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Lassen Sie Bomben auf die Schulen fallen!
01.06.2011
"Darf ich dir einen Witz erzählen?" Mit dieser Frage spricht mich ein 10-jähriger Bub und Bekannter der Familie an. Ich nicke ihm zu und nehme an es kommt wieder einmal so ein verblödeter, ordinärer Witz, über den ich nicht lachen, sondern nur mit einem stummen, nichts aussagenden Gesicht und einem „Na und?!“ reagieren werde, wodurch das ganze Interesse an der Konversation zwischen uns mit einem Schlag tot wäre. So etwas passiert mir normalerweise immer, nur nicht dieses Mal. Das Ende des Witzes hat mich trotz meiner Skepsis gepackt; „Ein Mann fragt eine Oma im Flugzeug, ob er eine Dose mit Erbsen haben darf. Sie gibt ihm die Dose und er stellt ihr eine Frage: 'Das Kind weint. Wissen Sie warum?' Sie weiß es nicht. Na, weil ihm eine Erbsen Dose auf den Kopf gefallen ist. Dann fragt der Mann nach einem Hammer. Dieselbe Auflösung in Bezug auf das Weinen des Kindes, nämlich weil ihm ein Hammer auf den Kopf gefallen ist.  Zum Schluss wird nach einer Bombe gefragt. Der Ausgang ist alles andere als erwartet: das Kind lacht. Warum? Na weil die Bombe den größten Feind der Kinder getroffen hat, nämlich die Schule, vor der er stand“. Der friedliche und naive Ausdruck im Gesicht des Jungen, verrät nicht gleich den Hintergedanken und seine wahren Gefühle. Sein Lachen, das eher naiv und ungezwungen ist, verrät jedoch seine große "Liebe“ zur Schule.
Woran haben Sie gedacht, auf dem Weg zur Schule? Wie groß war Ihre Freude, wenn Unterricht auf Grund Erkrankung eines Lehrers/einer Lehrerin abgesagt wurde? (Nichts gegen die arme Pädagogin, die dem starken Druck der Schule, der anderen Unterrichtenden und der Schüler nicht standhalten konnte). Wie oft haben Sie die Minuten, ja sogar die Sekunden bis zur Pause gezählt, um dann ohne den Lehrer ausreden zu lassen, laut schreiend und endlich „frei“ aus dem Unterrichtsraum raus zu laufen, an die frischte Luft, zum großen Abenteuer und zur Unterhaltung? Wie oft haben Sie sich während des Unterrichts gelangweilt? Haben Sie die Fliegen auf dem Fensterbrett gezählt? In der Nase gebohrt? Liebesbriefe oder andere geheime Botschaften an die junge Frau oder den jungen Mann auf der Bank vor Ihnen geschrieben? Wenn Sie sich an all die Kleinigkeiten, die man so fleißig versucht aus dem Gedächtnis zu löschen, erinnern, braucht man keine Studien und keine Forschungen mehr, um zu bestätigen, was die Schule für jeden von uns bedeutete.

Je mehr ich es zu verdrängen versuchte, desto schlechter ging es mir. Habe ich die Schule geliebt? Jein. Unwahrscheinlich, aber eines kann ich sagen: Ich habe den Unterricht und manch einen Lehrer geliebt. Umso mehr unsere Klasse, die es verdient hat, den Lehrer des Jahres bei sich zu haben, der viele spannende und lustige Geschichten aus seinem Leben in den Unterricht einbaute. Aber gehasst habe ich sie auch. Jeden Tag, als ich mich dem Schulgebäude näherte, wollte ich am liebsten weg und nie wieder zurück. Der Grund? Meine Mitschüler. „Hammer“, „Stück Holz“, nur für jene Kosenamen durfte ich wieder in der Schule fahren! Und aus all denen durfte ich mir sogar aussuchen, welchen Namen ich tragen darf! Es war eine Eliteschule, in die ich mit meiner Second Hand und Make-it-yourself-Garderobe nicht unbedingt reinpasste. Schwarze Schafe sind auch Führer, sagt man. Auch der Einzelgänger ist ein Führer seiner besonderen Lebensweise.

Viele Verletzungen, die man in das Erwachsenenleben mitnimmt, stammen aus den Schuljahren. Die Eltern des Jungen, der so aufgeregt und fröhlich den Witz über die Bombe berichtet hat, erzählen, wie sehr sie mit der Schule unzufrieden sind und dass sie bemerken, wie sich die Überforderung der Lehrer negativ auf die Psyche und das Wohl der Kinder auswirkt. Wie kann es sein, dass so viele Dinge bemerkt werden, auch, dass diese keinen guten Einfluss auf die Kinder haben oder zu keinen guten Lösungen führen und niemanden weiterbringen, dass aber daraus trotzdem keine Handlung erfolgt? Warum liefern jene Eltern immer noch ihre Kinder in der Schule ab, obwohl sie selbst immer noch voller Hass auf die Schule sind und sich für kein Geld der Welt überzeugen ließen die Schulbank nochmals zu drücken? Sprechen hier Gehorsam und Angst vor den gesellschaftlichen Vorschriften, Pflichten und Vorstellungen aus den Taten der Menschen? Und wo ist der gesunde Menschenverstand geblieben?

(vs)

Foto: Jascha400d


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