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Marianne - eine Frau, die sich selbst in die Einsamkeit treibt
14.12.2013
Noch vor drei Jahren wurde die Bühnenausstattung der Aufführung „Geschichten aus dem Wiener Wald“ am Wiener Burgtheater von den Pressekritikern als Möbellager bezeichnet, bei der Aufführung am 8. Dezember, bei der eine Redakteurin von die-frau anwesend war, bestätigte sich das Vorurteil. Die Burgruine in der Wachau, die stille Gasse in der Josefstadt, die Donauauen verwandelten sich in einsame Kästen, die Dorfhäuser präsentierten, in die sich die Schauspieler zurückzogen. Jedoch im Gegensatz zur damaligen Interpretation konnten diese auch die Einsamkeit und das Verstoßenwerden zum Ausdruck bringen.

Das Theaterstück "Geschichten aus dem Wiener Wald" von Ödön von Horváth, das erstmalig in Berlin uraufgeführt wurde und sich einen städteübergreifenden Erfolg verschaffte, erzählt über eine Familie, Liebe, Leidenschaft und eine sinnlose Tat. Der Vater möchte seine  Tochter mit einem wohlhabenden Metzger verheiraten. Aber Marianne (Birgit Minichmayr) verliebt sich am Verlobungstag und geht weg mit dem Mann ihrer Wahl. Der Bräutigam  und  der Vater sind enttäuscht. Der Vater will seine Tochter nicht mehr sehen. Nach einem Jahr bekommt die Tochter ein Kind. Da ihr Geliebter Alfred (Nicholas Ofczarek) sie bald verlässt, muss sie als Nackttänzerin arbeiten. Geldlos und einsam kehrt sie zu ihrem Vater zurück und wird von ihm trotz aller Geschehnisse mit offenen Armen empfangen. Inzwischen wird ihr Kind, das sie ihrem Geliebten zuliebe der Großmutter (Bibiana Zeller) gegeben hat, von letzterer umgebracht.

Die Geschichte führt uns zur Erkenntnis, dass wir unseren Eltern zumindest anhören müssen. Sie wissen, was besser für uns ist, und sie haben mehr Erfahrung als wir. Selbstverständlich stehen unsere Eltern uns auch in harten Zeiten bei.

Doch sollten Kinder nicht ihren eigenen Weg gehen, indem sie eigene Entscheidungen treffen, zu diesen dann auch stehen und für die Missgeschicke dann auch entsprechende Verantwortung übernehmen? Vor allem, wenn ein Kind kein Kind mehr, sondern eine erwachsene junge Frau ist. „Geschichten aus dem Wiener Wald“ gehört mehr oder weniger zu den Erzählungen über die Zeiten, wo vor allem den Frauen die freie Wahl entzogen wurde und diese zwangsverheiratet wurden und dann in einer Ehe eine pflichtbewusste Hausfrau spielen mussten.

Der größtenteils mit jungem Publikum gefüllte Saal des Wiener Burgtheaters bei der Sonntagsaufführung gratulierte den emotionalen Schauspielern zur gelungenen Aufführung mit einem üppigen Applaus.

Gaziza K.

Fotos: Reinhard Werner

die-frau.de