken - allein verwirklichen durfte ich mit ihr sexuell nicht mehr als eine Umarmung und eine schmusende U-Bahnfahrt im London.

Kindlicher Künstler-Sex

68 hatten die Frauen eine Chance auf einen Orgasmus, aber sie wählten zum Sex nicht Männer sondern Kinder, die als Künstler wie Otto Mühl sogar Schnuller trugen. Diese Jungmänner hatten bis heute alle eines gemeinsam: Frauen nicht zu befriedigen und von Frauen angelogen zu werden, indem sie ihnen das sexuelle Versagen nicht mitteilten.

Damals wie heute bekamen diese Jungmänner oder besser Kindmänner statt der Brust zum Trinken die Vagina zur Beruhigung, und wenn das nicht half, dann halt einen geblasen.

Charlotte Roche ist wie alle Frauen auf der Suche, wenigstens einmal einen Orgasmus zu haben. Sie geht dabei alles ein mit dem Ergebnis: kein Orgasmus, wie sie das in ihrem Buch auch beschreibt. Sie scheitert allein daran, dass sie es für ihren Mann tut und nicht er für sie.

 


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