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Wenn der Chef die Unterwäsche aussucht
03.01.2011
Stellen Sie sich vor, Sie müssten vor Dienstantritt ein 50-seitiges Konvolut an Bekleidungstipps und –richtlinien durchackern. Genau das sieht nämlich die Schweizer Großbank UBS für Ihre Mitarbeiter vor und hat als Pilotprojekt ihren Angestellten in fünf Schweizer Filialen eben diesen Wälzer zu Gemüte geführt. Darin finden sich skurille Vorschriften wie das Tragen von hautfarbener Unterwäsche, Verbot von blickdichten Strumpfhosen sowie das Untersagen von Haarfarbe bei männlichen Angestellten. Männer sollten außerdem rasiert und nicht mit einem Dreitagesbart zur Arbeit erscheinen, dabei sei es ihnen freigestellt, ob sie einen elektrischen oder herkömmlichen Rasierer benutzen – wie großzügig.

Frauen wird nahe gelegt, sie würden geschminkt kompetenter aussehen, Parfumgeruch sei allerdings nicht erwünscht.

Hintergrund Image-Kampagne

UBS war in der Finanzkrise fast untergegangen, musste staatliche Hilfe in Anspruch nehmen und versucht nun das angekratzte Image wieder aufzupolieren. Doch es scheint nicht gerade so, als würde der autoritäre Umgang mit den Mitarbeitern dazu beitragen, das Image in der Öffentlichkeit zu verbessern – ganz im Gegenteil. Seitdem die Unterwäsche-Geschichte die Runde gemacht hat, sieht sich die Bank Spott und Häme ausgesetzt. Natürlich kann man bis zu einem gewissen Grad nachvollziehen, dass Bankangestellte nicht in zerrissenen Jeanshosen und grün gefärbten Haaren zur Arbeit erscheinen sollten. Doch die Wahl der Unterwäsche und ob sich eine Frau schminken will oder nicht, sollte man doch ihr selbst überlassen.

Obwohl die Bank inzwischen zurückgerudert hat und davon spricht, dass es sich bei den Bekleidungstipps nicht um Vorschriften, sondern eher um Empfehlungen handle, stellt sich doch die Frage, wie weit Vorgesetzte mit ihren Vorschriften gehen dürfen. Kann man von erwachsenen Menschen nicht erwarten, dass sie sich selbst so einkleiden können, wie es ihrer Position entspricht? Vorschriften über Vorschriften bringen nicht nur eine schiefe Optik in der Öffentlichkeit, auch die Loyalität der Mitarbeiter kann dadurch geschädigt werden, denn wer will schon vorgeschrieben bekommen, welche Farbe die eigene Unterwäsche haben soll?

(mf)

Foto: Triumph


die-frau.de