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Schienenersatzverkehr – So bitte nicht mehr!
04.08.2018
Ab Mittwoch, dem 1.8.2018 war wegen eines Murenabganges die Strecke zwischen Landeck und Bludenz für alle Züge gesperrt. Meine Mutter, mein Bruder (3) und ich hatten das Pech, dass wir genau an diesen Tagen unsere Familie in Dornbirn und Innsbruck besuchten.

Die ganze Reise fing eigentlich ganz harmlos an. Am Mittwoch waren wir um ca. 22:45 am Hauptbahnhof und stiegen in unseren Nachtreisezug. Erst als wir schon alles hergerichtet und unsere Betten bezogen hatten, erfuhren wir, dass wir in Salzburg in einen Bus einsteigen müssten, um nach Vorarlberg zu kommen. Der Schaffner kannte sich aber selber bei den Details auch nicht aus. Wir überlegten kurz, ob wir erst am kommenden Tag fahren sollten, wir hatten ungefähr 5 min. Zeit bis Meidling. Weil wir aber ganz sicher nach Vorarlberg wollten, und am nächsten Tag wieder zurückfahren mussten, entschieden wir uns dagegen. Man sagte uns, in Salzburg würde das Bahnpersonal am Bahnsteig stehen und uns alles weitere erklären.

Nach 3 Stunden Schlaf mußten wir um ca. 2:20 in Salzburg aussteigen. Vom Bahnhofspersonal war am Bahnsteig niemand zu sehen. Ein einziger Security, der hektisch telefonierte. Wir gingen also den anderen Menschen Richtung Ausgang nach. Ein Bus für 3 Züge war aufzufinden. Der war schnell voll. Das Bahnpersonal des vor uns angekommen Zuges hatte Platz. Beim Bus stand ein weiterer Security, der nur minimale Informationen bereit hatte. Erst eine halbe stunde später sollte der nächste Bus kommen. Viele Familien mit kleinen Kindern, auch ältere Menschen, warteten geduldig.

Die zwei Busse, die erst nach einer Stunde auftauchten, waren aber nicht nur die nächsten, sondern auch die letzten (angeblich mussten alle anderen österreichischen Busfahrer Rast machen und deswegen konnten keine Busse mehr kommen). Alle Leute, die warteten, gingen sich in denen aber nicht aus. Wir gehörten dazu. Zuerst wurden uns noch Hotelgutscheine versprochen, da aber die ganzen Hotels in der Nähe wegen der Festspielzeit voll waren, wurde uns gesagt, wir könnten entweder um 6:30 mit dem nächsten Zug nach Vorarlberg fahren (wie es da mit dem Schienenersatzverkehr gewesen wäre, weiß ich nicht) oder um 4:30 mit dem Zug nach Innsbruck. Da wir sowieso auch nach Innsbruck wollten, wählten wir letzteres, da wir keine weiteren 3 Stunden am Bahnhof warten wollten.

Vor dem Bahnhofsgelände, unten im Durchgang - es gab keine Sitzmöglichkeit. Wir warteten daher auf dem Bahnsteig, wo wir einen Platz auf einer der wenigen Bänke ergattern konnten. Es war laut und wir sehnten uns nach unserem Liegewagenabteil.

Freundlicherweise wurde uns der Zug aufgesperrt, sobald er am Gleis stand. Dieser Zug war aber kein Railjet oder sonstiges, sondern ein langsamer Pendler, der in besonders vielen Orten, wie  z.B. Kitzbühel, Zell am See, St. Johann oder Leogang hielt. Die Landschaft war ja sehr schön, aber wir konnten nicht mehr sitzen. Erst 4 Stunden später erreichten wir Innsbruck. Ein sofortiges Weiterfahren war mit meinem Bruder nicht möglich. Bis 15:00 blieben wir in Innsbruck.

Die Fahrt nach Dornbirn war relativ reibungsfrei. Es warteten sogar 4 Busse in Landeck, die uns nach Bludenz brachten. Dort stand der Railjet für die Weiterfahrt bereit. In Dornbirn angekommen, gingen wir gleich zum Schalter und kauften ein Ticket für die Rückfahrt. Der Herr am Schalter informierte sich über die aktuelle Situation und versicherte uns, dass nach dem Schienenersatz von Bludenz nach Landeck der Nachtzug mit Liegewägen ab Landeck normal verkehrte, weshalb er 2 Liegewagenplätze für uns buchte. Für eine Kostenrückerstattung verwies er uns auf den schriftlichen Weg.

Die nächste Überraschung kam dann bei der Rückfahrt in Bludenz, als wieder 3 Busse warteten, allerdings nur einer nach Landeck, die zwei anderen nach Innsbruck - alle Reisenden nach Wien mögen in den Bus nach Innsbruck. Große Ungewissheit. Auch der Fahrer kannte sich nicht aus. Ok, fahren wir also nach Innsbruck. Der nächste Schock folgte gleich danach, als der Zug der uns erwartete, keine Liegewagenabteile hatte. Keinen einzigen! Es gab abgesehen von einem Night-Rail-Wagonwagen nur offene Wägen. Uns stand also eine 5 Stunden lange Fahrt in der Nacht bevor und wir hatten nicht einmal das Bett, das wir zuvor bezahlt hatten. Auf je zwei Sitzen breiteten wir uns aus, bzw rollten uns zusammen, sodass wir halbwegs, schief, liegen konnten.

Am Freitag Früh kamen wir komplett übermüdet von zwei schlafmangelnden Nächten zurück. In Wien gingen wir als erstes zum Informationsschalter, gaben unser Beschwerdeschreiben und beide Tickests ab, erhielten einen Kulanzgutschein von Euro 12,-, und hoffen, dass wir in näherer Zukunft zumindest unser Geld zurückbekommen.
Der bittere Nachgeschmack bleibt.

Am Ende dieser Reise kann ich nur sagen, was für ein Wahnsinn das war! Diese drei Punkte haben mich am meisten gestört:
1. Meine Mutter hatte die meiste Zeit meinen kleinen Bruder im Tragegurt und auch andere viele kleinen Kinder waren unterwegs. Doch die ÖBB scherte sich darum überhaupt nicht. Derjenige, der zuerst im Bus war, bekam einen Platz, bzw. musste weniger warten.
2. Keiner kannte sich irgendwo richtig aus! Es war ein Herumfragen und Herumlaufen, bis wir endlich wussten, wo wir hinmussten.
3. Die fehlenden Liegewägen und vor allem, dass es dazu zuvor keine Auskunft gab!

Liebe ÖBB, ich hoffe, ihr schafft es, in Zukunft in „Notsituationen“ eure Organisation zu verändern…

ELR (14)

Foto: wikicommons

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